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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht
Autoren: Michelle Guenter
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rn, doch nachdem du seinen Vater getötet hast, ist Jim vollkommen einsam gewesen. Er hatte keine Perspektive in seinem Leben, ließ sich deshalb darauf ein, sich vo n Vany in einen Dämon verwandeln zu lassen und Diana bei Luzius Beschwörung zur Seite zu stehen. Nachdem wir ihn damals in einer Höhle gefunden haben, allein, verlassen und verzweifelt, bin ich zu seiner einzigen Bezugsperson geworden“, antwortete Gregor und jeder Laut, jeder Ton, der seine Kehle verließ, bereitete ihm spürbares Vergnügen. „Er hat dich gehasst, Melica. Für alles, was du ihm angetan hast. Es war harte Arbeit, ihn davon zu überzeugen, wieder deinen besten Freund zu spielen. Doch es war existenziell für mich. Schließlich hatte ich nur mit ihm an deiner Seite eine zweite Person, die dich zu meinen Gunsten beeinflussen konnte.“
    „ Nein!“, entfuhr es Melica fassungslos. „Du! Du lügst doch!“
    „ Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, warum ich dies tun sollte“, antwortete Gregor. Er legte seine rechte Hand auf den Tisch vor sich, schenkte ihr ein leichtes, vermutlich beruhigend wirken sollendes Lächeln. „Ich will nur, dass du um die Konsequenzen weißt, die dein Verhalten nach sich ziehen könnte. Jonathan und Jim stehen felsenfest hinter mir. Solltest du den Mut aufbringen, dich tatsächlich gegen mich zu stellen, müsstest du gegen deine Freunde kämpfen. Bist du dir sicher, dass so weit gehen möchtest?“
    Eine Frage. Neun Worte, die man nach Belieben zusammenstellen konnte. Die in dieser Reihenfolge am meisten Sinn machten. Und die Melica dennoch nicht gefielen. Die Antwort, die sich Gregor erhoffte, konnte sie ihm einfach nicht geben.
    Es war seltsam. Melica war nie eine Heldin gewesen. Obwohl sie in vielen Dingen Talent gezeigt hatte, hatte sie sich immer nur gewünscht, ein normales Leben zu führen. Ein Leben im Schatten und Hintergrund war ein Leben, das ihr gefiel. Sie mochte keine Konflikte und Ärger war etwas, das sie nur im Gespräch mit ihrer Mutter suchte.
    Ein Klicken in ihrem Innersten ließ sie lächeln. Es war dieser Moment, in dem sie erkannte, dass sie sich geändert hatte. Offenbar hatte Luzius ihr trotz allem geholfen. Dank ihm hatte sie gelernt, sie selbst zu sein. Sich zu akzeptieren. Und für das einzustehen, mit dem sie sich identifizierte.
    „ Ich bin mir sicher, Gregor.“ Jedes Wort ein Zeichen eisernster Überzeugung. Schwungvoll erhob sie sich von ihrem Stuhl. „Ich brauche keine 24 Stunden, um zu erkennen, was falsch und was richtig ist. Ich werde verhindern, dass du die Menschen versklavst. Das verspreche ich dir.“
    Das, was dann geschah, war nicht in Worte zu fassen. Gregors Nicken war kaum zu sehen, doch es war auch nicht an sie gerichtet. Sondern an die Person in ihrem Rücken.
    Bevor Melicas Verstand auch nur ansatzweise realisieren konnte, was das zu bedeuten hatte, wurde sie von einem unsichtbaren Gewicht zu Boden gerissen. Ihre Knie prallten dumpf gegen den kühlen Stein. Sie achtete nicht darauf. Ihre Gedanken rasten, waren so verwirrt wie Melica selbst. Sie verstand einfach nicht, was los war! Vollkommen überrumpelt hob sie den Kopf. So sah sie gerade noch, wie ein kleines, scharfes Messer direkt auf Gregors Hals zuflog. Dessen Gesicht zierte ein Ausdruck blanker Panik. Seine Augen gruben sich tief in Melicas Erinnerung. Die Welt hörte auf, sich in gewohnter Geschwindigkeit zu drehen. Zeitlupe. Dann kippte Gregors Kopf. Fiel. Landete auf dem Boden und rollte leise unter den Schreibtisch. Der schmale Körper allerdings blieb, wo er war. In gewohnt selbstbewusster Position saß er auf Gregors Stuhl, sah ganz normal aus, stark, mächtig. Nur dass es oberhalb seines Halses nicht mehr als bloße Luft gab.
    Obwohl Melica nicht atmen musste, schnappte sie nach Sauerstoff, rappelte sich in Windeseile auf. Gregor war tot. Panisch fuhr sie herum, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Stelle, aus der das Messer geflogen sein musste. Dort war jemand.
    Erik. Auf seinem Gesicht die gleiche Panik, die auch wenige Sekunden zuvor die Züge des nun toten Mannes geprägt hatte. Erik sah vollkommen entsetzt aus, wie er dort stand, mit fahlem Gesicht und weit erhobener Hand.
    Melica brauchte keinen Wimpernschlag, um eins und eins zusammenzuzählen. Während ihr Gefühl der Fassungslosigkeit langsam abebbte, warf sie sich förmlich zu Boden und griff nach dem Messer, das gerade Gregor von seinem Kopf und die Menschheit vor einer ewigen Sklaverei getrennt hatte. Dann war
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