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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht
Autoren: Michelle Guenter
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großem Gebäude sie einst werden würden.
    Zanes Blick streifte einen großen Ahornbaum, der direkt neben den Mauern stand. Was er dann sah, dort, direkt am breiten Stamm gelehnt, brachte ihn beinahe zum Grinsen. Natürlich nur beinahe – er hatte schließlich einen Ruf zu verlieren.
    „ Ich werde euch umbringen, falls ich diesem Bild tatsächlich in meinen Alpträumen begegne“, sagte er laut und beobachtete, wie Isak und Timon auseinander fuhren. Aufgeschreckt wie zwei kleine Schulkinder starrten sie ihn an. Nur zögerlich schob sich Isak vor den dunklen Mann, schirmte ihn vermutlich unbewusst vor Zanes Blick ab. Diesem hätte er nicht weniger gleichgültig sein können.
    Eine unvorteilhafte Röte schlich sich in Isaks Wangen, doch er lächelte verschmitzt. „Zane“, sagte er leise.
    „ Stefan.“ Er benutzte diesen Namen absichtlich, wusste er doch, wie wenig Isak ihn ausstehen konnte. Weshalb er auch fast ein bisschen enttäuscht war, als Isak weder gequält zusammenzuckte noch das Gesicht verzog. Stattdessen wurde sein Lächeln breiter. „So heiße ich“, erwiderte er belustigt. „Schön, dass du meinen Namen kennst.“
    Anstelle einer Antwort blickte Zane ihn nur auffordernd an. Woraufhin Stefan seufzte. „Du weißt, warum ich nicht so genannt werden wollte. Ich wollte nicht an die Person erinnert werden, zu der der Name gehört hat. Doch Timon hat mir geholfen, mich selbst zu akzeptieren.“ Während er sprach, griff er liebevoll nach Timons Hand. Die Zärtlichkeit, die aus seinen Augen sprach, als er den dunklen Dämon betrachtete, ließ Zane würgen.
    „ Du bist noch genauso kitschig wie damals“, raunte er. „Es ist in Ordnung, dass du deinen seltsamen Gefühlen für den Nayiga endlich nachgegeben hast. Schließlich sollten damit auch deine grenzwertigen Stimmungsschwankungen aufhören, mit denen du das Antrum und vor allem Melica terrorisiert hast. Trotzdem musst du es mir nicht auch noch unter die Nase reiben! Stefan, ich hoffe, du passt auf dich auf. Wir wissen doch beide, wie unschön die Sache damals für Raffael geendet hat.“ Was er sagte, meinte er ernst. Er mochte Stefan. „Ist Melica eigentlich endlich in deine Geschichte eingeweiht?“
    Die Röte in Stefans Wangen war schon fast verschwunden, doch nun kehrte sie zurück. Die Tatsache, dass er gleichzeitig auch noch seinem Blick auswich, verlieh ihm das Aussehen eines nervösen Kindergartenkindes. „Nein. Sie weiß immer noch nicht von Raffael. Ich will nicht, dass sie ihren Blick auf mich ändert, Zane. Ich möchte ihr nicht sagen, dass ich mich damals nur den Sarcones angeschlossen habe, weil ich verliebt gewesen bin. Und dass ich erst verstanden habe, was richtig ist, nachdem Raffael wegen meiner Dummheit gestorben ist.“
    Wie immer musste Stefan maßlos übertreiben. Zane zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er den lockigen Schattenkrieger deshalb kritisieren sollte. Verdient hätte er es, zweifellos, aber... selbst er, Zane, besaß eine weiche Seite. Er hätte es nicht einmal unter Folter laut zugegeben, doch er verstand Stefan. Damals, kurz nachdem sich Raffael in den damaligen Dämonenjäger verliebt und ihn dann verwandelt hatte, hatte Zane die beiden zusammen gesehen. Öfter als ihm lieb war, schließlich war Raffael neben Zane einer von Damians engsten Vertrauten und Zane damals schon denkenswert unromantisch gewesen. Eigentlich waren Stefan und Raffael dem gesamten Schloss der Sarcones mit ihrer unheimlich kitschigen und übertriebenen Art auf die Nerven gefallen. Weshalb es Zane auch nicht gewundert hatte, als Stefan schließlich den Wunsch bekundete, das Schloss und die Sarcones verlassen zu wollen. Dass Raffael nicht Damian, sondern Diana darum bat, sich von den Sarcones trennen zu dürfen, war sein größter und zugleich auch sein letzter Fehler. Der Tag, an dem Diana Raffael für diesen vermeintlichen Verrat enthauptete, musste der Tag gewesen sein, an dem sich Stefan den Schattenkriegern angeschlossen hatte.
    „ Außerdem hat Melica momentan ohnehin keine Zeit für mich“, sprach Stefan da plötzlich weiter.
    Zane versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Es gelang ihm nicht. „Melica?“, wiederholte er deshalb. „Warum?“
    Der Mann in Stefans Rücken begann zu lachen und auch Stefan musste sich ein Schmunzeln verkneifen. „Du hast es echt nicht mitbekommen?“
    Wenn Zane eine Liste aufstellen musste, mit Dingen, die er am meisten hasste, stand Unwissenheit an oberster Stelle. „Was mitbekommen?“ Die Wut
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