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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung
Autoren: Joy Fraser
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in seine Hände. Wie ein Wunder kam es ihm vor, dass sie da war. Und er dankte Manitu, dem christlichen Gott seiner Kindheit, und dem jungen Funker aus dem Reservat für ihr Überleben. Der Gedanke, ihr könne etwas passieren, schnürte seine Brust ein. Er küsste ihren Mund. Sie öffnete die Augen und er sah ein Leuchten darin, als sie ihn erkannte. Sie schlang die Arme um ihn und erwiderte seinen Kuss. Ihr Mund war kalt wie eine Eishöhle und doch schoss Hitze durch seine Knochen. Kalter Atem schlug ihm entgegen. Sie hatte bereits Untertemperatur.
    „ Komm her, Honey, komm in meinen warmen Truck. Ihr müsst euch so schnell wie möglich aufwärmen.“
    Er sah Vertrauen in ihren Augen. Sie vertraute ihm und das machte ihn seltsam stolz und glücklich. Aber würde sie ihm in einer Beziehung je wieder vertrauen können?
    Die Frauen stiegen ohne seine Hilfe aus dem Wagen, aber die Kälte hatte ihre Worte eingefroren. Sie schwiegen, bis sie unter warmen Decken mit heißen Kaffeebechern in der Hand auf seinem Rücksitz saßen.
    „ Wie hast du den Kaffee so lange warm gehalten?“, wollte Sandra wissen, als er gerade wieder anfuhr. Typisch Sandra, immer wissensdurstig.
    „ Ich hab dich vermisst, Süße“, sagte er.
    „ Würdet ihr damit bitte warten, bis ihr allein seid?“, bat Connie und verdrehte die Augen.
    John lachte.
    „ Ich habe eine Thermoskanne an den Zigarettenanzünder angeschlossen. Im Sommer wird sie durch eine Kühlbox ersetzt.“
    „ Wie praktisch“, sagte Sandra. „Ich danke dir vielmals für unsere Rettung, Held in der Not.“
    „ Ich auch“, warf Connie ein. „Und sorry, dass ich deine Lady in diese Situation gebracht habe.“
    John sagte nichts dazu, nickte nur kurz. Er würde sie sich später vornehmen. Sie konnte leichtsinnig ihr Leben aufs Spiel setzen so lange sie wollte, aber andere mit hineinziehen ging zu weit.
    „ Glaubst du, meine Fußzehen sind in Gefahr? Ich spüre meine Beine schon seit Stunden nicht mehr.“
    John schwieg für einen Moment. Verdammt, das klang nicht gut.
    „ Oh je“, sagte Sandra. „Keine Antwort ist auch eine Antwort.“
    „ Ich suche nur nach diplomatischen Worten. Meistens ist es nichts, was ein heißes Bad nicht kurieren könnte. Wie lange ist der Motor schon aus?“
    „ Keine Ahnung. Es war aber schon dunkel. Dann sind wir nach hinten gegangen, wo wir uns besser gegenseitig wärmen konnten“, sagte Connie.
    „ Das war schon mal sehr clever. Dafür kriegst du Pluspunkte.“
    „ Oh oh, der Chef ist sauer auf mich.“
    „ Es war wirklich nicht allein ihre Schuld, John“, mischte sich Sandra ein. „Ich hätte genauso daran denken können, mich besser vorzubereiten. Aber wir dachten beide nicht daran, den Wetterbericht zu hören. Vorhin hörten wir im Radio, dass ein Schneesturm angesagt ist. Hätten wir das vorher gewusst, dann wären wir erst morgen auf die Suche nach dir gegangen.“
    Auf die Suche nach ihm. Im Grunde war er der Auslöser für dieses dumme Unternehmen. Wie konnte er da jemand anderem die Schuld geben?
    „ Es tut mir leid, Ladies. Ich hätte mich melden müssen. Ich weiß, das ist eine lahme Entschuldigung und funktioniert nur, wenn euch keine Zehen abfallen, aber wollen wir mal das Beste hoffen.“
    Die Frauen kicherten und er war vom Haken. Für den Moment. Er fühlte sich beschissen, schuldig bis unter die Haarwurzeln. Aber er war auch glücklich. Glücklicher als je zuvor. Sie teilte wieder denselben Raum mit ihm, atmete dieselbe Luft wie er. Der verloren geglaubte Teil seines Selbst war wieder da und die Einsamkeit war verschwunden.
     
    Sie stand nackt in Joes Badezimmer, das nicht mehr war, als ein kleiner Bereich hinter einem Vorhang in seinem Schlafzimmer. John hatte ihr erzählt, er habe Joe schon zig Mal angeboten ein richtiges Bad anzubauen, aber der wollte davon nichts hören. Damals hätten sie auch kein Bad gehabt, in den alten Tagen. Man wusch sich im Fluss, wenn überhaupt. Nur die Innentoilette ließ er sich gefallen, denn die Winter waren hart und er ein alter Mann.
    Der Badezuber war ein Relikt aus Wildwestzeiten, aber sauber, und im Moment voll mit einem dampfenden Schaumbad. John war sittsam hinausgegangen, als Sandra sich entkleidete. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, kannte er ihren Körper doch fast besser als sie selbst. Es versetzte ihr einen kleinen Stich. Wollte er wirklich nichts Privates mehr mit ihr zu tun haben? Oder handelte es sich um nordamerikanische Zurückhaltung? Wenn die Beziehung
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