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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss
Autoren: Christopher Moore
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-1-
Finde dich damit ab –
'ne Menge Leute sind tot
     
    »Blutsauger – jetzt bin ich tot! Spinnst du?« Tommy war gerade zum ersten Mal als Vampir aufgewacht. Er war neunzehn und dürr und hatte sein bisheriges Leben überwiegend in einem Zustand der Verwirrung und Verwunderung verbracht.
    »Ich wollte nur, dass wir zusammen sind.« Jody: blass, hübsch, langes, rotes Haar, das ihr ins Gesicht fiel, freches Näschen auf der Suche nach einer verirrten Sommersprosse, breites, lippenstiftverschmiertes Grinsen. Sie war selbst erst zwei Monate untot und arbeitete noch an ihrer Gruseligkeit.
    »Genau, und deshalb hast du die Nacht mit ihm verbracht.« Tommy deutete zum anderen Ende des Lofts auf eine lebensgroße Bronzefigur von einem Mann im zerlumpten Anzug. In der bronzenen Schale steckte der alte Vampir, der Jody verwandelt hatte. Neben ihm stand eine Bronze von Jody. Als die beiden bei Sonnenaufgang in den Schlaf gesunken waren, hatte Tommy sie den Bildhauern gebracht, die unten im Haus wohnten, und die Vampire dort in Bronze gießen lassen. Er hatte geglaubt, es würde ihm etwas Zeit verschaffen, sich zu überlegen, was er tun wollte, und außerdem musste er verhindern, dass Jody mit dem alten Vampir durchbrannte. Dummerweise hatte Tommy Löcher in die Ohren ihrer Statue gebohrt, damit sie ihn hören konnte. Offenbar hatte ihr der alte Vampir in der Nacht gezeigt, wie man sich in Nebel verwandelte, und so war sie aus den Ohren ins Zimmer geströmt, und nun standen sie sich gegenüber: tot, verliebt und voll genervt.
    »Ich musste doch wissen, wer ich bin, Tommy! Und wer sonst hätte es mir sagen können?«
    »Ja, aber du hättest mich fragen müssen, bevor du es machst«, sagte Tommy. »Du kannst doch nicht einfach jemanden ermorden, ohne ihn vorher zu fragen. Das tut man nicht.« Tommy kam aus Indiana, und seine Mutter hatte ihm beigebracht, sich anständig zu benehmen und Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen.
    »Und du hast an mir rumgefummelt, als ich geschlafen habe«, sagte Jody.
    »Das ist nicht dasselbe«, sagte Tommy. »Ich wollte nur nett sein, so wie man für einen Fremden Geld in eine abgelaufene Parkuhr steckt. Man kann davon ausgehen, dass er es später zu schätzen weiß, auch wenn er sich nicht persönlich bei dir bedankt.«
    »Ach, und du wärst dankbar, wenn du im Pyjama einschläfst und dann total verklebt im Cheerleader-Kostüm aufwachst. Weißt du, Tommy, wenn ich schlafe, bin ich – technisch gesehen – tot. Und jetzt rate doch mal, wie man jemanden wie dich nennt.«
    »Also – hm – ja, aber du bist doch gar kein Mensch. Du bist nur irgendein ekliges, totes Ding.« Tommy bereute sofort, dass er das gesagt hatte. Es war verletzend und gemein, und obwohl Jody tatsächlich tot war, fand er sie überhaupt nicht eklig. Im Grunde war er sogar ziemlich sicher, dass er sie liebte, aber diese Nekrophilie/Cheerleader-Geschichte war ihm doch ein bisschen peinlich. Zu Hause im Mittleren Westen verloren die Leute über so etwas kein Wort, es sei denn, ein Hund buddelte irgendwo in einem Hinterhof eine Pumpgun aus und die Polizei stellte fest, dass unter der Hollywoodschaukel eine komplette Pyramide aus Toten vergraben war.
    Jody schniefte, wenn auch nur aus Effekthascherei. Eigentlich war sie erleichtert, dass Tommy jetzt in der Defensive war. »Nun denn: Willkommen im Club der Toten Dinger, Mr. Flood!«
    »Du hast mein Blut getrunken«, sagte Tommy. »Und zwar nicht zu knapp.«
    Verdammt, sie hätte so tun sollen, als kämen ihr gleich die Tränen. »Du hast dich nicht gewehrt.«
    »Aus reiner Rücksicht«, sagte Tommy. Schulterzuckend stand er auf.
    »Du hast es nur zugelassen, weil du Sex wolltest.«
    »Das stimmt nicht. Du brauchtest mich.« Er log. Es lag am Sex.
    »Ja, das stimmt«, sagte Jody. »Und ich brauche dich immer noch.« Sie breitete die Arme aus. »Wirklich wahr.«
    Er ließ sich von ihr umarmen und drückte sie an sich. Sie fühlte sich einfach unglaublich an, noch unglaublicher als früher. Es war, als wären seine Nerven übersteuert. »Okay, ich hab es zugelassen, weil ich Sex wollte.«
    Super, dachte sie, alles wieder im Lot. Sie küsste ihn am Hals. »Wie wär's jetzt damit?«
    »Lieber später. Erst mal hab ich Kohldampf.« Er ließ sie los und rannte quer durchs Loft in die Küche, wo er einen Burrito aus dem Tiefkühler nahm, ihn in die Mikrowelle legte und auf den Knopf drückte, alles in einer einzigen, fließenden Bewegung.
    »So was solltest du nicht essen«,
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