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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung
Autoren: Joy Fraser
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genoss die starken warmen Arme um sich und hoffte, er würde ernst machen und sie nie wieder loslassen.
    „ Wo seid ihr denn plötzlich alle?“, rief Connie und stolperte in den Raum. „Oh mein Gott, scheiß Timing. Sorry, bin schon weg.“
    John ließ von Sandra ab.
    „ Ach was, komm her. Die Couch ist dein. Ich werde Sandra auf dem Boden wärmen.“
    „ Aber wartet mit den Sauereien, bis ich eingeschlafen bin.“
    Sandra schnappte nach Luft und Connie kicherte. John schüttelte nur den Kopf. Er ging ins Nachbarhaus, um noch ein paar Decken und Unterlagen zu besorgen. Connie kuschelte sich unter eine dicke Decke auf der Couch.
    „ Mach dir keine Sorgen, ich schlafe immer schnell ein. Heute ganz besonders.“
    Sandra schüttelte den Schlafsack aus. „Aber Connie, du glaubst doch nicht etwa, wir tun es, wenn jemand im Raum ist!“
    „ Warum nicht? Ach, macht doch was ihr wollt. Gute Nacht.“
    Sie drehte sich mit dem Gesicht zur Rückwand der Couch und zog sich die Decke über den Kopf. Sandra zog ihre Hose aus. Den Pullover und ihr Unterhemd behielt sie an, schälte sich aber aus dem BH darunter. Die nasse Strumpfhose hing zum Trocknen am Kamin. Es sah aus, als habe ein Storch seine Strümpfe ausgezogen und wartete darauf, dass der Weihnachtsmann sie füllte. Schnell kroch sie unter die Decke auf der Schaumstoffmatratze und wartete auf John. Den Mann, der ihr tatsächlich verziehen hatte. Den Mann, den sie brauchte wie Kaffee und regelmäßiges Essen. Den Mann, von dem sie nun wusste, dass er sie auch brauchte. Er hatte nur gezögert, sich selbst geschützt, weil er nicht wusste, was genau sie von ihm wollte. Ob sie ihm noch einmal wehtun würde.
    John wehte mit einem Schweif dicker Schneeflocken ins Haus. Er hatte sie überall auf sich wie Puderzucker. Einen Stapel bunter Decken und eine weitere Schaumstoffmatratze hatte er mitgebracht. Sandra half ihm beim Ausbreiten der Sachen und sah ihm zu, wie er das Feuer für die Nacht anfachte. Dann zog er sich die Kleider aus, bis auf ein langes Skiunterhemd und seine engen Boxers, und kroch zu ihr ins Bett. Sie kuschelten sich aneinander und suchten eine bequeme Stellung. Dann wurde alles ruhig, nur das Feuer knisterte leise.
    „ Danke, dass du gekommen bist“, sagte John leise und küsste ihren Mund. „Ich habe eben draußen einen Raben gesehen.“
    „ Magie liegt in der Luft“, sagte Sandra.
    John löffelte sich hinter sie und sie genoss das Gefühl seiner Nähe, die sie so vermisst hatte. Kühle Haut an kühler Haut, selig, wieder von ihm gehalten zu werden, schlief sie ein.
     
    Am nächsten Morgen sah das Reservat wie eine unwirkliche weiße Märchenlandschaft aus. Die Sonne schien und am blauen Himmel war kein Wölkchen zu sehen. Schwere Schneelasten lagen auf den Ästen der umstehenden Bäume, als hätte man ihnen eine übertriebene Schicht Zuckerglasur übergegossen. Wie kam es nur, dass verschneite Wälder so einladend, weich und heimelig wirkten und dabei doch so lebensfeindlich kalt und nass waren? Ein gefährliches Blendwerk der Natur.
    „ All überall auf den Tannenspitzen, sah man goldene Lichtlein blitzen ...“, sagte Sandra verträumt.
    „ Was hast du gesagt?“, fragte John. Er lud Feuerholz in einen Eimer, um Joes Vorräte aufzufüllen. Dem alten Mann fielen solche Arbeiten von Tag zu Tag schwerer. Andere aus dem Reservat halfen ihm aus, aber da John nun schon mal da war, wollte er es schnell erledigen.
    „ Das ist nur ein altes deutsches Weihnachtsgedicht.“
    Er lächelte und sie sahen sich eine Weile an. Es war vollkommen still draußen, niemand sonst war auf, der dämpfende Schnee war eine perfekte Decke ohne jegliche Spuren.
    „ Nach dem Frühstück werden wir zu Connies Auto rausfahren und es wieder flott machen. Und dann fahren wir zu mir nach Hause“, schlug John vor, wobei eine hochgezogene Augenbraue eine unterschwellige Frage daraus machte. Sandra nickte und er fuhr fort mit der Tagesplanung, während er weitere Holzscheite in den Eimer lud. „Heute Nachmittag fahren wir ins Büro und ich schaue mal nach, warum das Projekt hängen geblieben ist. Eigentlich sollte das längst ohne mich gelaufen sein.“
    Sandra versuchte einen Schneeball zu formen, aber der Schnee war zu fein. Der Ball zerfiel direkt nach dem Wurf und rieselte träge zurück auf die weiße Masse, und ein beißend kalter Film feinster Flocken blieb an ihrer Haut kleben.
    „ Ohne Handschuhe solltest du das nicht machen. Der Schnee ist extrem kalt und außerdem
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