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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer
Autoren: Mary Janice Davidson
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deinem neuen Job‹-Karten.«
    »Also hast du es mit Blumen gesagt?«
    »Und mit Strip-o-grams?«, fragte mein Zombie hoffnungsvoll.
    Argh. Ich musste aufhören, ihn »meinen Zombie« zu nennen. Er hatte einen Namen, verflucht. Zwei Namen. Zombie Marc. Verflixt! Marc Spangler. »Nein. Der Antichrist ist prüde.« Eine prüde Jungfrau von der schlimmsten Sorte. Trotzdem. Wir sollten das Wichtigste nicht vergessen … »Das Wichtigste«, sagte ich und beendete meinen Gedanken laut, »ist doch, dass sie hergekommen ist. Wir haben miteinander geredet, wenn auch nur ein paar Minuten. Wenn ich sie einmal dazu bewegen konnte …«
    »Du meinst, wenn du sie einmal dermaßen zur Weißglut bringen konntest, dass sie herkommt«, sagte Jessica, während Marc so heftig nickte, dass er beinahe von der Veranda gepurzelt wäre.
    »… dann gelingt es mir auch ein zweites Mal – genau. Wir werden verflucht noch mal mit der ganzen Familie Thanksgiving feiern!«
    »Apropos«, fiel es Jessica ein, »ich habe heute zu Mittag Truthahn gegessen.«
    »Das ist in Ordnung«, erklärte ich, obwohl ich das Gefühl nicht loswurde, dass ich wohl noch einmal einkaufen fahren musste.
    »Den ganzen Truthahn.«
    Hatte ich’s doch gewusst! Ich wagte es nicht, Marc anzuschauen.
    Er hielt die Hand vor den Mund und hustete. Da Zombies nicht husten müssen, war mir klar, dass er gegen einen Lachanfall ankämpfte.
    Jessica schien unsere unterdrückte Belustigung zu spüren, denn sie kniff die wunderschönen dunklen Augen zu Schlitzen zusammen und musterte uns argwöhnisch. »Möchte irgendjemand einen Kommentar zu meinem Mittagessen abgeben?«
    »Nei-hein«, log ich und fragte mich, ob ich überreagierte, wenn ich jetzt Angst bekam.
    »Es ist gut, dass du viel Protein zu dir nimmst«, fügte Dr. Marc Zombie hinzu. Er war der Ansicht, dass seine ärztlichen Fähigkeiten seit seinem Tod dem Niveau eines begabten Medizinstudenten entsprachen, obwohl er zu Lebzeiten Arzt in der Notfallambulanz gewesen war, so wie in der TV -Serie
Emergency Room.
    Marc war übrigens kein Zombie, wie man sie aus Kinofilmen kennt. Er wankte nicht mit diesem komischen Gang hinter uns her und stöhnte dabei, wie gern er unsere köstlichen Gehirne verspeisen würde. Er stank auch nicht oder war mit fauligem Schleim bedeckt, und unbeholfen war er auch nicht. Dennoch vertraute er nicht auf seine neuen und unerprobten Reflexe. »Du brauchst mindestens sechzig Gramm Protein jeden Tag. Und dieser Truthahn hatte … äh …«, er rollte die Augen nach oben und rechnete nach, »… etwas über fünfzehnhundert Gramm an Proteinen.« Pause. »Also hast du deinen Proteinbedarf eindeutig gedeckt, und zwar für …«, Pause, »… den ganzen Tag.«
    Jessica entspannte sich und lächelte. Marc und ich entspannten uns und lächelten. Ich wusste, dass er es sich gerade noch hatte verkneifen können, seinen Satz mit »für die ganze Woche«, »den ganzen Monat«, »das ganze Jahrzehnt« oder »das ganze Jahrhundert« zu beenden. Das war eine weise Entscheidung gewesen, die dafür sorgte, dass er sein untotes Leben einen weiteren Tag untot leben konnte.
    Außerdem musste man Jessica nur anschauen, um zu wissen, dass es ihr gut ging. Sie war vor Gesundheit regelrecht aufgeplustert! Nein, das ist das falsche Wort. Aufgeblüht, das ist das Klischee, nach dem ich gesucht habe. Ich bin durcheinandergekommen, weil Jess im unschwangeren Zustand normalerweise die Figur und das Gewicht einer Feder hatte. Ihr Schlüsselbein trat so stark hervor, dass man Sorge haben musste, sich daran zu schneiden, wenn man auf sie fiel. Wir kennen uns seit unseren Erster- BH -Tagen, und sie war schon immer gertenschlank und unerträglich hübsch gewesen. Sie hatte wunderschöne braune Augen und eine seidig glänzende rötlich dunkle Haut, was bedeutete, dass die dumme Nuss auch mit Farbtönen wie Fuchsia und Orange toll aussah. Ich hingegen wirkte mit Lippenstift in diesen Farben wie a) ein Zirkusclown, b) eine einbalsamierte Leiche und/oder c) eine einbalsamierte Zirkusclownleiche.
    Jessica war (und ist) vermögend, aber ich neidete ihr den Reichtum kein bisschen. Sie hatte in ihrem Leben schon einiges ertragen müssen: einen Vater, der sie vögeln wollte, und eine Mutter, der es egal war,
was
er tat, solange er die Rechnungen bezahlte. Jess war der reichste Mensch in Minnesota (nicht die reichste Frau, nicht die reichste Afroamerikanerin – das reichste Säugetier) und auch darum beneidete ich sie nicht.
    Zufrieden,
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