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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer
Autoren: Mary Janice Davidson
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Sekunde lang hinter den Ballons verschwand. Sie schlug sie zur Seite, und ich biss mir auf die Lippen, um ein Grinsen zu unterdrücken. »Ich will dich nicht sehen. Dank dir muss ich einige grundlegende Entscheidungen über mein Leben fällen. Dank dir hat oder wird sich wohl nicht nur mein Leben verändern, sondern das Leben oder Nachleben von Millionen von Menschen. Seit meinem dreizehnten Geburtstag musste ich mich mit der Tatsache abfinden, dass ich der Zerstörer bin. Und nun muss ich mich auch noch entscheiden, ob ich das Schwert meiner Mutter aufnehme; dabei bin ich noch nicht einmal alt genug, um mir legal irgendwo Alkohol zu besorgen. Schlimm genug, dass ich diese Situation ertragen muss. Aber dich werde ich bestimmt nicht länger ertragen.«
    Sag jetzt nicht, dass »der Zerstörer« wie der Name einer supertollen Küchenmaschine klingt! Sie möchten Gemüse im Handumdrehen pürieren? Nehmen Sie den Zerstörer!
    Ich schluckte die Worte herunter und sagte stattdessen: »Schau, es tut mir leid …«
    »Tut es nicht.«
    »… dass es zu dieser Situation gekommen ist. Du hast recht«, fuhr ich mit einem, wie ich hoffte, in ihren Augen mitfühlend wirkenden Schulterzucken fort. »Es tut mir nicht leid, dass ich den Teufel getötet habe. Aber es tut mir leid, dass du es mit ansehen musstest. Und es tut mir leid, dass du nun in der Klemme steckst. Ja, es ist meine Schuld. Ich bin dafür verantwortlich. Ich will dir helfen.«
    Ein höhnisches Lachen war die Antwort. »Mir helfen?« Laura schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr die perfekten blonden Locken um die Augen flogen, doch ihr blaues Haarband sorgte dafür, dass sie gleich darauf wieder ordentlich ihr makelloses Gesicht umrahmten. »Du hast mir weiß Gott schon genug geholfen.«
    Ich muss unbedingt herausfinden, welchen Conditioner sie benutzt … und welche Feuchtigkeitscreme …
    Sie kam näher, ganz nahe. Die Ballonseile hielt sie so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Als sie sich vor mir aufbaute, rieben sich die Ballons aneinander und ließen ein bedrohliches Rascheln hören. Ich war inzwischen von der Veranda hinuntergestiegen, hatte den Weg überquert und stand nun in unserer matschigen Auffahrt und verfluchte mal wieder die Kälte. Allerdings war ich viel zu tough, um über meine verfrorenen, nassen, schmutzigen Füße zu jammern. Beim Geräusch von Lauras Auto war ich sofort zur Vordertür gesprintet, was bedeutete, dass die Nachbarschaft nun in den Genuss kam, mich in meinem alten, angeranzten Renaissance-Festival-Sweatshirt (mit der Aufschrift
Drachenköder
) und in abgewetzten violetten Leggings zu sehen (es war Waschtag, und wenn Sie das schon für schlimm halten, wollen Sie meine Unterwäsche bestimmt nicht beschrieben bekommen). Tja, immerhin. Da ich schon gestorben war, konnte ich mich nicht mehr zu Tode frieren, doch selbst wenn es so heiß gewesen wäre wie in Texas, hätte ich immer noch erbärmlich gebibbert. Es war zwar unangenehm, in der Kälte mit nassen Füßen rumzustehen, allerdings hatte Laura zugegeben weitaus größere Probleme.
    Und sie täuschte sich, wenn sie annahm, ich hätte ihr schon genug geholfen. Ich war noch längst nicht fertig.
    »Halt dich bloß von mir fern!«, befahl sie mit ruhiger Stimme. Ihre babyblauen Augen blickten wütend in meine babyblaugrünen Augen. Obwohl ich wusste, wozu sie fähig war, fiel es mir schwer, sie ernst zu nehmen. In ihrer cremefarbenen Merinowolljacke und den ausgeblichenen Jeans, die so bequem aussahen, wie sie vermutlich weich waren, den Uggs (darüber werde ich mich nicht weiter auslassen) und den hinter ihr schwebenden Ballons wirkte sie wie der Inbegriff der engelsgleichen Unschuld vom Lande. Das hellblaue Haarband, mit dem sie ihr butterblumenblondes Haar aus dem Gesicht zurückhielt, betonte diesen Eindruck zusätzlich. Es kam mir so vor, als bedrohte mich ein konservativ gekleidetes
Victoria’s Secret-
Model (mit Ballons in der Hand).
    Laura sah bildschön aus, aber keineswegs Furcht einflößend (auch nicht ohne Ballons).
    »Halt dich von mir fern!«, wiederholte sie. »Und bleib bloß weg!«
    »Ich denke, das ist dopp…«
    »Ich komme wieder, wenn ich weiß, was ich mit dir machen werde.«
    »Gut, du musst auch nicht erst anrufen. Du kannst jederzeit auftauchen. Und das meine ich wortwörtlich.« Der Antichrist beherrschte nämlich die Kunst des Teleportierens. Ihr plötzliches Auftauchen habe ich zwar schon immer gehasst wie die Pest, aber dennoch ließ
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