Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
zweifelt, dass der Stall, um den sich die Hühner tummeln, auch wirklich ein Hühnerstall ist). Außerdem gibt es einen Bienenkorb für den Garten mit zugehörigem Bienen-Starterset für 89,95 Dollar (»Gentlemen! Starten Sie … Ihre … Bienen!«) und ein Set zum Buttermachen für 29,95 Dollar. Da frage ich mich echt: Wer macht denn bitte schön seine Butter selbst? Wann haben wir alle beschlossen, dass wir wie in einer Wiederholung von
Unsere kleine Farm
leben wollen?
    Mit alldem will ich sagen, dass es bei
Hallmark
keine Karte und im Online-Bastelshop keinen Aufkleber mit der Aufschrift
Sorry, dass ich deine Mutter gekillt habe, die der Satan war. Und fröhliches Thanksgiving
gab. Das wusste ich, auch ohne nachzusehen. Stattdessen habe ich sinistere Methoden angewandt, um meine »Tut mir so leid, dass ich deine Mutter gekillt habe!«-Botschaft rüberzubringen.
    Ballonsträuße. Ein musikalischer Gruß von einem Barden (wirklich praktisch, dass man die Verrückten vom Renaissance-Festival das ganze Jahr über buchen kann). Schokoladenkekssträuße. Gesungene Telegramme (ja, die gibt es immer noch, und zu einem überraschend günstigen Preis).
    Comedy Central hat die Saat meines finsteren Plans durch die Ausstrahlung eines John-Hughes-Marathons gesät. Erinnern Sie sich noch an die Szene in seinem Film
Ferris macht blau,
in der die nuttig wirkende Frau im Krankenschwesternkostüm vor Ferris Buellers Tür steht, um ihn mit einem Liedchen aufzumuntern, er aber bei einem Spiel der Cubs ist und stattdessen seine motzige Schwester (gespielt von Jennifer Grey, die ihre Karriere mit einer Nasen- OP ruinierte) in den Genuss ihres Vortrags kommt? John Hughes: kreatives Genie und Comedy-Halbgott.
    All diese Maßnahmen hatten jedenfalls dazu geführt, dass der Antichrist nun schnaufend und sichtlich aufgebracht in ihren grässlichen Uggs die Auffahrt hinaufstampfte (in welchem Jahr glaubte die Brut des Satans eigentlich zu leben? Selbst wenn Uggs in wären, wären sie nicht in). Wild fuchtelte sie mit einer Handvoll Ballons vor meiner Nase herum. »Hör auf, mir die zu schicken! Die
verfolgen
mich.«
    Ha, Sieg! Familienversöhnung, die Erste.

2
    Der Antichrist stand qualmend … – nein, halt, das waren Atemwölkchen von der Kälte. Ihrer Miene nach zu urteilen, war sie allerdings megasauer auf mich. Sie qualmte also im bildlichen und wortwörtlichen Sinne.
    »Du hast mich nicht zurückgerufen und reagierst auch nicht auf meine … meine …« Fast wäre ich an dem Wort erstickt, ehe ich es ausspuckte: »… SMS .« Ich begreife nicht, warum sich der halbe Planet von seinen Handys hat versklaven lassen. Ich habe mir geschworen, nicht in die klebrig süße Falle der Technik zu tappen. Doch das ist so, als kämpfte eine Kugel dagegen an, langsam einen Abhang runterzurollen: Irgendwann kommt sie unten an. Man kann es sich leicht machen oder schwer, aber irgendwann verschickt man doch eine SMS . »Ich versuche schon seit Tagen, dich zu erreichen, und du hast mir nicht geantwortet.«
    »Weil ich nicht mehr mit dir spreche!«
    »Ich weiß! Deshalb blieb mir ja nichts anderes übrig, als dir zu simsen, und du weißt, wie sehr ich das hasse. Ich bin also in gewisser Weise auch ein Opfer.«
    Nun schäumte sie nicht nur vor Wut; ich hörte, wie sie mit ihren perfekten Zähnen knirschte. Der Antichrist hatte nie eine Zahnspange gebraucht und nicht eine einzige Plombe in ihrer Kauleiste. In Dinkytown muss das Wasser höllisch stark mit Fluoriden versetzt sein.
    Laura Goodman (ja, Sie lesen richtig, und ja, die Ironie entging … nun ja … wirklich niemandem) fing an, den betonierten Weg vor der Veranda auf und ab zu marschieren; das Dutzend heliumgefüllter Ballons schwebte hinter ihr her. Anfang Dezember konnte es in Minnesota grauenhaft kalt sein, aber im Moment genossen wir milde Temperaturen, die sich um den Gefrierpunkt bewegten. Vor ein paar Tagen hatte es geschneit, doch der Schnee schmolz bereits wieder. Nicht, dass die Temperaturen Laura etwas ausgemacht hätten. Da ihre Beine in den Uggs wie in einem Kokon steckten, hätte sie sogar auf Noahs Arche klettern können, ohne sich nasse Füße zu holen. Warum dachte ich überhaupt an ihre Füße? Antwort: Weil es mir für ihre hübschen, kleinen Füße leidtat, dass sie in solchen riesigen, hässlichen Stiefeln stecken mussten.
    »Ich will nicht mit dir reden«, erklärte sie. Schritt. Schritt. Umdrehen. Schritt. Sie wirbelte so schnell herum, dass ihr Gesicht eine volle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher