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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer
Autoren: Mary Janice Davidson
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diese schreckliche Tatsache quält mich und wird mich bis an mein Todesende/Nachleben/was auch immer verfolgen.
    Aber ich musste mich um dringendere Probleme kümmern. Nicht bereit, weitere Frostbeulen zu riskieren, griff ich mir das nächstbeste Paar Schuhe, das rein zufällig die zweifarbigen grünen Schlangenmuster-Ballerinas von Bloch waren. Schlangen
muster
, nicht Schlangen
haut
. Ich bin bei PETA ungefähr zu dem Zeitpunkt ausgetreten, als sie beschlossen haben, die Menschen im Namen des Tierschutzes zu ermutigen, ganzen Rassen Sterbehilfe zu leisten (Pitbulls, ich rede von euch), aber noch bevor sie verkündeten, dass sie Pornos zum Schutz ihrer Pelzbabys drehen wollten. (Das ist wahr! Unglaublich, aber wahr! Das hab ich aus PETA -eigenen Quellen.)
    Sprechen Sie mir nach: »????« Da wünsche ich mir doch glatt einen WTF -Stempel herbei, damit ich allem, was mich ausrasten lässt, was mir Angst einjagt oder mich schlicht verwundert, ein WTF aufdrücken kann.
What the fuck? Was soll der Scheiß?
    Jedenfalls bin ich abgesprungen, als dieser Euthanasiezug in Fahrt kam, weil ich mich an diese verrückten Freiheitskämpfer erinnert fühlte, die Sachen schreien wie: »Sterbt, ihr Unterdrückerschweine! Fürchtet euch nicht, unterdrückte Dorfbewohner! Wir sind hier, und ihr seid in Sicherheit, denn wir werden euch töten, um euch zu retten!« Für mich war der Austritt wie einer dieser »Wow, ich konnte den Autounfall gerade noch rechtzeitig verhindern«-Momente.
    Das heißt jedoch noch lange nicht, dass ich den weit verbreiteten Schlangenmord toleriere. Man kann herrliche Schuhe auch herstellen, ohne dafür Blut zu vergießen, ausgenommen dem der Designerin, die sich die Finger wund arbeitet. Außerdem macht man es sich meiner Meinung nach viel zu einfach, wenn man mit bereits atemberaubend aussehenden Materialien arbeitet. Es ist doch eine viel größere Herausforderung, aus unscheinbaren Dingen etwas Schönes zu zaubern.
    Leider blieb mir keine Zeit für weitere Grübeleien über Schuhe. Moment mal, muss es nicht Grübeleiereien heißen? Na, egal. Ich lief unsere Prunktreppe à la
Vom Winde verweht
hinunter, durchquerte einige Salons und trat gerade rechtzeitig aus der Vordertür, um zu sehen, wie der Vampirkönig auf der Summit stand, Puppi und Struppi an seine (breite) Brust drückte und fröhlich einem verunsicherten Autofahrer zuwinkte. »Das lässt sich sicher wegpolieren!«, sagte mein Gatte. Das Auto machte einen Satz nach vorn, vermutlich, weil der Fahrer das Gaspedal kräftig durchdrückte, um sich aus dem Staub zu machen. »Es war nett, mit Ihnen zu plaudern!«, rief Sinclair ihm nach.
    »Oh, Mann!« Ich bezwang das Verlangen, mir an die Stirn zu schlagen oder »Scheiße, muss er denn schon wieder dieses Spiel spielen« zu grunzen. Unter anderem gefiel es meinem Lieblingsvampir neuerdings, sich in den Verkehr zu stürzen, ohne nach links und rechts zu schauen.
    Sinclair wirbelte so heftig zu mir herum, dass Puppis und Struppis lange seidige Ohren flatterten. Puppi und Struppi waren zwei identische Bündel aus Flausch und Zähnen, schwarze Labrador-Schwestern mit weichem, kurzem Fell und großen, herzerweichenden braunen Augen. Außerdem sabberten sie gern und ausgiebig. Puppi trug ein rotes Halsband mit passender Leine und Struppi ein grünes, ebenfalls mit dazugehöriger Leine. Vielleicht war es auch umgekehrt. Wer konnte sich da schon sicher sein? Ich jedenfalls nicht.
    »Ah, mein Herz, dieser prächtige, sonnige Tag wird nur noch von deiner Schönheit übertroffen.«
    »Es ist bewölkt«, stellte ich klar, während er die Auffahrt heraufkam. »Und was war das andere noch gleich? Hm, es liegt mir auf der Zunge, warum bin ich gleich noch mal aus dem Haus geflitzt? Ach ja, richtig! Du sollst nicht auf der Straße spielen!
Du … sollst … nicht … auf … der … Straße …
«
    »Spielen?«, riet er.
    »Ich kann nicht fassen, dass ich das zu einem erwachsenen Mann sagen muss. Einem
sehr
erwachsenen Mann in deinem Fall, der gewiss alt genug ist, um es besser zu wissen.«
    »Deine liebende Fürsorge wärmt mein Herz so sehr wie die Sonne, die …«
    »… sich hinter einer Wolkenbank versteckt.« Ich versuchte, mein Lächeln zu unterdrücken. Mein Ehemann war eine Ansammlung von Widersprüchen, was ich ebenso sexy fand wie interessant/aufreibend/ärgerlich. Er war groß, dunkel und – es gab keine andere Bezeichnung – Unheil verkündend, mit großen Händen, die fähig waren zu töten, die
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