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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer
Autoren: Mary Janice Davidson
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Erleichterung und schon gar nicht mit so viel Selbstvertrauen gerechnet.
    »Mir wurde klar, dass meine Mutter mir keinesfalls den undankbarsten Job aller Zeiten aufdrücken wollte. Noch dazu einen undankbaren Job, der bis in alle Ewigkeit andauerte. Doch wer könnte ihn an meiner Stelle übernehmen? Wer war mit mir blutsverwandt und besaß das Potenzial, zwischen den Dimensionen zu reisen? Betsy. Wer mochte mich, eine Tatsache, die meine Mutter zu ihrem Vorteil nutzen konnte? Betsy. Und wen konnte meine Mom auf den Tod nicht ausstehen? Sie mochte weder diese Betsy noch die Betsy aus dem anderen Zeitstrom und schon gar nicht die Betsy aus der Zukunft. Welche Person war ihr also dermaßen gleichgültig, dass es sie nicht kümmerte, ob sie mit diesem Job bis in alle Ewigkeit geschlagen sein würde?«
    Sie hielt inne, und mir wurde klar, dass sie auf meine Antwort wartete. »Elizabeth, eindeutig.«
    »Richtig! Okay, aber wie sollte der Führungswechsel im Management vorbereitet werden? Einfache Antwort: Man musste Betsy nur etwas anbieten, was sie sich sehnlichst wünschte. Und wer wäre
jemals
besser geeignet gewesen als meine Mutter, jemanden in Versuchung zu führen und ihm das anzubieten, was er wollte, um letztendlich das zu bekommen, was sie will?«
    »Darin besaß sie eindeutig Talent«, gab ich zu.
    »Bei unseren Zeitreisen ging es also keineswegs darum, dass ich das Teleportieren durch die Dimensionen übte … jedenfalls nicht nur. Auch Betsy erhielt dadurch eine Vorstellung, wie das Ganze funktioniert. Sie hat mir beim Lernen zugesehen, und daher konnte sie sich die Fähigkeit ziemlich schnell zunutze machen, nachdem ich sie in der Hölle abgesetzt hatte. Den letzten Beweis, dass der Plan meiner Mutter funktionierte, bekam ich, als ich von den Silberschuhen erfuhr. Also wirklich! Silberschuhe! Wie im
Zauberer von Oz?
Wenn das kein Beweis war, dass Betsy bereits angefangen hatte, die Hölle nach ihrem Willen zu formen!«
    »Ja, sehr clever.« Trotz Lauras hinreißendem Aussehen hätte ich ihr am liebsten die Haut vom Gesicht geschält und ihr damit den Mund gestopft. Meine Geliebte war manipuliert worden, damit sie – um es mit den Worten ihrer verabscheuungswürdigen Judasschwester auszudrücken – den undankbarsten Job aller Zeiten übernahm.
    »Nachdem ich vom Plan meiner Mutter erfahren hatte, wusste ich auch sofort, wie ich dazu beitragen konnte, damit ihr Werk vollbracht und ihr Wille erfüllt werden konnte. Dazu musste ich Betsy lediglich in der Hölle aussetzen, damit sie mit eigenen Augen sah, was sie mir mit Mutters Tod eingebrockt hatte. Und es hat funktioniert. Sie hat den Schlamassel gesehen und mir ihre Hilfe angeboten, und nun denkt sie, wir werden die Hölle gemeinsam leiten. Und ich bin ganz gewiss nicht so dumm …«
    Falsch.
    »… zu glauben, dass Betsy mir ganz uneigennützig hilft. Sie ist sich der Möglichkeiten und der Gefahren, die das Management des Untergeschosses mit sich bringt, durchaus bewusst. Obendrein geht sie davon aus, mich auf diese Weise prima im Auge behalten zu können. Und das, so denkt sie, ist ebenfalls ein Vorteil.« Unausgesprochen: Sie
denkt
.
    »Kluges Mädchen.«
    Sie musterte mich so aufmerksam, als hätte sie mich noch nie gesehen. Vermutlich war meine Miene der ihren nicht unähnlich. »Du kannst mich nicht täuschen. Du erweckst zwar den Anschein, als könntest du kein Wässerchen trüben, wenn du neben mir im Sonnenschein in der Kirchenbank sitzt. Doch ich weiß, dass es dir ebenso leichtfällt, der Pfarrerin die Kehle aufzureißen und in ihrem Blut zu baden, wie ihr einen Scheck auszustellen. Bloß weil du Gottes Gnade genießt, heißt das nicht, dass du dem Bösen, das sich in den vergangenen zighundert Jahren in dir verewigt hat, entsagt hast.«
    Ich sparte mir eine Bemerkung, fragte mich jedoch wieder einmal, warum alle dachten, ich sei weit über hundert Jahre alt. Vielleicht hatte Elizabeth nicht ganz unrecht: Ich sollte mich jünger kleiden. Vielleicht irrte sie sich aber auch.
    »Dieser Augenblick neulich war wirklich anrührend. Der verlorene Sohn kehrt heim und so weiter. Doch du hast den anderen Sohn vergessen.«
    »Ach ja?«
    »Sicher. Und das ist auch kein Wunder, du bist aus der Übung. Der Mann hatte zwei Söhne, und der ältere – erinnerst du dich? –, der war der Gute. Er hatte immer getan, was sein Vater verlangte, ihm nie Sorgen bereitet. Und er hatte ein Riesenproblem damit, als sein kleiner Bruder zurückkam, nachdem er das Erbe
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