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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer
Autoren: Mary Janice Davidson
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etwas Schreckliches. Dich verbrennen oder jemanden töten. Irgendwas. Das garantiere ich dir.«
    »Ich weiß.« Ich wollte ihre Hände ergreifen, die hatte sie jedoch zur Faust geballt. Also tätschelte ich ihre Fäuste. »Es tut mir leid wegen deiner Mom.«
    Vermutlich ist das zu wenig und zu spät, dachte ich. Laura würde meine Entschuldigung als halbherzig gemeintes Trostpflaster auffassen, obwohl es ein komplettes Lebenserhaltungssystem hätte sein sollen. (Meine Analogien waren nie fürchterlicher.) Immerhin hatte ich mich entschuldigt. Im schlimmsten Fall würde Laura … Eigentlich konnte ich mir so viele Worst-Case-Szenarien und schreckliche Dinge vorstellen, die Laura mir oder den Meinen antun könnte, dass es eine Ewigkeit dauern würde, sie mir alle auszumalen. Echt Pech für mich.
    Also wappnete ich mich, so gut ich konnte, was mir allerdings wenig half, denn es geschah etwas, womit ich nie und nimmer gerechnet hätte: Der Antichrist brach in Tränen aus.

34
    »Da bin ich gerade mal drei Tage im Krankenhaus, und kaum bin ich wieder zu Hause, muss ich feststellen, dass du der Co-Teufel bist?«
    »Um genau zu sein, warst du nur zwei T…«
    Ihr finsterer Blick schnitt mir das Wort ab. »Hast
du
etwa zwei menschliche Wesen unter Bedingungen, die man nur als beschissen bezeichnen kann, aus deinem Leib gepresst?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Dann rate ich dir, deine untote Futterluke zu halten.«
    »Ja, Ma’am.« Nun war es also so weit: Sie zeigte alle Anzeichen des Syndroms, das ich schon gefürchtet hatte, seit ich nach einem langen, anstrengenden Tag der Zeitstromänderung nach Hause zurückgekehrt war und festgestellt hatte, dass meine beste Freundin schwanger war. Ich rede von diesem »Du bist keine Mutter, also wirst du auch nie meine Qualen, Angst, Schmerzen, Glücksgefühle, Schwachsinnigkeit nachvollziehen können«-Syndrom. Die Ironie lag darin, dass mir diese Gefühle durchaus hätten bekannt sein sollen. Immerhin war ich Baby Jons Mutter, verflucht. Wie stark würde es sich wohl auf unsere bereits schwierige Mutter-Schwester-Bruder-Sohn-Beziehung auswirken, wenn ich Laura nun half, die Hölle zu leiten? Vielleicht könnte ich einen Eltern-Kind-Tag in der Hölle einführen? Hm. Die Idee war womöglich gar nicht so verrückt, wie sie sich anhörte.
    »Und Laura hat sich tatsächlich darauf eingelassen?«
    »Mit Freuden.« Laura war tatsächlich begeistert gewesen. Ich hingegen freute mich nicht ganz so sehr auf meine neue Aufgabe, aber wenigstens bin ich nicht in die Hölle
geschickt
worden (wie die Millionen Seelen, über die ich mitherrschen würde); ich ging freiwillig. »Es war kein fieser Coup, Jess.«
    »Das spricht man ›Kuuu‹ aus, wie in ›Du dumme Kuuuuuh, hast dem Antichristen Honig um den Mund geschmiert, damit sie denken soll, es sei eine tolle Idee, die Hölle mit dir gemeinsam zu leiten‹. Und nicht ›Kop‹ wie in ›Aber du machst dir keinen Kop-f, dass du die Hölle in einen Hühnerstall der Verdammten verwandeln wirst‹.«
    »Danke. Außerdem hätte sie den Vorschlag ja auch ablehnen …«
    »Ja, klar.« Meine Freundin, die tausendmal besser aussah als bei unserer letzten Begegnung in ihrem Schlafzimmer, schnaubte vornehm. (Ja, ja, ich weiß, das scheint unmöglich zu sein, doch sie brachte das tatsächlich fertig!) »Als würde sie deinen Vorschlag ablehnen, nachdem sie dir tagelang die Ohren vollgejammert hat, wie mies es ihr doch geht, seit ihre Mama ins Gras gebissen hat! Werdet ihr eigentlich für den Teufel eine Beerdigung in der Hölle abhalten?«
    »Neeeee. Oder vielleicht doch?« Der Gedanke entsetzte mich, und ich bemühte mich erst gar nicht, mein Entsetzen zu verbergen. »Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Erwähne das bitte bloß nicht Laura gegenüber, wenn sie zum Essen kommt!«
    »Wann kommt sie denn?«
    »Heute Abend. Sinclair holt sie bei der Kirche in Hastings ab.«
    Jess schüttelte den Kopf. Sie war zwischen ihrem Zimmer und dem Zimmer nebenan, das sie als Kinderzimmer umgestaltet hatte, hin- und hergetigert. Die Babys schliefen in ihren Wiegen unten in der Küche. Auch Puppi und Struppi befanden sich in der Küche. Sie waren um die Wiegen herumgetollt, hatten ihr Gewicht in Hundefutter gemampft und waren anschließend in ein Welpenfresskoma gefallen. Tina hatte ein Auge auf alle vier, während sie irgendeine Tabelle erstellte, die Arme. Gott steh ihr bei!
    Jessica, praktisch veranlagt wie immer, hatte ein Kindermädchen anheuern
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