Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry Rhodan Neo 031 - Finale für Snowman

Perry Rhodan Neo 031 - Finale für Snowman

Titel: Perry Rhodan Neo 031 - Finale für Snowman
Autoren: Hermann Ritter
Vom Netzwerk:
Und ich lag träumend in den Hallen des Eiskönigs.
    Tausend Jahre lag ich dort und doch nur einige
    Wimpernschläge lang. Die Zeit floss an mir vorbei,
    klar wie Wasser, doch träge wie Melasse.
    Immer wieder meinte ich, den Herrn der Hallen zu sehen.
    Doch der Eiskönig entzog sich meinem Blick.
    Er war nie mehr als ein Huschen in den Hallen,
    beobachtet aus den Augenwinkeln,
    so wie ein leises Räuspern am Rande der Wahrnehmung.
    Aber ich fühlte, nein, ich wusste, dass sein Blick auf mir lag
    während meines Schlafes und meines Traumes
    und während meines ganzen bisherigen Lebens.
    Aus »Nimm deine Träume ernst«,
    unveröffentlichtes Manuskript, Terrania
     
     
    1.
    In den Hallen des Eiskönigs
    Snowman, 4. Januar 2037
     
    Perry Rhodan hatte seinen Helm geöffnet. Kalte, neblige Schwaden bildeten sich vor seinem Gesicht, wenn er ausatmete. Seine Augen tränten. Er schluckte, dann räusperte er sich. Seine Stimme klang immer noch belegt. »Warum?«
    Er ließ den Blick schweifen. Diese eisigen Kavernen waren Wunderwerke. Unter der Oberfläche von Snowman musste es Tausende und Abertausende von diesen Höhlen geben, die entstanden, wenn sich das Eis des Planeten ausdehnte, bewegte und arbeitete – immer dann, wenn der Planet sich auf seiner exzentrischen Bahn der Sonne Beta-Albireo näherte. Dazu kamen weitere Faktoren, denn jede vulkanische Aktivität, jeder Planetoideneinschlag veränderte die fragile Struktur Snowmans, schuf neue Gänge, verschüttete andere.
    Der Anblick war faszinierend. Das Licht wurde von den Eisflächen gebrochen und zurückgeworfen. Kleine Irrlichter schienen auf verschiedenen Ecken zu brennen; einige Flächen wirkten wie antike Spiegel, die einem suggerierten, die Welt dahinter sei eine andere als die Welt davor.
    Rhodan erinnerte sich lebhaft an eine historische Dokumentation über Osteuropa hinter dem Eisernen Vorhang; vor einigen Jahrzehnten, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Damals hatten Arbeiter eine Kathedrale in einen Salzstock geschlagen. Dort unten, tief im Salz, hatten sie ihre Gottesdienste abgehalten, während auf der Oberfläche die Religionsausübung verboten war. So ähnlich mussten sie sich damals gefühlt haben – in der Stille gefangen, tief im Glitzern von Eis oder Salz.
    Thora schaute sich um. Die Arkonidin hatte ihren Helm nicht geöffnet, aber ihre Hände schlossen und öffneten sich immer wieder. Also ließ der Anblick sie ebenfalls nicht unberührt.
    Gucky hatte seine Hände in die Hüften gestützt, er wirkte angespannt. Er schaute auf jene Stelle im Eis, zu der es Rhodans Blick immer wieder hinzog.
    In Mildred Orsons' Gesicht stand Schrecken. Ihre Augen waren geschlossen, die Wangen ein wenig gerötet, so als hätte man ihr gerade ein Kompliment gemacht. Doch wenn man den Blick von den Wangen löste, dann erkannte man, dass ihre Körperhaltung nur eines ausdrückte: Angst.
    Trotzdem erinnerte sie Rhodan an Schneewittchen in ihrem Glassarg. Und sie standen trauernd davor und gedachten jenes fröhlichen Wesens, das ihr Leben in den letzten Tagen so durcheinandergebracht hatte. Schmerzhaft wurde Rhodan klar, dass das hier kein Märchen war. Sie befanden sich nicht in einer Geschichte der Brüder Grimm, in der gleich ein junger Prinz um die Ecke reitet, von seinem Pferd springt, um dann die Rosenhecke zu teilen, welche ihn von der Prinzessin trennt.
    Der einzige Prinz, der Mildred hätte retten können, lag neben ihr im Eis. Sie hatten sich in der Todesangst aneinander festgeklammert, sich eng umschlungen. Trotzdem strahlte Julian Tifflors Gesicht jene Gelassenheit aus, die man bei Toten selten findet. Rhodan hatte in den letzten Wochen viele Wesen sterben sehen – Menschen wie Außerirdische. Die wenigsten hatten den Tod als ein Geschenk empfangen, das sie von Schmerzen und Leiden erlöste. Die meisten hatten sich gegen den Tod gewehrt, der sie aus einem Leben riss, das ihrer Meinung nach noch nicht vollendet war.
    Ist es das, was ich wollte, als ich von den Sternen träumte? Rhodan wusste sehr genau, dass es sein Beispiel gewesen war, das diese jungen Leute aus ihrem bisherigen Leben gerissen hatte. Als hätte eine ganze Generation, nein, eine ganze Gruppe von Menschen jedes Alters, jeder Herkunft und jeder sozialen Stellung auf das auslösende Auf zu den Sternen! gewartet, das durch Perry Rhodan Gestalt angenommen hatte. Aus allen Bereichen der Erde waren sie gekommen, um sich unter der Flagge einer geeinten Menschheit zu sammeln. Orsons und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher