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Für immer Dein

Für immer Dein

Titel: Für immer Dein
Autoren: Sophia Chase
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    England, 1540
    Zum ersten Mal, seit über einer Woche, streiften warme Sonnenstrahlen die dünne Gestalt, die gerade dabei war schwere Eimer Wasser aus dem Brunnen zu ziehen. Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet? Immerhin war es bereits Anfang Juni, doch bis jetzt hatte es ununterbrochen geregnet. Die Ernte, für die sie bereits die letzte Hoffnung aufgegeben hatte, war nun, durch das viele regnen, völlig zerstört worden. Mit ihr das Einkommen ihrer Familie. Eine logische, trotzdem aber niederschmetternde Schlussfolgerung entstand. Ohne Ernte kein Geld, ohne Geld keine Bediensteten und ohne Bedienstete wiederum keine Ernte.
Also hatten sich Joselyne und ihr Mann, Thomas, dazu gezwungen gesehen immer mehr Angestellte zu entlassen. Und letztendlich blieb alles an ihnen hängen. Noch nie zuvor hatte sie so schwer schuften müssen, wie in diesem einem Jahr.
Sie und Thomas waren zwar beide von hoher Geburt, doch schon Joselynes Eltern hatten ihr keine große Mitgift geben können und von Thomas´ Eltern brauchte sie erst gar nicht anzufangen. Diese hatten sich sehr bald von Thomas abgewandt und waren nach Spanien gezogen. Dort hatten sie geglaubt, würden sie ihr großes Glück finden. Doch nach nur einem Jahr in San José, erlitt Thomas´ Vater einen Herzinfarkt, der ihm drei Wochen später das Leben gekostet hatte. Danach war seine Mutter alleine und völlig mittellos zurückgeblieben, da sie sich vehement geweigert hatte, ihren Mann alleine in einem fremden Land zurückzulassen. Tot oder lebendig, das war ihr egal. Kurz darauf war sie weitergezogen und das Letzte was sie von ihr wussten, war, dass sie in einer billigen Schenke gearbeitet hatte. Dies war nun jedoch bereits schon mehr als fünf Jahre her.
Der letzte Eimer erreichte gerade die Brunnenkante und Joselyne hob ihn mit einem Ruck auf die Erde. Fünft zählte sie, dies reichte immerhin für das Mittagessen, das Abendessen und den Abwasch. Was jedoch am Tisch landen würde, konnte sie bei Gott noch nicht sagen, da sie erstens nicht kochen konnte und die Zutaten mehr als dürftig waren.
Ein paar Hühner und Ziegen hatten sie noch, die ihnen als Eier- und Milchlieferanten dienten. Die einzige Kuh die ihnen geblieben war, starb letzte Woche an einer Krankheit, wie Thomas vermutet hatte. Deshalb wagten sie sich nicht das Fleisch davon zu essen. Nicht auszudenken wie schlimm es wäre, wenn auch noch Thomas oder sie krank werden würden.
Joselyne hob den ersten Eimer an und zuckte zusammen, da ihre Gelenke bereits völlig aufgeschunden waren. Völlig stoisch und ohne jegliches Gefühl, führte sie dann die Arbeiten aus, die ihr Thomas noch zusätzlich auftrug. Die Unerfahrenheit, ließ sie nicht einmal die Hälfte davon schaffen.
Zu ihrem großen Glück, kam gerade Paul angelaufen und nahm ihr den Eimer eilig aus der Hand. „Lass nur Lyn, ich mach das schon. Nimm du den Letzten, der nicht so voll ist.“
Paul war Thomas´ Bruder und vor über einem Monat, auf das Flehen von Thomas hin, zu ihnen gekommen. Joselyne war über seine Anwesenheit allerdings geteilter Meinung. Einerseits war sie froh Hilfe zu bekommen, andererseits musste so noch eine Person zusätzlich ernährt werden.
Joselyne schnappte sich also die etwas leichteren Eimer und folgte Paul in den größeren Innenhof, der direkt zum Eingang ins Herrenhaus mündete. Nun mussten sie die Eimer nur mehr über die steile Treppe nach oben in die Küche schleppen. Jedes Mal eine Prüfung für Joselyne, da sie fürchterliche Angst hatte zu fallen und sich sämtliche Knochen zu brechen.
Der Innenhof, so wie auch der Rest der Burg, verwahrloste vor sich hin. Keiner war mehr da, der sich um die kaputten Türen, Tische, oder sonstige Gebrechen kümmerte, die eben anfielen. Früher war Goodrich Castle prächtig gewesen und hatte Joselyne jedes Mal den Atem geraubt, wenn sie sie vom Berg, der knapp über der Burg liegt, sah. Immer wenn sie das Heimweh geplagt hatte, war sie dorthin geflüchtet und hatte sich vor Augen geführt wie schön ihr Zuhause doch war.
Sieben Jahre lebte sie nun hier und von Jahr zu Jahr, war sie öfter auf dem Berg.
Bei ihrer Hochzeit, die selbstverständlich von ihren Eltern arrangiert worden war, um den perfekten Fang zu machen, war sie gerade einmal siebzehn gewesen. Doch nicht nur sie hatte das Privileg genossen in eine Ehe gestoßen zu werden, auch ihre Schwester Mary und ihr Bruder Robert, waren erfolgreich verheiratet worden. Nur mit dem einen Unterschied,
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