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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition)
Autoren: Sarah Alderson
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Getränken und als wir endlich freie Sicht haben, sehen wir gerade noch ein Auto mit weit aufschwingender Hintertür davonrasen, in der eben ein Paar Mädchenbeine mit Stöckelschuhen verschwindet. Auf dem Beifahrersitz nehme ich die Umrisse einer Gestalt wahr, ein Gesicht, das ich jederzeit und überall wiedererkennen würde und das Jack und mich seit Jahren verfolgt. Demos.
    Vierundzwanzig Stunden sind vergangen und wir haben noch immer keine Spur. Aber wir kennen inzwischen ihren Namen: Suki Nakamura. Den ganzen Tag lang haben wir in unseren Datenbanken geforscht und schließlich ein paar Informationen über sie ausgegraben. Sie ist neu. Wurde wahrscheinlich von Demos angeheuert, um uns auszukundschaften.
    »Dieses Mädchen weiß, wie man Geld ausgibt«, murmelt Jack. Er steht am Küchentisch und studiert ein paar Ausdrucke, die ich mitgebracht habe: Bankauszüge, Kreditkartenabrechnungen, Flugtickets, Hotelrechnungen, Schulzeugnisse, Aufenthaltsgenehmigung, Fotos. Das Material habe ich zusammengestellt, während Jack Lila vom Flughafen abholte.
    »Und wie. Mit dem Geld, das sie in den letzten drei Monaten allein für Schuhe ausgegeben hat, könnte man ein Kriegsschiff kaufen.«
    Ich behalte die Tür im Auge und lausche auf Geräusche im Haus. Ich weiß, dass Lila oben schläft. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber mir ist klar, dass ich mich nicht voll auf die Papiere konzentrieren kann. Ich stelle sogar fest, dass meine Finger unbewusst auf die Tischplatte trommeln. Es ist, als spürte ich irgendwo im Hintergrund ein elektrisches Feld, das von ihr ausstrahlt, das ein eigenes Klingen, eine Vibration erzeugt, die es mir unmöglich macht, mich auf das zu konzentrieren, was Jack sagt.
    »Alex?«, fragt er gerade. »Was hast du sonst noch herausgefunden?«
    Ich reiße mich zusammen. »Zwanzig Jahre alt. In Tokio aufgewachsen. Ihr Vater ist Geschäftsmann. Er finanziert ihr ›Studium‹ hier in den Staaten. Vermutlich ist ihm nicht klar, dass seine Tochter eine Psy ist, und vielleicht weiß er nicht mal, dass sie ihn geradewegs in den Ruin treibt. Aber seit gestern haben wir keine Spur mehr entdecken können. Sie ist abgetaucht.«
    Jack und mir ist die Sache peinlich. Suki Nakamura ist seit Monaten die erste heiße Spur von Demos’ Gruppe und wir haben sie entwischen lassen.
    »Sie wird schon wieder auftauchen«, sage ich, während Jack die Fotos betrachtet. Es sind Passbilder, die ein Mädchen mit gerade geschnittenem schwarzem Haar und leuchtenden Augen zeigen. Auf den Bildern grinst sie wie die Cheshire-Katze aus Alice im Wunderland .
    »So blöde wird sie ja wohl nicht sein, oder?«, knurrt Jack.
    »In der Bar hat sie sich ziemlich schnell verplappert«, antworte ich. »Ich glaube nicht, dass wir es bei ihr mit einer Intelligenzbestie zu tun haben.«
    Jack seufzt. »Er war da, Alex. Demos war ganz in der Nähe, verdammt! Wir hätten ihn erwischen können! Er spielt mit uns. Das alles ist für ihn nur ein Spiel.«
    »Irgendwann einmal wird er einen Fehler machen. Viel mehr brauchen wir nicht. Und beim nächsten Mal werden wir vorbereitet sein. Wir stehen kurz vor einem Durchbruch, das spüre ich. Unsere Leute haben jetzt Suki auf dem Radar, sobald sie auch nur einen Cent mit ihrer Kreditkarte ausgibt, in ein Motel eincheckt, sich bei Facebook einloggt, wissen wir Bescheid.«
    Jack starrt immer noch mit gerunzelter Stirn die Fotos an und wirft sie schließlich auf den Papierhaufen zurück. »Ich hab heute Nacht Bereitschaftsdienst.«
    »Soll ich herüberkommen, falls du ausrücken musst?«, frage ich. »Nur für den Fall, dass Lila aufwacht?«
    »Das wäre super, danke.«
    Und genau in diesem Moment hören wir oben ein Geräusch. Jack rafft sofort die Papiere auf dem Tisch zusammen, stopft sie hastig in die Mappe zurück und schiebt sie unter den Besteckkasten in einer Schublade. Dann schaltet er eine der Herdplatten ein. »Also, abgemacht?«, fragt er. »Wir erzählen ihr rein gar nichts, okay?«
    Ich nicke nur.
    Nach ein paar Minuten hören wir eine der obersten Stufen knarren, gefolgt von einer kleinen Pause. Jack und ich gehen zur Küchentür und treten in den Flur. Ich komme noch vor Jack am Fuß der Treppe an und blicke hinauf.
    Und da ist sie. Lila.
    Sie springt, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe herab, den Kopf gesenkt, mit wehendem langem Haar, als würde sie gejagt. Und blickt im selben Moment auf. Jetzt erst sehe ich ihr Gesicht und sofort schießt mir der Gedanke durch den Kopf, wie sehr sie
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