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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition)
Autoren: Sarah Alderson
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Wissenschaftler trifft das nicht zu. Aber wir arbeiten nicht im Auftrag der US -Armee und sind auch nicht ihrem Befehl unterstellt. Wir wissen nicht einmal genau, wer den Oberbefehl über unsere Einheit hat; die Befehlshierarchie ist so etwas wie ein streng gehütetes Geheimnis. Ich glaube, dass höchstens ein oder zwei wichtige Personen irgendwo auf den höchsten Ebenen (oder in den dunkelsten Ecken) der Regierung darüber Bescheid wissen, was wir wirklich machen.
    Im Militärstützpunkt ist unsere Einheit deshalb eine Art Geheimtruppe. Das Gebäude, das Jack und ich jetzt betreten, riecht förmlich nach Geheimniskrämerei: Die Fassade ist aus Stahl und stark reflektierendem Glas und lässt keinen Einblick von außen zu. Auf dem Dach sind zwar keine Selbstschussapparate installiert, aber es ist mit allen möglichen Detektoren, Bewegungsmeldern und Kameras bestückt, um mögliche Eindringlinge abzuwehren. Ich empfinde immer eine gewisse Erleichterung, wenn ich das Kontrollsystem am Eingang hinter mir habe und in die Empfangshalle komme.
    Sechzig Meter unter den Marmorfliesen befindet sich ein Zellentrakt, aber mit einer einzigen Ausnahme sind die Zellen leer. Jedes Mal, wenn ich durch die Empfangshalle gehe, muss ich daran denken. Dass fast alle Zellen leer sind. Dass wir bisher nur zwei von ihnen haben gefangen nehmen können.
    Seit fünf Jahren arbeitet Stirling Enterprises im Auftrag der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika an einem hochgeheimen Projekt. Es wird für so heikel gehalten, dass die Öffentlichkeit auf keinen Fall darüber informiert werden darf. Unsere Mission ist es, eine Gruppe von Menschen gefangen zu nehmen, die man »Psygene« nennt – Menschen mit einem unheilbaren genetischen Defekt. Dieser Defekt unterscheidet sie von allen anderen Menschen auf der Welt: Er verleiht ihnen ganz besondere mentale Kräfte, wie zum Beispiel telekinetische oder telepathische Fähigkeiten, nimmt ihnen aber zugleich auch jede Spur von Empathie oder rationalem menschlichem Denken. Die Psychologen der Einheit halten die Psygene sogar für eine ganz neue Art von Soziopathen.
    Aber das wissen Jack und ich schon seit vielen Jahren, schließlich haben wir den Beweis dafür selbst erlebt.
    Es gibt keine Heilung. Es gibt nur die Möglichkeit, das Problem irgendwie in den Griff zu bekommen. Das soll durch die sogenannte »Sicherheitsverwahrung« erreicht werden. Unsere Einheit hat den Auftrag, alle Psygene zu fangen. Unser Problem ist, dass sie uns regelmäßig austricksen. Sie sind uns immer einen Schritt voraus. Sie haben seltsame Kräfte, über die wir nicht verfügen, sie haben bestimmte Methoden, miteinander zu kommunizieren, uns bei unseren Planungen auszuspionieren und jede unserer Aktionen zu stören. Das macht es extrem schwierig, sie gefangen zu nehmen.
    Aber inzwischen zieht sich die Schlinge um die Gruppe enger zusammen und wenn wir sie erst einmal in Gewahrsam haben, wird es auch für Lila sicherer sein, für immer nach Amerika zurückzukommen. Und vielleicht haben dann auch Jack und ich die Möglichkeit, ein normales Leben zu führen.
    Während wir auf den Lift warten, tritt Jack ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Für Jack wird es vielleicht doch nichts mit dem normalen Leben, denke ich. Die Rache ist ihm so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie Teil seiner Persönlichkeit geworden ist. Selbst wenn es uns gelingt, Demos und seine Bande in die Zellen dort unten zu stecken, wird Jack nicht aufhören, nach Psygenen zu jagen – nicht, solange noch mehr von ihnen frei herumlaufen.
    Rachel ist bereits zur Hochform aufgelaufen, als wir mit leichter Verspätung in die Besprechung des Taktischen Teams schlüpfen. Sie nickt uns nur kurz zu und fährt fort, eine rasch ablaufende Folge von Bildern zu erläutern, die über die Projektionswand hinter ihr huschen – Karten vom Stadtzentrum von Los Angeles, gefolgt von ein paar unscharfen Schwarz-Weiß-Fotos von irgendwelchen Überwachungskameras, auf die sie jetzt näher eingeht. Sie zeigen angeblich Demos und seine rechte Hand, einen Burschen namens Harvey – aber es ist, als seien die Fotos durch einen heftigen Schneesturm aufgenommen worden, deshalb sind Einzelheiten kaum auszumachen. Rachel kommt zum Ende, mahnt uns noch einmal, immer wachsam zu bleiben. Als wären wir das nicht jederzeit, denke ich grimmig.
    Rachel arbeitet hart daran zu beweisen, dass sie ihre Position nicht ihrer Herkunft zu verdanken hat – trotz der Tatsache,
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