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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition)
Autoren: Sarah Alderson
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sich niemand sonst um sie kümmerte. Ihr Vater war untröstlich, wurde von seinem eigenen Kummer fast erdrückt. Aber teilweise blieb ich auch bei ihr, weil ich es wollte. Und seither habe ich mich nicht mehr gut genug um sie gekümmert. Jack übrigens auch nicht. Wir haben uns so sehr in unseren Rachefeldzug und in diese ganze Geschichte hineingesteigert, dass wir nicht mehr darauf achteten, was sonst noch vor sich ging.
    »Hier ist es nicht sicher für sie«, sagt Jack stur.
    »Wir werden auf sie aufpassen«, murmle ich wie im Selbstgespräch. Und schwöre mir, dass ich wirklich auf sie aufpassen werde, nicht nur, weil sie fast so sehr auch meine Schwester ist, sondern auch, weil ich mich vor dem fürchte, was Jack tun würde, wenn ihr irgendetwas zustieße. Er ist schon einmal ausgerastet, damals, als seine Mutter umgebracht wurde. Würde er nun auch noch Lila verlieren, könnte es sein, dass er total über die Klippe geht. Und ich wahrscheinlich auch.
    Das Mädchen an der Bar neben Jack wendet sich plötzlich an uns. »Was muss man hier tun, um bedient zu werden? Nackt auf dem Tresen tanzen?«
    Jack hat sich schon beim ersten Wort zu ihr umgedreht. Sie trägt ein extrem knappes Kleid, das mehr enthüllt, als es verbirgt, und ich denke mal, genau das ist Absicht. Aber Jack fährt voll auf die Frau ab. Obwohl er eigentlich fest mit Sara geht und sie nie betrügen würde, ist er gewissermaßen genetisch darauf programmiert, mit Frauen zu flirten. Und ich kenne kaum eine Frau, die ihm widerstehen kann.
    »Keine schlechte Idee«, sagt er. »Wir würden Sie ganz bestimmt nicht davon abhalten.«
    »Jack«, sage ich warnend. Wir müssen uns auf Lila konzentrieren und dürfen uns jetzt nicht von irgendwelchen Tussis ablenken lassen, die aussehen, als seien sie einem japanischen Manga entsprungen. Ich winke den Barkeeper herüber. Das Mädchen fragt mich, ob sie mir einen Drink spendieren dürfe. Unwillkürlich schätze ich ihr Alter ab. Sie trägt eine Menge Make-up und zwölf Zentimeter hohe Stöckelschuhe mit Metallabsätzen, die aber nicht darüber hinwegtäuschen können, dass sie geradezu winzig und vermutlich nicht alt genug ist, um in einer Bar alkoholische Getränke bestellen zu dürfen.
    »Nein, danke«, sage ich, während meine Gedanken schon wieder bei Lila sind.
    Jack verwickelt das Mädchen in ein Gespräch, aber ich beteilige mich nicht daran. Doch plötzlich sagt sie etwas, bei dem ich ruckartig den Kopf hebe.
    Jack und ich starren sie verwirrt an. Wir glauben uns verhört zu haben. Sie hat ihm eben erzählt, dass sie Gedanken lesen könne.
    »Ha, ha, war nur’n Witz«, sagt sie und platzt schier vor Lachen. »Eigentlich weiß ich nur, dass ihr Marines hier in der Bar immer abhängt.«
    Ein Soldatengroupie. Na super. Ich drehe mich zum Fernseher über der Bar um und täusche Interesse für irgendein Footballmatch vor, das gerade übertragen wird. Jack quasselt weiter mit dem Mädchen, mit vielen Zweideutigkeiten, ich höre sogar, dass er meinen Namen erwähnt, und beschließe, ihn später kaltblütig umzubringen. Im Schlaf.
    Das Mädchen fragt nach bösen Burschen. Wenn sie wüsste, denke ich. Wir stehen kurz davor, einen wirklich sehr bösen Burschen zu schnappen. Schon sehr bald. Und dann wird er für alles bitter büßen müssen, was er getan hat.
    »Bald?«, fragt das Mädchen, wobei sie fast kreischt vor Aufregung. »Wie bald? Morgen schon? Was hat er denn angestellt, dieser böse Typ?«
    Ich drehe mich zu ihr um und starre sie kalt an. Schon schießt Adrenalin durch meine Adern. Ich springe vom Barhocker. »Das habe ich nicht laut gesagt«, sage ich.
    Der Gedanke hatte nicht mal den Bruchteil einer Sekunde gedauert. Plötzlich weiß ich: Das Mädchen ist eine von ihnen. Sie ist eine Psy. Wie sonst hätte sie meine Gedanken hören können? Meine Hand zuckt schon zu meiner Pistole hinten im Gürtel.
    Auch Jack hat sofort reagiert, streckt die Hand nach ihr aus, um sie am Arm zu packen, aber sie ist schon vom Hocker gesprungen, windet sich schneller als ein Wiesel durch das Gedränge in der Bar und zum Ausgang.
    Wir sind ihr dicht auf den Fersen, kämpfen uns brutal durch die Menge, ein paar andere von unserer Einheit bekommen mit, dass etwas los ist, und schließen sich uns an, brüllen sich über die Köpfe hinweg Befehle zu und alarmieren damit noch weitere Teammitglieder, sodass wir wie im Angriff ins Freie hinausstürmen. Doch vor der Bar stehen die Gäste ebenfalls dicht gedrängt mit ihren
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