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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
Autoren: Sabine Klewe
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Rhein, nach Knoblauch, frisch gegrillten Speisen und Sonne.
    Ein eindringlicher Piepston riss ihn aus seinen Gedanken. Verwirrt blickte er hinunter auf seinen Gürtel. Der Detektor zeigte jetzt 2,3 Volumen Prozent an. Hastig glitt sein Blick zu der Kerze, die auf dem Boden des Bottichs stand. Sie brannte ruhig. Verwirrt klopfte er mit der Fingerspitze auf den kleinen Gas-Detektor. Das Gerät hatte in letzter Zeit ein paar Mal verrückt gespielt. Irgendwas war damit nicht in Ordnung. Er beschloss, das hartnäckige Piepsen zu ignorieren. Mit fester Hand umfasste er den Schrubber und wollte auf den Putzeimer zugehen, als ein plötzlicher Schwindel ihn erstarren ließ. Ihm war schummerig, seine Schläfen pochten und er hörte sein eigenes Blut unnatürlich laut in seinen Ohren rauschen. Wieder wanderte sein Blick zu der Kerze am Boden, diesmal langsam, wie in Zeitlupe, denn jede Bewegung fiel ihm mit einem Mal unendlich schwer. Die Flamme flackerte unruhig, dann erlosch sie. Ein hauchdünner Rauchfaden schlängelte sich am Docht empor. Immer noch ertönte der Piepston in regelmäßigen Abständen an seinem Gürtel.
    Das konnte doch gar nicht sein. Er war immer noch irritiert. Er hatte gerade erst alles ausgespült. Und er erinnerte sich genau, dass er den Ventilator angestellt hatte, der das Kohlendioxyd aus dem kleinen, engen Gärkeller absaugte. Oder doch nicht? Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach und in winzigen Tröpfchen seine Schläfen und seinen Rücken hinunterperlte. Er machte einen unsicheren Schritt auf die Leiter zu, aber seine Beine wollten ihm nicht gehorchen. Panik stieg in ihm auf und rollte durch seinen schwitzenden Körper wie eine heißkalte Flutwelle. Er wusste, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bis die Bewusstlosigkeit einsetzen würde. Übelkeit breitete sich in seinem Magen aus.
    Wieder zwang er sich, einen Schritt zu machen, aber seine Beine waren schwer wie Blei. Sein Atem ging schneller. Vor seinen Augen tanzten bunte Lichtpunkte. Er versuchte zu schreien, brachte aber nur ein heiseres Krächzen hervor. Ein dunkelgrauer Nebel legte sich vor sein Blickfeld. Die rettende Leiter verschwand hinter einer undurchdringlichen Wolke. Seine Beine knickten ein. Er japste hektisch und riss den Mund auf wie ein Fisch auf dem Trockenen. In seinem Kopf drehte sich alles. Dann ergriff die Benommenheit von ihm Besitz. Das Gefühl war merkwürdig, sogar angenehm, beinahe wie fliegen, fast schwerelos.
    Er versuchte nun nicht mehr, die Leiter zu erreichen. Für den Bruchteil einer Sekunde streifte ein Lächeln seine Züge. Dann wurde es langsam dunkel. Was für ein lächerlicher Tod, war das Letzte, das er dachte. Er spürte nicht mehr, wie er auf dem harten Boden des Gärbottichs aufschlug.

     
    Katrin Sandmann rührte in ihrer Tasse. Sie beobachtete den Mann, der ihr gegenüber am Frühstückstisch saß und temperamentvoll gestikulierend eine Geschichte erzählte, während er gleichzeitig ein üppiges Frühstück in sich hineinschaufelte. Sie fragte sich, wieso er jedes Mal zuerst ein dickes Stück von seinem Brötchen abbiss, bevor er anfing zu reden. Manfred Kabritzky erzählte und kaute gleichzeitig. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung und das Marmeladenbrötchen in seinen Händen schwankte gefährlich über der Tischdecke. Katrin musste lächeln. Im Anfang hatte sie seine ungestüme Art verabscheut, hatte ihn für oberflächlich und selbstgefällig gehalten. Aber mittlerweile kannte sie ihn besser. Sie wusste, dass dieses oft ungeschickte, überschäumende Temperament Teil seiner Warmherzigkeit, seiner Menschlichkeit war, und sie sah ihm gern zu, wenn er ganz aufging in einer Geschichte, fast wie ein kleines Kind, das über einer einzigen Sache, die ihm gerade wichtig ist, alles andere vergisst.
    Sie hatte eine Weile gebraucht, um das zu begreifen. Sie erinnerte sich noch genau an ihre erste Begegnung auf dem Korridor des Polizeipräsidiums vor gut einem Jahr. Er hatte sie beinahe über den Haufen gerannt, und sie hielt ihn für den ungehobeltesten und arrogantesten Menschen, der ihr je begegnet war. Dann hatte sie ihn sogar des Mordes verdächtigt. Und selbst nachdem sie den wahren Täter gefunden hatte, war sie auf Distanz geblieben, vorsichtig. Misstrauisch. Aber Manfred war ausdauernd und hartnäckig. Er ließ sich nicht so leicht abwimmeln, und mittlerweile war er zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden, das er bisweilen gehörig aufmischte.
    »Hörst du mir überhaupt zu
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