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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
Autoren: Sabine Klewe
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herrschte ein wirres, sympathisches Stilgemisch . Auf den alten, abgenutzten Schreibtischen standen hochmoderne Computer, und an der Decke hing ein kitschiger, antiquierter Kronleuchter. Die Fenster, die zur Bergerstraße gingen, waren leicht geöffnet, um ein wenig von der morgendlichen Brise hereinzulassen, bevor die Temperaturen wieder unerträglich wurden.
    Die Frau beendete das Telefonat.
    »Sie müssen Frau Sandmann sein .« Sie stand auf und reichte Katrin die Hand. »Mein Name ist Heubel . Herr Schäfer müsste eigentlich jeden Augenblick kommen. Ich verstehe gar nicht, wo er bleibt. Kann ich Ihnen solange etwas anbieten? Einen Kaffee, ein Wasser?«
    Katrin lehnte dankend ab. Frau Heubel begann daraufhin, sich in einen Aktenordner zu vertiefen. Katrin lauschte den Geräuschen aus der Küche, die rechts neben der Treppe lag und wo bereits emsiges Treiben herrschte.
    Etwa zehn Minuten später blickte Frau Heubel auf die Uhr.
    »Ich verstehe das nicht«, murmelte sie und lächelte Katrin entschuldigend an. »Er hatte gestern bis spät abends zu tun, musste noch den einen Bottich reinigen. Wahrscheinlich hat er ein bisschen verschlafen. Obwohl das eigentlich gar nicht seine Art ist ...«
    Sie griff zum Telefonhörer und wählte eine Nummer.
    »Sag mal, habt ihr den Andy heute schon gesehen? Der sollte eigentlich um halb zehn die Fotografin rumführen .«
    Sie hörte einen Augenblick lang zu. »Na, gut«, sagte sie dann. »Sollte er bei euch auftauchen, schickt ihn bitte zu mir hoch, ja ?« Sie legte auf und sah Katrin kurz an. Dann wählte sie erneut eine Nummer.
    »Das ist sein Handy. Mal sehen, ob er ran geht«, erklärte sie Katrin, während sie dem Rufzeichen lauschte.
    Niemand hob ab. Frau Heubel stand jetzt auf. Sie ging zu einem Aktenschrank und zog einen Ordner hervor. »Hier stehen alle seine Termine drin. Er macht ja öfter Führungen durch die Brauerei. Auch für Reisegruppen und so. Vielleicht habe ich die Zeit falsch eingetragen .« Sie blätterte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, Donnerstag, achter September, Frau Sandmann, Führung. Hier steht es. Komisch.« Sie stellte den Ordner zurück.
    In diesem Augenblick kam ein Mann zur Tür herein. Er war korpulent und trug sein rötliches Haar ein wenig zu lang, so dass es wirr von allen Seiten des Kopfes abstand. Auf der Nasenspitze ruhte eine Brille, deren dicke Gläser seine Augen unnatürlich vergrößerten. In der rechten Hand schwenkte er ein kleines, silbernes Mobiltelefon.
    »Ist das nicht Andys ?« , fragte er. »Ich hab’s vor dem Gärkeller auf dem Boden gefunden. Aber auch nur, weil es gerade geklingelt hat. Es lag ganz versteckt in der Ecke, hinter einem Eimer .«
    Frau Heubel nahm das Telefon entgegen. »Also ist er doch schon im Haus. Bestimmt ist er im Gärkeller. Vielleicht ist er gestern mit dem Saubermachen nicht ganz fertig geworden. Könntest du Frau Sandmann vielleicht dort hinführen? Sie hat bei ihm einen Termin für eine Führung. Sie ist die Fotografin .«
    »Ah, Tag, Frau Sandmann. Mein Name ist Willich . Wie die Stadt. Gerd Willich . Kommen Sie mit .«
    Er marschierte los. Auf dem Treppenabsatz drehte er sich noch einmal um.
    »Und halten Sie sich dicht hinter mir, sonst verlaufen Sie sich. Das hier ist bestimmt die verwinkelteste Brauerei der Welt .« Er grinste.
    Dann lief er mit langen Schritten weiter und Katrin folgte ihm dicht auf den Fersen durch ein Gewirr von schmalen Gängen und engen Treppen, vorbei an den Schankräumen bis vor eine kleine Tür mit einem Glasfenster.
    »Das ist der Gärkeller. Hier wird der Würze die Hefe zugesetzt«, erläuterte Gerd Willich , »aber der Andy kann das alles noch viel besser erklären als ich .«
    Er stieß die Tür auf, und sie betraten einen kleinen, engen Raum mit niedriger Decke. Es war schwül, und die Luft war schwer und drückend. Auf der linken Seite befanden sich drei riesige, silberfarbene, in den Boden eingelassene Becken. Die beiden vorderen waren bis zum Rand gefüllt. Braunbeige gescheckter Schaum schwamm zuoberst, so dass die Bottiche aussahen wie zwei gigantische, übervolle Badewannen. Das hintere Becken schien leer zu sein.
    »Hier ist er ja gar nicht«, stellte Gerd Willich erstaunt fest, wandte sich ab und wollte wieder gehen. Katrin folgte ihm nicht sofort, sondern machte ein paar Schritte in den Raum hinein. Sie ging auf den hinteren Bottich zu.
    »Dürfte ich mal kurz einen Blick da rein werfen ?« , fragte sie. »Ich würde gern sehen, wie tief diese
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