Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
Zuhause, das es einmal werden sollte.Roberta gab sich einen Ruck und trat zurück ins Wohnzimmer. Sie blickte flüchtig auf die Uhr. Schon fast halb neun. Wo Peter nur blieb? Sicher hatte er wieder eine seiner kreativen Phasen, über denen er für gewöhnlich vollkommen die Zeit vergaß. Peter Wickert arbeitete für eine kleine Firma, die sehr erfolgreich Internetseiten für Unternehmen und Privatkunden entwarf. Oft, wenn er gerade eine Idee hatte oder etwas unbedingt fertig stellen wollte, kam er erst spät abends nach Hause.
    Roberta zog die Verandatür zu. Sie horchte in die Stille des Hauses. Die Kinder schliefen friedlich. Ihr Blick glitt über die vollen Umzugskartons, die sich an der Wohnzimmerwand stapelten. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie die Ruhe nutzen sollte, um noch ein oder zwei Kartons auszupacken. Aber dann wandte sie sich ab. Ihr Rücken schmerzte von der Arbeit und ihr Kopf war bleischwer. Sie würde sich in die Wanne legen und entspannen.
    Im Badezimmer häufte sich die schmutzige Wäsche, denn die Kinder tobten jeden Tag im Garten, der noch nicht fertig war und eher wie eine Baustelle aussah. Ein dicker Sandhaufen türmte sich in der hinteren Ecke, und da, wo später Blumenbeete angelegt werden sollten, glänzte die nackte Erde. Für die Kinder war das natürlich ein Paradies. Und entsprechend dreckig waren sie, wenn sie abends hereinkamen.
    Roberta schnappte sich den Haufen Wäsche, um ihn in die Küche zu schleppen, wo die Waschmaschine stand. Nach und nach verfrachtete sie die verdreckten Anziehsachen ins Innere des Geräts. Plötzlich stutzte sie. Mit den Händen tastete sie das Kleidungsstück ab, das sie gerade gegriffen hatte. Es war eine Jeans ihres Mannes. Sie befühlte die linke Tasche, in der sich etwas Festes, Halbmondförmiges befand. Sie zog den Gegenstand heraus. Es war die abgeknickte Hälfte eines Bierdeckels. Verwirrt hielt Roberta den Deckel hoch. Sie hatte die Lampe in der Küche nicht angemacht, aber die Straßenlaterne warf ein bleiches Licht durch die Fenster. Auf dem kleinen Stück Pappe stand eine Zahlenfolge, eine Handynummer. Roberta schluckte. Sie ließ die Hose zu Boden gleiten. Mit ihrer linken Hand stützte sie sich auf die Waschmaschine, während die rechte den halben Bierdeckel umklammerte, als wolle sie sich daran festhalten. Sie hatte das Gefühl, als ziehe eine unbekannte Macht den Küchenboden unter ihr weg.
    Schleichend, aber unaufhaltsam kroch das Misstrauen durch ihren Körper. Mit einem Mal war alles verdächtig; sein häufig erst spätes Heimkommen, die kurz angebundene Art, mit der er ihr manchmal antwortete, wenn sie sich nach seiner Arbeit erkundigte, die Tage, an denen sie vergeblich versucht hatte, ihn im Büro zu erreichen.
    Roberta ließ den restlichen Haufen Wäsche vor der Waschmaschine liegen, stolperte aus der Küche und stieg mit unsicheren Schritten die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. Sie nahm kein Bad. Sie putzte nicht einmal die Zähne. Sie deponierte den halben Bierdeckel in ihrer Nachttischschublade und kroch unter die Bettdecke.
    Während sie schlaflos in dem dunklen, stillen Zimmer lag, gewann schließlich die Vernunft die Oberhand. Sei nicht so albern, schalt sie sich. Was ist schon Verfängliches an einer Telefonnummer? Sie kann von einem Kollegen sein, einem Geschäftspartner, einem Kunden, von irgendwem. Würde er den Bierdeckel so offen in seiner Hosentasche herumtragen, wenn wirklich etwas Anderes dahinter steckte? Wohl kaum. Bestimmt gab es eine ganz simple Erklärung. Wenn er nach Hause kam, würde sie ihn einfach fragen.

4
    Rita Schmitt zog gerade ein paar getippte Seiten aus dem Drucker, als Hauptkommissar Halverstett das gemeinsame Büro betrat. Es war Montagvormittag, halb zehn, und die gnadenlose Sonne hatte auch das zweite Septemberwochenende überdauert, so als plane sie, diesen Sommer nie zu beenden.
    »Und? Bericht fertig ?« , scherzte der Polizeibeamte, als er sah, wie seine Kollegin die Blätter fein säuberlich abheftete. Rita Schmitt warf ihm, halb grinsend, halb verärgert, einen Blick zu.
    »Schön wär’s«, antwortete sie, »aber ganz so schnell können wir unsere Toten dann doch nicht ruhen lassen. Auch wenn dieser Fall meiner Ansicht nach recht klar ist.« Dann musterte sie ihn neugierig. »Und? Wie war’s beim Staatsanwalt ?« Halverstett machte eine abwehrende Handbewegung. »Du zuerst.«
    Rita Schmitt zuckte mit den Schultern und berichtete, was sie herausgefunden hatte.
    »Wenn die vom
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher