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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
Autoren: Sabine Klewe
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Arbeitsschutz nicht noch irgendwas ausgraben, dann können wir den Fall recht schnell abschließen, denke ich. Meiner Ansicht nach war der Tod dieses Bierbrauers eindeutig ein Unfall. Mal sehen, was die Staatsanwaltschaft sagt. Ich jedenfalls habe nicht den geringsten Hinweis auf ein Verbrechen gefunden. Auch die Autopsie hat nichts Gegenteiliges ergeben. Schäfer ist erstickt. Er war allein in der Brauerei. In den Schankräumen herrschte zwar Hochbetrieb, aber die Produktion ruhte und die anderen Brauer waren bereits alle weg. Das kommt häufiger vor, wie man mir erklärte. Hin und wieder muss jemand länger bleiben, um irgendeine Arbeit zu beenden. Selbstmord scheidet meiner Ansicht nach ebenfalls aus. Schäfer lebte allein, er hatte augenscheinlich keine Probleme, Geldsorgen oder Ähnliches. Wäre ja auch eine ziemlich ungewöhnliche Methode. Wir haben rekonstruiert, was geschehen ist: Es gibt in diesem Gärkeller eine Absaugvorrichtung, eine Art Ventilator, der das Kohlendioxyd absaugt, dass sich bildet, wenn die Hefe den Gärungsprozess auslöst. Das Ding sieht aus wie ein Wasserhahn und ist in der hinteren Ecke des Raums an der Wand befestigt. Es funktionierte einwandfrei, und war auch angestellt. Allerdings muss man die Gärbottiche gut ausspülen, bevor man einsteigt. Kohlendioxyd ist schwerer als Sauerstoff. Deswegen sammelt es sich am Boden. Durch das Ausspritzen mit Wasser wird das CO2 hochgewirbelt und kann abgesaugt werden. Schäfer hat den Gärbottich vermutlich nicht gründlich genug ausgespült. Es war spät. Vielleicht war er müde, oder er hatte es aus einem anderen Grund eilig und wollte schnell fertig werden. Tödlicher Leichtsinn.«
    »Aber da muss es doch ein Warnsystem geben ?«
    »Ja, gibt es natürlich. An der Wand hängt ein so genannter CO2-Gas-Detektor. Dieses Gerät schlägt Alarm, wenn die Konzentration in der Atemluft einen gewissen Grenzwert übersteigt. Außerdem tragen die Brauer zusätzlich ein kleines Warngerät am Gürtel. Schäfer hatte sogar noch eine Kerze dabei. Die hätte ihm allerdings nichts genützt. Die Experten sagen, wenn die Kerze ausgeht, dann liegt die CO2-Konzentration unter Umständen schon bei zehn Prozent. Das ist viel zu hoch, da tritt bei den meisten Menschen schon die Bewusstlosigkeit ein .«
    »Und was war mit den Warngeräten? Haben die funktioniert ?«
    »Theoretisch ja. Wir haben sie beide ausprobiert. Keine Ahnung, warum er das Warnsignal nicht beachtet hat. Vermutlich hat er sich einfach auf die Kerze verlassen, obwohl er eigentlich hätte wissen müssen, dass die überhaupt nicht zuverlässig ist .«
    »Was ist denn mit dem Amt für Arbeitsschutz? Haben die was zu bemängeln?«
    »Bisher nicht, soviel ich weiß. Obwohl der Gärkeller so altmodisch, klein und eng wirkt, ist er den aktuellen Standards gemäß ausgestattet .«
    »Aber als Schäfer gefunden wurde, war der Kohlendioxydgehalt in der Luft normal ?«
    Rita Schmitt nickte zustimmend. »Leicht erhöht, aber nicht bedenklich. In dem Raum auf jeden Fall. Unten in dem Becken war er immer noch sehr hoch. Fast zwanzig Prozent. Absolut tödlich. Hätte Frau Sandmann sich noch tiefer runtergebeugt, wäre das auch für sie lebensgefährlich gewesen .«
    Halverstett murmelte etwas vor sich hin. Rita Schmitt wusste, dass das Thema Katrin Sandmann am Montagmorgen nicht günstig gewählt war. Halverstett konnte die junge Frau gut leiden, aber im Zusammenhang mit seiner beruflichen Tätigkeit wollte er ihren Namen nicht hören. Schon einmal hatte sie sich in seine Ermittlungen eingemischt, den Täter vor ihm entlarvt und das Ganze auch noch beinahe mit ihrem Leben bezahlt.
    In gewisser Weise war sie wie dieser Journalist Manfred Kabritzky , der immer überall seine Nase hineinsteckte und der Polizei ins Handwerk pfuschte. Im Gegensatz zu einigen anderen war Halverstett überhaupt nicht erstaunt darüber, dass aus den beiden ein Paar geworden war. Sie passten hervorragend zusammen.
    Seine Assistentin wechselte schnell das Thema. »Ich vermute jedenfalls, dass Schäfer diesen Bottich unzureichend ausgespült hat. Die Konzentration war noch zu hoch. Dann ist er hineingestiegen . Als er merkte, dass die Alarmgeräte piepsten, hatte er vielleicht schon nicht mehr die Kraft, wieder raufzusteigen . Diese Pumpe hat zwar im Raum das CO⁲ abgesaugt, aber das, was sich auf dem Grund des Bottichs befand, konnte sie natürlich nicht beseitigen .«
    »Ein tragischer Unfall also«, brummte Halverstett .
    Rita Schmitt
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