Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
Dinger sind .«
    Der Mann lachte. »Diese Dinger heißen Gärbottiche. Gucken Sie nur rein, aber beugen Sie sich nicht zu tief runter, sonst kippen Sie mir nachher um. Da drinnen sammelt sich oft das Kohlendioxyd .«
    Katrin ging zum hinteren Bottich und beugte sich neugierig über den Rand. Sie starrte hinunter. Ihr wurde schwindelig. Sie schnappte nach Luft und ihre Hände tasteten hilflos nach Halt.
    Doch es war nicht die schlechte Luft, die ihr den Atem verschlug. Es war der Anblick des Mannes, der sich auf dem Grund des Gärbottichs befand. Er lag mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken. Seine Finger umkrallten einen Schrubberstiel. Sein Körper war leicht verdreht, so als wäre er einfach zusammengesackt und seine schmalen Lippen in dem starren Gesicht waren bläulich verfärbt. Es gab keinen Zweifel daran, dass er tot war.

3
    Als Klaus Halverstett den Obduktionssaal betrat, fiel sein Blick als Erstes auf den schlanken, jungen Mann, der mit dem Rücken zu ihm in der Mitte des Raums stand und nervös mit seinem Wagenschlüssel herumspielte. Der Hauptkommissar kannte ihn. Es war Fischer von der Staatsanwaltschaft. Der Mann war ein erfahrener Ermittlungsbeamter und gar nicht mehr so jung, wie er auf den ersten Blick wirkte. Er konnte knallhart sein, wenn die Situation es erforderte. Nur bei den obligatorischen Sektionsterminen wirkte er immer wie ein kleiner Schuljunge vor einer schwierigen Mathearbeit.
    Er und Halverstett hatten schon unzähligen Obduktionen gemeinsam beigewohnt. Trotzdem fürchtete der Polizist jedes Mal, der Staatsanwalt würde bereits vor dem ersten Schnitt in Ohnmacht fallen.
    Fischer verstaute den Schlüssel in der Hosentasche, drehte sich um und grinste den Kommissar schief an.
    »Morgen, Halverstett . Gut gefrühstückt?«
    Halverstett grüßte zurück. Fischer sah heute besonders bleich und dürr aus, und Halverstett fragte sich, ob er überhaupt jemals etwas aß. Er beobachtete, wie der Staatsanwalt ein Päckchen Zigaretten aus der Jacketttasche fischte, einen Augenblick lang in den Händen hin und her drehte und wieder verschwinden ließ.
    Halverstett durchfuhr plötzlich der Gedanke, dass er eigentlich gar nichts über den Mann wusste. Von den meisten Menschen, mit denen er regelmäßig beruflich zu tun hatte, kannte er wenigstens in etwa die privaten Verhältnisse, konnte sich nach dem Befinden der Frau erkundigen oder nach dem Fortkommen der Kinder in der Schule. Aber von Fischer wusste er überhaupt nichts. Hatte er eine Familie? Lebte er vielleicht noch zu Hause bei seiner Mutter oder womöglich in einer vergammelten Junggesellenbude? Halverstett ertappte sich bei dem Gedanken, dass er Fischer für den Typ Mann hielt, der wohl noch sein Abendessen von Mama vorgesetzt und seine Hemden von ihr gebügelt bekam.
    Die Tür öffnete sich und eine Frau betrat mit hastigen Schritten den Obduktionssaal. Sie war groß und schlank, und ihr rotes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, damit es sie bei der Arbeit nicht behinderte. Sie war ausgesprochen attraktiv.
    Über Fischers Gesicht lief eine hektische Röte, als sie durch die Tür kam, und plötzlich begriff Halverstett den Grund seiner Nervosität. Er lächelte innerlich, riss sich aber zusammen und reichte der Frau die Hand. Diese ergriff zuerst das Wort.
    »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Maren Lahnstein. Sie sind Hauptkommissar Halverstett ?«
    Halverstett erwiderte ihren Gruß. Er hatte bereits von ihr gehört: Krankhaft ehrgeizig. Geht über Leichen. Ein ziemlich zynischer Kommentar über eine Gerichtsmedizinerin. Aber vielleicht waren die männlichen Kollegen ja auch nur eingeschnappt, weil sie sich nicht gleich von jedem anbaggern ließ, sondern auf Distanz blieb.
    Maren Lahnstein drehte sich jetzt zu Fischer um und begrüßte ihn. Halverstett konnte ihr Gesicht nicht sehen, da sie ihm den Rücken zuwandte, aber er registrierte das verlegene Lächeln auf Fischers Lippen. Die Ärztin drückte kurz seine Hand und machte dann einen Schritt auf den Tisch zu, auf dem sich der Leichnam von Claudia Heinrich befand.
    Maren Lahnstein arbeitete ruhig und konzentriert. Der dürre, pickelige Sektionsgehilfe hastete hin und her und reichte ihr Skalpell und Gläser, während sie mit routinierten, sicheren Bewegungen ihre Arbeit ausführte. Halverstetts Blick wanderte zwischen ihr und Fischer hin und her, der, sichtlich bemüht, Haltung zu bewahren, ihre Tätigkeit verkrampft und mit verschränkten Armen aus sicherer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher