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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone
Autoren: Peter Terrid
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Peter Terrid
    BEFEHLE AUS DER SCHATTENZONE
    Schwarz wie der Odem des Bösen war die Nacht, kühl, und über den Himmel jagten die düsteren Schemen der Wolken, eilend, als scheuten sie sich, über dem Land zu schweben. Es war still. Nur das Hufgetrappel der Pferde durchdrang diese Stille, der Schall von Horn auf Fels, ab und zu das Knirschen der Zähne auf dem Zaumzeug, hier und da ein heiser hervorgestoßener Befehl.
    Der Trupp ritt unermüdlich durch die Nacht. Das Ziel war nahe; bald würde es erreicht sein. Dann musste sich das Schicksal der Gefangenen vollenden.
    Nyala hielt sich noch gut auf ihrem Pferd, obwohl sie ermattet war vom langen Reiten. Fast noch mehr als der Verlust an Körperkraft schwächte sie die stete Auszehrung des Gemüts, das bedrückende Schweigen ihrer Häscher, der Abteilung Caer-Krieger, die ihr das Geleit gaben. Neben diesen Gestalten zu reiten, unter einem windgepeitschten Himmel, dessen sturmzerzauste Wolkendecke nur ab und an einmal aufriss, um dem fahlen Schein des Vollmonds Platz zu machen, der die Gestalten für kurze Augenblicke aus dem undurchdringlichen Dunkel riss und in bleichen Schein tauchte. Doppelt schauerlich wurden die grimmigen Gestalten, die Nyala umgaben, in solchen Augenblicken.
    Kalter Wind strich über das karge Land. Nur Fels war zu sehen, kein Grün. Die wenigen Bäume reckten ihre kahlen Äste als flehentliche Geste dürr in den Himmel. Einmal auch sah Nyala am Fuß eines solchen Baumes bleich das Gebein eines Toten blinken, grässliches Omen für die Reise, die Nyala angetreten hatte.
    Sie konnte den Gefährten ihrer Not nicht sehen, Coerl O'Marn ritt hinter ihr. Das war gut so, der Anblick des gläsern gewordenen Gesichts hätte Nyala der letzten Festigkeit beraubt, ihr Gemüt dem würgenden Zugriff der Furcht haltlos ausgesetzt.
    Was stand ihr bevor, welchem Schicksal wurde sie von der schweigsamen Reiterschar entgegengeführt? Es konnte nichts Gutes sein, das stand für Nyala fest. Sie brauchte nur einen Blick zur Seite zu werfen und einen Augenblick abzuwarten, in dem das Licht des Mondes voll auf einen der Caer-Krieger fiel, dann sah sie genug.
    Schauer liefen über Nyalas Leib. Die bange Ahnung hatte die Tochter des tainnianischen Herzogs Krude von Elvinon befallen, dass sie einer Zukunft entgegenritt, die schlimmer sein würde als der Tod.
    Was sie erwarten konnte, hatte Coerl O'Marn bereits erlitten. Der Dämonenkuss hatte aus dem Ritter des Caer-Heeres einen Willenlosen gemacht, der jede Eigenständigkeit verloren zu haben schien.
    Nyala riss sich zusammen. Sie wollte die geringe Möglichkeit wahren, die sie sich ausgerechnet hatte. Sie wusste, dass ihr Vater in der Gewalt Drudins war. Zu ihm hoffte sie gebracht zu werden, erfüllt zugleich von Furcht und der aberwitzigen Hoffnung, sich selbst und den Vater der furchtbaren Gewalt Drudins entwinden zu können. Die Caer-Krieger, die schweigsam neben ihr ritten, sollten sie an dieses Ziel führen, und wenn es danach ging, verlief der Ritt zu Nyalas Zufriedenheit.
    Der Trupp ritt einen Steilhang hinauf. Für einen kurzen Augenblick erhellte das kalkige Licht des vollen Mondes die Spitze, den Felsen darauf. Eine Schauermaske schälte sich aus dem diffusen Dunkel, ein niederträchtiges Gesicht schien Nyala höhnisch anzugrinsen. Dann war die Erscheinung verschwunden, und als Nyala den Felsen erreicht hatte, lag vor ihren Augen ausgestreckt das Land, das die Caer-Feste Gianton umgürtete.
    Der Sturmwind drängte das schüttere Gewölk hastig über den Himmel. Nur für wenige Augenblicke waren Einzelheiten erkennbar.
    Das Zeltlager, das sich vor Nyala erstreckte - Zelt an Zelt, Heimstatt einer Streitmacht des Schreckens. Dahinter erhob sich Gianton, wuchtete ein Gebirge aus steinernen Quadern düster drohend in den nachtschwarzen Himmel. Eine Festung des Grauens, die Burg des Bösen, das waren Nyalas erste Empfindungen.
    Die Reiter verlangsamten den Schritt ihrer Pferde. Sie näherten sich der Titanenstadt vorsichtig.
    Von irgendwoher sickerte es heran, das Gefühl, das in immer stärkerem Maß von Nyala Besitz ergriff. Erst eine leise Ahnung von Angst, dann ein spürbares Unbehagen. Immer eindringlicher wurde das Gefühl, es setzte sich im Körper fest wie ein Geschwür. Je näher Nyala mit ihren Begleitern der Titanenstadt kam, je tiefer sie in den stumm drohenden Zeitring um die zyklopische Festung der Caer eindrang, umso stärker wurde das Gefühl des Unheimlichen. Es war eine Vorahnung des Grauens, die
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