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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
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nicht.“
    Horst Breuer hatte sich neben Katrin auf die Couch gesetzt. Er verschränkte seine Hände wie zum Gebet, während er weiter sprach.
    „Sie hat nur gelacht. Was denn plötzlich in mich gefahren sei, und ich hätte doch bisher meinen Spaß mit ihr gehabt. Dann hat sie sich gegen den Grabstein gelehnt und die Augen geschlossen. Da hab ich das Messer genommen. Ich habe ganz vorsichtig mit dem Ärmel des Hemdes danach gegriffen, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Ihre Arme lagen auf ihrem Schoß, ganz ruhig und entspannt. Sie hat nur kurz gezuckt, als ich ihr den Puls aufgeschnitten habe. Erst links und dann rechts. Zwei saubere, tiefe Schnitte. Es ging ganz leicht. Dann hat sie die Augen geöffnet. Als sie begriff, was ich getan hatte, hat sie mich einen Moment lang entsetzt angestarrt, aber dann hat sie plötzlich gegrinst. Es war fast, als hätte sie es genau so geplant.“
    Er stand auf und trat hinter Katrin, die atemlos zuhörte. „Ich bin zurück zur Mauer gerannt. Den Engel habe ich mitgenommen, weil ich in meiner Verwirrung dachte, es müssten meine Fingerabdrücke darauf sein. Unterwegs fiel mir ein, dass man auf so grobem Stein unmöglich Abdrücke finden kann. Also habe ich die Figur einfach auf einem anderen Grab abgestellt. Ich bin zurück über die Mauer geklettert und nach Hause gefahren. Glücklicherweise habe ich im Schuppen Ersatzwäsche für die Gartenarbeit. So musste ich gar nicht ins Haus. Ich habe mich umgezogen, die blutigen Sachen in eine Tüte getan, sie mit Steinen beschwert und dann bin ich zurück zur Südbrücke gefahren und habe sie runtergeworfen .“
    Katrin warf erneut einen raschen Blick auf ihre Uhr. Eine Minute nach acht. Sie atmete erleichtert auf. Sie erhob sich. In diesem Augenblick spürte sie, wie jemand nach ihren Händen griff. Dann hörte sie ein metallisches Klicken. Sie blickte über die Schulter. Ihre Arme waren mit Handschellen aneinander gefesselt.
    „Ein Souvenir von Tamara“, erklärte Breuer mit einem bitteren Lächeln. Damit du nicht früher gehst, als ich möchte.“
    „Das wird Ihnen nicht viel nützen. Meine Freundin weiß, wo ich bin. Sie hat um Punkt acht Kommissar Halverstett angerufen. Die Polizei ist bereits unterwegs.“
    Horst Breuer zuckte nur kurz mit den Achseln. „Das macht nichts. Ich hatte sowieso vor, eine kleine Spazierfahrt mit dir zu machen. Aber wenn stimmt, was du behauptest, dann brechen wir besser gleich auf.“
    Katrin versuchte sich zu wehren, aber Breuer hatte plötzlich eine kleine, scharfe Rosenschere in der Hand, die er ihr an die Kehle hielt. Sie zuckte unter der Berührung des kalten Metalls zusammen. Er stieß sie grob vor sich her und schob sie aus dem Haus. Sie erwog kurz, laut um Hilfe zu rufen. Aber sie wusste, wie unwahrscheinlich es war, dass sie jemand hören würde. Die Nachbarhäuser lagen immer noch still und dunkel im trüben Abendlicht. Nichts rührte sich außer dem Wind, dessen Böen mittlerweile noch heftiger geworden waren.
    Katrin versuchte so langsam wie möglich zu gehen. Trotzdem dauerte es weniger als eine Minute, bis sie im Kofferraum des Wagens lag. Breuer fuhr mit einem Ruck los und sie schlug heftig mit dem Kopf gegen die Rückwand. Hätte sie hinaussehen können, wäre ihr der Polizeiwagen aufgefallen, der ihnen auf der Rheinfährstraße begegnete.

10
    Roberta Wickert blickte nervös auf die Uhr. Die letzte halbe Stunde war unglaublich langsam vergangen. Jetzt war es zwei Minuten vor acht und Katrin hatte sich noch nicht gemeldet. Ohne ihren Blick von den kaum merklich kriechenden Zeigern abzuwenden, ging sie quer durch das Wohnzimmer zum Telefon.
    „Wenn ich mich bis acht Uhr nicht bei dir gemeldet habe, ruf die Polizei an. Und sag auch diesem Journalisten Bescheid, Manfred Kabritzky .“
    So hatte ihre Freundin es ihr aufgetragen. Das war um kurz vor sieben gewesen.
    Roberta legte sich den Zettel mit den beiden Telefonnummern zurecht, die Katrin ihr diktiert hatte. In der Wohnung war es unheimlich still. Die ganz Zeit über hatte sie Geräusche aus dem Kinderzimmer gehört. Dort war ihr jüngster Sohn damit beschäftigt, die Fernsehzeitung der letzten Woche in winzige Fetzen zu reißen. Die beiden anderen Kinder waren mit ihrem Vater einkaufen. Sie mussten bald zurück sein. Was hätte Roberta darum gegeben, wenn sie früher wiedergekommen und Peter jetzt bei ihr wäre. Aber die drei würden mit Sicherheit in der Sportabteilung bleiben, bis das Kaufhaus schloss. Peter war ein
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