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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
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Melanie.“
    Sie zögerte und sah ihn erwartungsvoll an, aber er blickte nur kalt zurück. „Was ist mit Melanie?“
    „Damals, zwei Tage bevor sie starb hat sie mir dieses Heft gezeigt. Es war eine Art Katalog mit lauter so Zeugs: Lederklamotten, Handschellen, Gürtel. Ich glaube, es waren sogar Peitschen dabei. Sie wollte wissen, was ich davon halte. Ich glaube, sie hat versucht, mir etwas mitzuteilen, aber ich hab’s nicht begriffen. Ich hab sie nur angewidert angesehen und gefragt, was das soll. Wenn ich damals anders reagiert hätte, wäre sie womöglich heute noch am Leben. Und Tamara vielleicht auch.“
    Einen Moment lang sprach keiner. Horst Breuer lehnte an der Wand und blickte sie unverwandt an. Sein Gesicht war bleich, aber gefasst. Katrin musterte ihn fassungslos. Sie konnte immer noch nicht begreifen, wieso ausgerechnet dieser sympathische, gutmütige Mensch solche grauenvollen Neigungen haben konnte. Sie versuchte die versteckte Grausamkeit in seinem Gesicht zu entdecken, aber sie fand nur Erschöpfung und eine seltsame Hilflosigkeit, die sie beinahe mitleidig stimmte. Und dann war da noch diese beklemmende Ruhe, so als wäre für ihn bereits alles erledigt und als könne ihr Wissen ihn nicht mehr schädigen. Sie raffte sich auf und fragte leise:
    „Haben Sie Melanie auch getötet?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Nein. Sie hat sich selbst da runter gestürzt. Sie war ganz anders als Tamara. Ich glaube sie war ernsthaft vernarrt in mich. Verrückt was? Sie war bereit alles zu tun, um mir zu gefallen. Aber es hat ihr keinen Spaß gemacht. Obwohl sie am Anfang vorgetäuscht hat, dass ihr diese Dinge gefallen. Sie wusste wohl einfach keinen Ausweg mehr.“
    „Wussten Sie, dass ihre Eltern dachten, sie seien Schuld, weil sie Melanie unter Leistungsdruck gesetzt hatten? Ihre Mutter hat sich auch umgebracht.“
    „Ich weiß. Mir hat das alles sehr Leid getan, aber was sollte ich tun? Ich hatte mir vorgenommen, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Es ist ja auch jahrelang gutgegangen . Aber dann kam Tamara, und mit ihr war alles so leicht. Sie hatte überhaupt keine Skrupel und es konnte ihr gar nicht brutal genug sein. Im Anfang war es einfach perfekt, aber dann hat sie begonnen, mir Angst zu machen. Sie war unersättlich und ich konnte da nicht mehr mithalten.“
    „Warum haben Sie nicht Schluss gemacht?“
    „Ich hab’s versucht, aber sie hat mich erpresst. Sie hat gesagt, sie habe diesen Typ von der Zeitung angerufen, und wenn ich sie nicht weiter treffen wolle, dann würde sie ihm alles erzählen.“
    Katrin blickte unauffällig auf ihre Uhr. Sieben Minuten vor acht. Sie atmete tief durch. „Und dann haben Sie Tamara ein letztes Mal auf dem Friedhof getroffen und getötet.“
    „Es war nicht geplant. Es war ihre Idee, sich dort zu treffen. Sie hat behauptet, die Atmosphäre dort würde sie anregen. In der Schule hat sie mir einen Zettel zugesteckt. Ich hab ihn ihr sofort zurückgegeben und gesagt, sie soll mich in Ruhe lassen. Dann hab ich den ganzen Nachmittag nach einem Ausweg gesucht. Ich hab mir das Hirn zermartert, aber am Ende bin ich doch hingefahren. Was sollte ich auch sonst tun? Sie hatte mich in der Hand. Wir haben uns vor dem Haupteingang getroffen und dann sind wir bei den Feldern über die Mauer gestiegen. Sie hat die Stelle ausgesucht. Ich hab mir zunächst nichts dabei gedacht.“
    „Sie haben mit ihr geschlafen? Auf dem Grab?“
    „Ja. Nachher hat sie gefragt, ob ich glaube, dass die Toten uns zusehen würden.“
    „Ich hab gedacht, sie macht einen Scherz, aber dann hat sie mir Melanies Grab gezeigt. Es lag ganz in der Nähe. Sie hat es gewusst. Die ganze Zeit.“ Er atmete schwer.
    „Also hatte sie noch mehr gegen Sie in der Hand, als nur ihre eigene Affäre mit Ihnen. Haben Sie daraufhin beschlossen, sie umzubringen?“
    „Sie hatte plötzlich dieses Messer in der Hand und wollte, dass ich ihr die Haut aufritze. Sie hat gesagt, sie liebt das Gefühl, wenn das Blut über ihren Körper läuft. Ich habe das Messer nicht sofort genommen. Ich bin aufgestanden und hab angefangen, auf sie einzureden. Ich wollte sie dazu bringen, das Ganze zu lassen. Dann habe ich diese Figur gesehen, diesen Engel mit dem abgebrochenen Flügel. Das ist ein Zeichen, dachte ich, und habe danach gegriffen und ihn ihr gezeigt. Ich habe ihr erklärt, dass sie das sei, ein Engel mit gebrochenen Flügeln. Ich habe sie aufgefordert, ihr Leben zu ändern. Ich wollte sie nicht töten, wirklich
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