Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
minutenlang die Augen.
    Er erzählte ihr ein paar Einzelheiten. Dann wechselte er das Thema. Er sprach von der Nachbarin, die angeboten hatte, ein wenig im Haushalt zu helfen, und davon, dass er zum ersten Mal im Leben gebügelt hatte, und dass es gar nicht so schwer gewesen war. Außerdem hatte er sich ein Kochbuch gekauft. Sylvia hörte schweigend zu. Ihr Blick war müde und ausdruckslos und verriet nicht, was sie dachte. Aber bevor sie wieder einschlief, drückte sie fest seine Hand.
    Katrin stieg aus dem Wagen. Roberta sah sie besorgt an.
    „Bist du sicher, dass ich nicht noch mit hochkommen soll? Du kannst doch vermutlich nicht einmal die Tür richtig aufschließen mit diesem Gipsarm.“
    Katrin schüttelte den Kopf.
    „Das krieg ich schon hin. Ich möchte ein bisschen allein sein. Es geht mir gut. Ich melde mich morgen bei dir. Und noch mal danke für alles. Ach ja, und gute Besserung für Tommy.“
    Roberta lächelte.
    „Dem geht’s schon wieder gut. Sie haben die Wunde genäht und er ist mächtig stolz auf seine Narbe.“
    „Bis morgen dann.“
    Roberta wartete, bis Katrin umständlich mit der linken Hand die Haustür aufgeschlossen hatte, dann fuhr sie los. Katrin betätigte den Lichtschalter. Sie lehnte sich für einen Augenblick erschöpft an die Wand und starrte in das schwach beleuchtete Treppenhaus. Erst vor wenigen Stunden war sie diese Stufen heruntergekommen, aber ihr kam es vor, als seien inzwischen Tage vergangen. Langsam stieg sie die Treppe hoch. Ihr Körper schmerzte bei jedem Schritt. Sie hatte zwei blutunterlaufene Striemen auf dem Oberkörper, ihr rechtes Handgelenk war gebrochen und ihre Schulter steckte in einem dicken Stützverband. Die Stufen knarrten leise. Es roch appetitlich nach gedünsteten Zwiebeln. Katrin wunderte sich ein wenig. In diesem Haus duftete es selten nach Essen. Es roch eigentlich nie nach irgendetwas außer freitags nach Putzmittel, wenn das Treppenhaus gereinigt wurde. Sie erreichte ihre Wohnungstür und schloss auf. Aus der Küche drang Licht und das gedämpfte Geklapper von Geschirr.
    Katrin wollte erschrocken die Tür wieder zuschlagen, als jemand den Kopf durch die Türöffnung streckte.
    „Dein Schloss muss dringend ausgewechselt werden. Da kommt wirklich jeder Idiot rein.“
    Manfred Kabritzky sah sie an und sein Gesicht verzog sich zu einem charmanten Lächeln. Katrin schnappte nach Luft. Zuerst wollte sie empört protestieren, aber dann seufzte sie ergeben und stapfte in die Küche. Auf der Arbeitsplatte herrschte ein heilloses Chaos, aber der Tisch war einladend gedeckt. Manfred schwenkte eine Flasche Rotwein.
    „Auch ein Glas?“
    Sie nickte nur und setzte sich vorsichtig auf einen Stuhl.
    „Ich hab mir gedacht, dass du bestimmt Hunger hast, wenn du nach Hause kommst. Und mit dem Arm kannst du ja nichts machen.“
    „Sie können kochen?“
    Katrin fühlte sich immer noch völlig überrumpelt und musterte ein wenig ungläubig das Durcheinander in ihrer Küche. Er zog die Augenbrauen hoch.
    „Du traust mir wohl gar nichts zu, was? Wie wär’s stattdessen mit: Danke, dass du mir das Leben gerettet hast oder so etwas?“
    Katrin lächelte entschuldigend.
    „Ich weiß einfach nicht, was ich von Ihnen halten soll.“
    Sie griff nach dem Weinglas, das er ihr hinhielt.
    „Aber ich bin Ihnen natürlich dankbar für das, was Sie getan haben.“
    Als er sie nach dem Essen auszog und ins Bett steckte, protestierte sie nur schwach. Und als sie ihn am nächsten Morgen mit Rupert im Arm tief schlafend auf der Wohnzimmercouch vorfand, erwischte sie sich bei dem Gedanken, dass sie sich an diesen Anblick beinahe gewöhnen könnte.

     

     
    E N D E

     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher