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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
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selbstverständliche Art klar gewesen, dass so das Ende sein würde. Nur er und sie. Das große Finale. Er hatte sich gegen diese Gewissheit gewehrt. Er mochte sie wirklich, hatte versucht sie zu retten, vor ihm, vor sich selbst, aber seine Bemühungen waren vergeblich gewesen. Jetzt war es zu spät. Es war so weit. Er würde sie treffen und ihr alles erzählen. Und dann würde er allem ein Ende bereiten, so wie er es schon vor langer Zeit hätte tun sollen. Und er würde sie mitnehmen, seine einzige würdige Gegnerin in diesem erbärmlichen Katz und Maus Spiel.
    Er trat vom Fenster weg. Er musste sich beeilen. Es gab noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor sie eintraf. Vorbereitungen mussten getroffen werden. Er durfte sich keinen Fehler erlauben, diesmal nicht. Er ging in die Küche. Über der Spüle hing ein kleiner Arzneischrank. Die Tabletten, die er suchte, standen ganz vorn. Er stellte das Röhrchen auf dem Tisch ab. Dann ging er in den Keller, um in der Werkzeugkiste ein Stück feste Schnur zu suchen. Auf halbem Weg brach er ab. Er hatte eine viel bessere Idee …
    Hauptkommissar Halverstett zeigte dem Pförtner seinen Dienstausweis.
    „Kriminalpolizei. Guten Tag.“
    Der Pförtner nickte. „Kann ich Ihnen behilflich sein? Wo müssen Sie hin?“
    „Chirurgie. Danke. Ich kenne mich aus.“
    Er gab Gas und fuhr auf das weitläufige Gelände der Unikliniken. Dann bog er rechts ab, parkte vor dem Gebäude der chirurgischen Abteilung und stieg aus. Als er den Korridor entlangging und nach der richtigen Zimmernummer Ausschau hielt, entdeckte er mit einem Mal vor sich einen hoch gewachsenen, schlanken Jungen, der wartend vor einer Tür stand. Er hielt einen Blumenstrauß in der Hand und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    „Hallo Timm, bist du auch hier, um Frau Arnold zu besuchen?“
    Der Junge blickte ihn überrascht an. „Oh, Herr Kommissar.“
    „Warum gehst du nicht hinein?“
    „Sie schläft. Die Schwester hat gesagt, dass ihr Mann gleich wiederkommt. Ich hab mir gedacht, ich warte und geb ihm dann einfach die Blumen.“
    Er schlug die Fußspitzen gegeneinander, während er sprach, und blickte mit unsicheren Kopfbewegungen den Gang rauf und runter. Dann grinste er verlegen. „Krankenhäuser machen mich nervös. Ich bin froh, wenn ich hier wieder weg kann.“
    Der Polizist nickte verständnisvoll.
    „Das geht wohl jedem so. Darf ich dich noch was fragen? Du hast dieser Fotografin, Frau Sandmann, erzählt, dass Tamara von dir verlangt hat, sie zu schlagen. Ist das richtig?“
    Timm drehte verlegen den Kopf zur Seite.
    „Ich weiß, ich hätte es Ihnen sagen sollen. Aber es war mir unangenehm. Außerdem dachte ich nicht, dass es was mit ihrem Tod zu tun haben könnte.“
    „Schon in Ordnung. Hast du es getan?“
    „Was?“
    „Sie geschlagen.“
    Timm drehte den Blumenstrauß in seiner Hand hin und her. Er vermied Halverstetts Blick und studierte stattdessen die Tulpen und Narzissen. „Einmal. Ich war neugierig. Ich wollte wissen, was das für ein Gefühl ist. Sie wollte es ja schließlich. Ich sollte meinen Gürtel nehmen. Ich hab auf ihren Rücken geschlagen. Erst nur ganz leicht. Sie hat geschrieen: Fester! Fester! Und ich habe fester geschlagen.“
    „Wie oft?“
    „Weiß nicht. Fünf oder sechs Mal. Dann hab ich das Blut gesehen und mir wurde plötzlich übel.“ Er verstummte.
    Kommissar Halverstett wartete. Timm strich mit einer sachten Handbewegung über die gelben Blüten in seiner Hand.
    „Ich versteh es nicht. Warum wollte sie das?“
    Er schüttelte den Kopf. Dann drückte er dem Polizeibeamten mit einer abrupten Handbewegung den Blumenstrauß in den Arm und rannte den Gang hinunter. Halverstett wartete, bis er das Geräusch seiner Schritte nicht mehr hörte, dann legte er die Blumen vor die Zimmertür und ging ebenfalls.
    Während sie über die Fleher Brücke fuhr, wurde Katrin schlagartig bewusst, was für ein Risiko sie einging. Eine Sekunde lang gewann Panik die Oberhand und sie spielte mit dem Gedanken, an der ersten Ausfahrt umzukehren. Noch war es nicht zu spät. Aber dann fiel ihr ein, dass es keine andere Möglichkeit gab, die Wahrheit herauszufinden. Sie wollte sich nicht noch einmal bei der Polizei blamieren, indem sie voreilig den falschen Mann anzeigte. Außerdem hatte sie sich doppelt abgesichert. Er würde ihr nichts tun können, selbst wenn er das wirklich vorhatte.
    Diesmal fand sie den Weg auf Anhieb. In dem kleinen Häuschen brannte schwaches Licht. Die
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