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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
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Nachbarhäuser waren dunkel. Es war halb acht, aber die finsteren Regenwolken, die seit Stunden über der Stadt hingen, erweckten den Eindruck, als ob es mitten in der Nacht sei. Noch hatte der Regen nicht eingesetzt. Es war fast, als wartete er auf den richtigen Augenblick, so als fiebere das Wetter zusammen mit Katrin einem großen Ereignis entgegen.
    Es war niemand auf der Straße zu sehen, als sie den Wagen parkte. Die Gegend war ihr schon bei ihrem ersten Besuch recht verlassen vorgekommen. Als sie aus dem Golf stieg, erfasste eine Windböe die Wagentür und riss sie ihr beinahe aus der Hand. Sie blickte nervös auf und ab. Dann atmete sie tief durch. Es gab immer noch die Möglichkeit, dass sie sich irrte. Aber sie ahnte, dass sie diesmal auf der richtigen Spur war.
    Horst Breuer öffnete die Tür, noch bevor sie die Gelegenheit hatte, zu klingeln. Der Lehrer lächelte freundlich.
    „Hallo Katrin.“
    Dann warf er einen flüchtigen Blick an ihr vorbei auf den Himmel. „Hat sich ganz schön zugezogen. Das gibt bestimmt ein Unwetter.“
    Katrin nickte. „Scheint mir auch so.“
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Er bot ihr etwas zu trinken an, aber sie lehnte dankend ab.
    „Ich kann sowieso nicht lange bleiben, meine Freundin erwartet mich.“
    „Ich verstehe.“
    Horst Breuer fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Katrin setzte sich auf die Couch.
    „Wo ist denn Ihre Frau?“, fragte sie vorsichtig. Sie war davon ausgegangen, dass Christa Breuer um diese Zeit bestimmt zu Hause war. Das hatte ihr zusätzlich ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. „Oh, sie hat sich hingelegt. Es ging ihr nicht besonders gut. Sie hat ein Schlafmittel genommen. Das tut sie häufig. Sie wird uns also nicht stören.“
    Er sah Katrin scharf an. Sein Tonfall wurde unvermittelt harsch und er begann, sie zu duzen. „Du hättest dich nicht einmischen sollen. Alles wäre glatt gelaufen, wenn du mir nicht in die Quere gekommen wärst.“
    Katrin machte einen tiefen Atemzug. Sie kämpfte gegen das plötzliche Schwindelgefühl, das sie zu überwältigen drohte. Ruckartig stand sie auf. Der Lehrer lächelte sie an und bemühte sich, ruhig zu klingen.
    „Setz dich doch. Kein Grund zur Panik. Lass uns reden. Dafür bist du doch hergekommen. Du hältst mich für Tamaras Mörder, stimmt’s ? Wie bist du darauf gekommen, dass ich etwas mit ihrem Tod zu tun haben könnte?“
    Katrin ließ sich langsam zurück auf die Couch gleiten. Sie versuchte, gelassen zu klingen, aber sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht völlig unterdrücken.
    „Es war etwas, das Sie ganz am Anfang zu mir gesagt haben, an dem Morgen, als ich in der Schule war. Ich hatte Sie gefragt, was Sie über Tamara denken und Sie klagten über Tätowierungen und Piercings , mit denen sich die jungen Leute heutzutage entstellen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass Sie damit besonders Tamara meinten. Sonst hätten Sie wohl kaum davon angefangen.“
    Katrin warf einen kurzen Blick auf den Lehrer, der nicht aufgehört hatte, im Zimmer auf und ab zu gehen, aber sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten.
    „Ich habe Bilder von der Leiche gesehen. Dieser Journalist Kabritzky hat sie mir gezeigt. Tamara hatte tatsächlich mehrere Piercings im Gesicht, zwei über dem linken Auge und eins in der Nase. Das konnte jeder sehen. Aber sie hatte nur eine einzige Tätowierung, eine Fledermaus, auf der Innenseite der Oberschenkel, einen Flügel rechts, einen links. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie davon gewusst haben können, wenn Sie nicht …“
    Horst Breuer blieb jetzt abrupt stehen.
    „So eine verdammte Kleinigkeit. Allerdings beweist das gar nichts. Wie du schon sagtest, ich habe von der Jugend allgemein gesprochen, nicht von Tamara speziell. Ich glaube kaum, dass mich das des Mordes überführt oder auch nur beweist, dass ich das Mädchen näher kannte.“
    Er verschränkte die Arme. Katrin schluckte nervös. Es fiel ihr schwer, sein Verhalten zu deuten. Auf der einen Seite schien er beinahe aufgeregter zu sein als sie selbst, auf der anderen Seite stellte er eine überlegene Ruhe zur Schau, die ihr mehr Angst machte, als seine Nervosität. Sie machte erneut einen Versuch aufzustehen. Aber er winkte ab.
    „Unser Gespräch ist noch nicht beendet. Du willst mir doch nicht weismachen, dass diese blöde Fledermaus alles ist, das dich auf meine Spur gebracht hat.“
    „Es sind so viele Kleinigkeiten“, erklärte Katrin. „Und da ist vor allem die Sache mit
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