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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg)
Autoren: Mark Prayon
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Van den Berg feuerte
fünf Kugeln in Hugos Richtung, aber er sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Der
Kommissar konnte ihn noch nicht einmal schemenhaft erkennen. Der Abstand
zwischen den beiden wurde größer. Er versuchte das Tempo anzuziehen, dann
schrie er kurz auf und legte eine schmerzhafte Bauchlandung hin. Van den Berg
war an einer Wurzel hängen geblieben. „Scheiße“, stöhnte er so leise es ging.
Als er sich aufraffte, merkte er, dass seine Kniescheibe höllisch schmerzte. Er
musste jetzt auf die Zähne beißen und die Verfolgung fortsetzen. Van den Berg hatte
verdammt gute Ohren, so wusste er, dass er noch auf der richtigen Fährte war.
Die Baumgruppen wurden nun spärlicher, Hugo lief einen Hang hinauf, der vom
Mondschein schwach erleuchtet war. Van den Berg schoss das Adrenalin durch den
Körper, als er Hugos Umrisse erkannte. Er war zu weit entfernt, als dass er ihm
eine Kugel verpassen konnte. Er musste näher an ihn rankommen. Das Knie tat
weh, aber er konnte sich halbwegs normal bewegen. Van den Berg lief wie ein
Wahnsinniger. Der Abstand wurde kleiner. Während er rannte, hatte er Hugo
ständig im Blick. Am Beginn der kleinen Steigung hielt er kurz inne. Irgendetwas
war auf den Boden geknallt. Es klang mächtig und schwer. Während van den Berg
weiter lief, schossen unzählige wirre Gedanken durch seinen Kopf. Erneut
stolperte er, aber diesmal gelang es ihm, sich auf den Beinen zu halten. Seine
Kräfte verließen ihn langsam. Es waren nur noch wenige Meter, dann würde er
wissen, ob er sich getäuscht hatte. Als er die Stelle erreichte, riss er ungläubig
die Augen auf und atmete tief durch. Da waren die Umrisse eines Menschen, der
auf dem Boden lag, aber er war nicht allein. Wieder entsicherte van den Berg
seine Waffe und näherte sich den Schatten. Er fragte sich, ob er noch bei
Verstand war. „Du kannst den Revolver einpacken“, schallte es ihm entgegen.
Jetzt erkannte er, wer da auf Hugo hockte und ihm eine Pistole ins Genick
drückte. „Hast du die Handschellen?“ Die Frage kam mit einem triumphierenden
Unterton. Van den Berg grinste fassungslos und legte dem Killer die Eisen an.
Hugo war bewusstlos, aber sein Puls stabil. Der Kommissar schaute seine
Partnerin mit halb geöffnetem Mund an: „Wie …?“ „Ich bin euch gefolgt und habe
zwischendurch eine Abkürzung genommen. Es war leicht vorhersehbar, in welche
Richtung das Arschloch fliehen würde. Es gab nur zwei Möglichkeiten abzubiegen,
und da war ziemlich viel Schlamm.“ „Wie hast du ihn fertiggemacht?“ „Hab ich
dir nicht erzählt, dass ich einmal auf einem Klettertrip in den Anden war? Ich
bin den Baum hoch und dann auf ihn drauf.“ Der Kommissar nahm die Psychologin
in den Arm und küsste sie zart auf die Wange. Van den Berg musterte Hugo mit
einer Mischung aus Abscheu und Faszination. Jetzt lag eine der beiden widerlichen
Bestien wehrlos vor ihm. Nicole begutachtete den Ring mit der siebenflammigen
Granate. „Unser Freund war in der Legion.“ Jetzt hörten sie in einiger
Entfernung die Geräusche einer Wagenkolonne. Die beiden Polizisten nahmen Hugo
in ihre Mitte und zogen den Killer bis zur Hütte, wo die Einsatzwagen warteten.
Van den Berg ging auf Irina zu, die völlig übermüdet auf dem Lehmboden saß. „Was
ist passiert?“, fragte der Kommissar. „Der Jäger wollte mich ficken“, antwortete
sie müde, „aber dann ist er völlig ausgerastet und hat mich geschlagen und
beschimpft.“ Van den Berg beeindruckte, wie cool das Mädchen blieb. „Mich kann
so schnell nichts mehr schocken, glauben sie mir“, sagte Irina ungerührt. Van
den Berg sah den ermittelnden Staatsanwalt aus dem Auto steigen. Der blickte
zufrieden Richtung Hugo, der noch immer bewusstlos war und von zwei Medizinern
behandelt wurde. „Endlich mal ein Erfolg, gratuliere, ich warte übrigens noch
auf den Bericht vom Einsatz auf dem Grand Place“, sagte der Staatsanwalt mit
bissigem Unterton. „Wir sind hier noch nicht fertig, Fontaine ist auf der
Flucht“, mischte sich Nicole ein. „Und der feine Kollege Deflandre, wenn ich
richtig informiert bin“, meinte der Staatsanwalt ironisch. „Sie hören von uns“,
gab der Kommissar mürrisch zurück. Er warf noch einen skeptischen Blick auf
Hugo, der auf dem Asphaltweg vor der Hütte lag, dann stieg er mit De Gruye und
Nicole in den Wagen. „So ein Arschloch“, brüllte van den Berg. „Da kann ich dir
ausnahmsweise nicht widersprechen“, nickte Nicole lachend. Der Kommissar drehte
den
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