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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg)
Autoren: Mark Prayon
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in den Ofen. Seit zwei Stunden waren die Killer auf
der Flucht. Van den Berg hatte angeordnet, Hugo genau so lange Zeit zu geben.
Falls er vorhatte, Irina freizulassen, wenn er in Sicherheit war, würde er das
bis dahin getan haben. De Wilde gab den Befehl, jetzt auch nach Hugo zu
fahnden.
    Van
den Berg studierte die Unterlagen, die Bouvier hinterlassen hatte. Der Kontakt zu
Hugo war detailliert aufgelistet. Der Killer hatte ihn kontaktiert und hatte
ihm Geld für Catherine geboten. Beim dritten Mal hatte Bouvier eingewilligt.
Der Kommissar warf einen Blick auf das vierte und letzte Papier, auf dem jemand
etwas gezeichnet hatte. Es handelte sich um ein Gebäude, das mit einem
schwarzen Filzstift und nur wenigen Strichen gezogen war. „Hat das ihr Mann
gezeichnet?“, fragte er die Metzgerin ungeduldig. „Ich glaube nicht“, erwiderte
sie ruhig. „Zeichnen konnte er nicht gut.“ Der Kommissar schaute sich genau an,
was der Grafik mit Bleistift hinzugefügt war. Er dachte an die Zahlen, die die
Mädchen auf ihren Armen trugen. „Wenn ihr Mann das nicht gezeichnet hat, wer
war es dann?“ Chantal Bouvier zuckte mit den Schultern, ohne dabei eine Miene
zu verziehen. Er wählte Nicoles Nummer. „Wir müssen uns treffen, schnell“,
sagte er knapp. Van den Berg wandte sich an die Metzgerin. „Wir sind noch nicht
fertig. Ich werde sie nicht festnehmen, zumindest nicht jetzt. Sie verlassen
Brüssel auf gar keinen Fall, ist das klar?“ Chantal Bouvier nickte
teilnahmslos.
    Als
der Kommissar das Perroquet betrat, saß Nicole bereits an einem der vorderen
Tische und studierte ihre Notizen, die sie der Kladde anvertraut hatte. Van den
Berg zwickte ihr sanft in die Schulter und lächelte sie unsicher an, bevor er
neben ihr Platz nahm. „Es gibt keine verdammte Spur – weder von Hugo noch von
Fontaine“, begann Nicole gereizt. „Ich habe gerade mit Frank De Gruye
telefoniert, es sieht wirklich beschissen aus. Aber hast du mit was anderem
gerechnet?“ Van den Berg legte die Aufzeichnungen Bouviers auf den Tisch.
Nicole betrachtete die vier Seiten, während van den Berg die Toilette aufsuchte
und zwei Milchkaffee bestellte. „Ein widerliches Schwein“, meinte die
Psychologin, als van den Berg zurückkam. „Seine eigene Tochter zu verramschen,
das ist noch eine Nummer kranker, als das, was Hugo und Fontaine in den
Katakomben getrieben haben.“ Nicole tippte auf die Zeichnung. „Was meinst du?“
„Ein Haus würde ich sagen“, sagte van den Berg und zog seine Stirn in Falten.
„Ich tippe auf eine Hütte“, erwiderte Nicole selbstsicher. „Schau mal, wie tief
das Dach heruntergezogen ist, außerdem sind die Türen und Fenster sehr klein.“ „Vielleicht
kann Hugo nicht so exakt zeichnen.“ Die Psychologin lächelte. „Ich denke auch,
dass Hugo diese bezaubernde Skizze entworfen hat, aber ich bin sicher, er hat
das ganz bewusst so gemalt, wie es ist.“ „Du meinst die Hütte, in der uns Hugo
entwischt ist?“ „Könnte schon sein, aber ich habe Zweifel“, meinte Nicole und
schaute van den Berg ernst in die Augen. „Schau dir die Buchstaben hier an, das
müssten Abkürzungen für etwas sein.“ „Habe ich auch schon überlegt, die Zeichen
könnten für Straßennamen oder Stadtteile stehen.“ Nicole nickte. „Ein schönes
Puzzle für De Breuyn, würde ich sagen.“
    Bevor
van den Berg aus seinem MG ausstieg, schaute er in den Autospiegel und
sortierte seine Frisur. Er fand, dass er müde aussah. Die Nacht, die er vor
sich hatte, würde verdammt kurz werden. Als er auf die Haustür zuging, sah er,
dass etwas aus seinem Briefkasten ragte. Das Couvert ließ sich ohne Probleme
herausziehen. Jemand hatte seinen Vornamen drauf gekritzelt aber keinen
Absender hinterlassen. Der Kommissar riss den Umschlag auf, noch bevor er die
Tür aufschloss. Der einzige Inhalt war ein Foto. Van den Berg ging näher an die
Straßenlaterne, um das Motiv erkennen zu können. Er bekam eine Gänsehaut, seine
Hände wurden feucht. Auf dem Foto war eine Hütte abgebildet, die exakt so
aussah wie auf der Zeichnung, die ihm die Metzgerin gegeben hatte. Er drehte
das Foto um und fand eine Anschrift: „Chemin du Long Fond“. Nicole saß in ihrem
Wagen, als sie das Handy ans Ohr führte. „Es tut mir leid Nicole, aber wir
müssen uns direkt noch mal treffen“, sagte der Kommissar gehetzt. „Wenn deine
Sehnsucht nach mir so groß ist, komme ich gerne.“ Van den Berg lächelte,
marschierte in seine Wohnung und rief De Breuyn
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