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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg)
Autoren: Mark Prayon
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düsterer
Miene. Dann ging er rüber zu De Gruye, der gerade in den Krankenwagen gebracht
wurde. „Er wird durchkommen, keine Sorge“, rief ein Arzt, bevor er eilig die
Tür des Wagens zuknallte.

 
    Die
meisten Streifenwagen verließen den Grand Place, es gab nichts mehr zu tun. Die
Uniformierten, die jetzt noch da waren, vertrieben neugierige Touristen und die
noch größere Medienmeute vom Tatort. Sie ließen den gesamten Platz räumen,
inklusive der Lokale. Van den Berg zog mit Nicole ins menschenleere El Greco. Der Worst Case war eingetreten, Fontaine und Hugo
waren auf der Flucht, Irinas Leben hing an einem seidenen Faden. „Ich hätte das
nicht machen dürfen“, sagte der Kommissar mit belegter Stimme. „Hugo wird sie
freilassen“, erwiderte Nicole leise. Er sah ihr an, dass sie von ihren Worten
selbst nicht überzeugt war. Die Fahndung nach Fontaine lief auf Hochtouren,
Hugo hatte freies Geleit. Van den Berg blickte nervös auf den Grand Place. „Es
war einfach zu riskant, sie hier zusammen fertigzumachen, jetzt kriegen wir
vielleicht keinen von beiden.“ „Wir müssen auch nach Eric fahnden“, sagte
Nicole beinahe entschuldigend. „Du hast recht – ich frage mich, was er jetzt
vorhat.“ Nicole nickte nachdenklich. „Was war das für ein Auto, mit dem er
abgehauen ist?“ „Keine Ahnung – ich glaube, eine große alte Kiste, aber frag´
mich nicht nach der Marke oder dem Nummernschild.“
    „Nicole,
du siehst fertig aus - ich will, dass du nach Hause fährst und dich aufs Ohr
haust.“ Die Psychologin sah van den Berg an, dass es keinen Sinn machte zu
protestieren. Der Kommissar stapfte zu seinem MG. Er schaute in den Spiegel und
bemerkte, dass die letzten Stunden auch bei ihm Spuren hinterlassen hatten. Ihm
fiel auf, dass er tiefe Augenränder hatte, seine Haare lagen kraftlos auf der
Stirn. Sein Handy klingelte, die Nummer des Staatsanwalts flimmerte auf dem
Display. Er drückte den Anruf weg und startete den Motor. De Breuyn hatte die
Grenzen, Bahnhöfe und Flughäfen des Landes abriegeln lassen.
    Nicole
zog einen kleinen Spiegel aus ihrem Handtäschchen, sie sah ein, dass van den
Berg recht hatte. Sie sah ungemein blass aus. Die Psychologin hatte keine Lust,
nach Hause zu fahren und beschloss, ein wenig über die Rue Neuve zu bummeln.
    Van
den Berg drehte das Radio auf, „Heaven Sent“ von Paul Haig. Er hatte kein Ziel,
der Kommissar raste die Rue Midi entlang Richtung Süden. Plötzlich hatte er das
Gefühl, als würde ein Blitz mit hundert Millionen Volt durch seinen Körper
fahren. Sein Kopf fühlte sich so heiß an, als würde er jeden Moment platzen.
Der Kommissar glaubte zu halluzinieren. Gesichter tauchten auf, von Deflandre,
von Hugo, den beiden Killern, dann von Marie und Nicole. Der Spiegel verriet,
dass er stark schwitzte, seine Stirn glänzte wie eine Speckschwarte. Er
drosselte das Tempo, versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren. Würde
Muller bald auftauchen? Dann sah er den toten Bouvier, wie er an der Decke
hing, dann die fette Metzgerin. Das, was ihm jetzt in den Kopf kam, war nicht
rational, soviel war klar. Das nächste Bild ließ den Kommissar frösteln: der
Teaktisch im Kinderzimmer. Natürlich: Der Schlüssel lag in Anderlecht. Am Ende
der Avenue de Stalingrad fuhr der Wagen auf den Boulevard Poincaré Richtung
Norden, dann auf die Chaussée de Mons nach Westen. Er schaute auf die Uhr, als
er vor der Metzgerei ankam, es war Punkt 22 Uhr. Sollte er Nicole oder De Gruye
kontaktieren? Er beschloss, es zu lassen. Jetzt war keine Zeit für Erklärungen.
Er hatte sich in eine Sackgasse manövriert, niemand war in der Lage, ihm
herauszuhelfen. Van den Berg stieg aus dem Wagen und blickte auf das Haus. In der
ersten Etage brannte Licht, vermutlich in dem Zimmer, in dem sich Bouvier
erhängt hatte. Wie sollte er vorgehen? Jetzt war ihm klar, wie es funktionieren
konnte. Er lief zur Türe und betätigte zweimal die schrille Klingel. Es dauerte
fünf Sekunden, bis sich eine Frauenstimme meldete, die ihm vertraut war. „Wer
ist da?“ „Polizei machen sie auf!“, befahl der Kommissar harsch. Die Türe
öffnete sich, vor ihm stand die gleiche dicke Frau mit dem gleichen Kittel. Man
konnte der Metzgerin nicht einmal im Ansatz anmerken, dass sie innerhalb
weniger Tage Tochter und Mann verloren hatte. „Es ist spät, was gibt es?“, fuhr
sie van den Berg an. „Wir verdächtigen sie und ihren Mann an mindestens drei
Morden beteiligt zu sein“, erwiderte der
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