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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Autoren: Dana Graham
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    Das Donnern der Hufe zerriss die Stille des Waldes. Ian blieb stehen und lauschte. Die Kutsche näherte sich schnell – zu schnell. Der Kutscher musste die Geschwindigkeit unbedingt drosseln, bevor er die Kurve an der Flussbiegung erreichte. Der junge Mann warf die Falle, die er hatte auslegen wollen, ins Moos und rannte los. Vielleicht gelangte er noch rechtzeitig zum Weg und konnte den Kutscher warnen.
    Als Ian die halbe Strecke zurückgelegt hatte, erklangen die Schreie. Holz zerbarst und einem Krachen folgte das schleifende Geräusch des über den Erdboden schlitternden Wagens. „Verdammt!“, murmelte er und hastete weiter durch das Unterholz, bis er an der Wegkehre am Fluss ankam. Dort sah er das Unglück sofort. Die Kutsche war in der Uferböschung liegengeblieben, der Kutscher lag regungslos neben der gebrochenen Deichsel. Das Pferd, das durch das Geschirr noch an den Wagen gebunden war, versuchte sich loszureißen. Es stemmte sich gegen die Riemen, warf den Kopf nach oben und keilte aus, wobei seine Hufe nur knapp den auf der Erde liegenden Mann verfehlten. Ian verlor keine Zeit und lief zu dem Kutscher. Er packte ihn unter den Armen, zog ihn von der Böschung hinauf zum Weg und legte ihn am Rand des Waldes ab.
    Mühsam hob der alte Mann den Kopf. „Ein Hirsch – das Pferd ging durch.“ Er keuchte. „Der Lord und die Lady …?“ Seine Stimme versagte und er sah Ian bittend an.
    „Ich schaue nach ihnen“, erwiderte Ian und eilte zur Kutsche zurück. Das Pferd bäumte sich noch immer gegen die Zugstränge auf. Er griff nach seinem Messer und durchtrennte mit raschen Bewegungen die Zügel und Gurte. Schnaubend galoppierte das Pferd davon und er atmete auf. Sein Verhältnis zu diesen großen Tieren war nie das Beste gewesen.
    Aus der Kutsche drangen Schläge. Die Wagentür erzitterte, doch sie öffnete sich nicht. Ian kletterte auf die Kutsche und zog mit beiden Händen am Griff, bis die Tür mit einem Ruck nachgab. Er beugte sich vor und blickte in das Wageninnere – geradewegs in das markante Gesicht eines braunhaarigen Mannes, der kaum älter sein konnte als er selbst. Die kostbare Kleidung und das zum Zopf geflochtene Haar wiesen ihn als Adligen aus und Ian bemerkte nun auch das Wappen, welches über der Kutschentür angebracht war: ein Schwert, gekreuzt mit einer Feder, umgeben von vier grauen Türmen. Wunderbar, dachte er.Der Fremde vor ihm war kein anderer als der Earl of Greystone und der Grund, warum er den heutigen und morgigen Tag im Wald verbringen musste. Der Earl wurde zusammen mit seiner Schwester, Lady Joanna, in Darkwood erwartet, wo Ian lebte. Und wie immer wenn Gäste kamen, hatte er die Burg zu verlassen. Am klügsten wäre es, auf der Stelle von dieser Kutsche herunterzuspringen und wieder im Wald zu verschwinden. Das würde ihm unter Umständen eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen. Andererseits konnte er den Lord und die Lady hier unmöglich alleine lassen. „Wie kann ich Euch helfen, Mylord?“, fragte er entschieden.
    „Meine Schwester ist ohnmächtig“, antwortete der Earl. „Du kannst sie aus dem Wagen ziehen.“ Er beugte sich zu der gekrümmten Gestalt hinab, die im Inneren der Kutsche lag, und hob sie hoch.
    Ian griff durch die Türöffnung, schlang seine Arme um die junge Frau und zog sie aus dem Wagen heraus. Nach einem kurzen Zögern schob er seine Hand unter ihre Knie, nahm sie auf seinen Schoß und rutschte mit ihr zusammen vorsichtig von der Kutsche hinunter. Da Lady Joanna noch immer bewusstlos war, trug er sie ebenfalls zum Waldrand und legte sie neben den Kutscher auf die Erde. Er wollte zurückgehen, um ihrem Bruder behilflich zu sein, doch er konnte seinen Blick nicht von ihr lösen. Sie gefiel ihm. Ihre Gesichtszüge waren anmutig und ihre vollen, roten Lippen bildeten einen hübschen Gegensatz zu dem zarten Farbton ihrer Haut. Strähnen ihres hellbraunen Haares hatten sich aus ihrem Knoten gelöst und umrahmten ihr Gesicht. Unweigerlich fragte er sich, welche Farbe ihre Augen wohl hatten. Waren sie grün wie die ihres Bruders? Ian schnaubte. Er sollte froh sein, dass ihre Augen geschlossen waren. Denn sollte die Lady jetzt erwachen, würde sie bei seinem Anblick bestimmt die nächste Ohnmacht erleiden. Er seufzte. Was sein Aussehen anbelangte, machte er sich längst nichts mehr vor – es war mehr als erbärmlich. Schritte näherten sich und er drehte sich um. Der Earl of Greystone stand hinter ihm.
    „Ich schulde dir meinen Dank“, sagte
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