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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Autoren: Dana Graham
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hergebeten, denn er hat noch keine Belohnung erhalten.“
    Der Baron stemmte seine Hände in die Hüften. „Der braucht nichts.“
    „Das sehe ich anders. Aber überlassen wir diese Entscheidung ihm selbst.“ Zu Ian gewandt fuhr der Earl fort: „Du hast meiner Schwester, unserem Kutscher und mir gestern sehr geholfen. Zum Dank lade ich dich ein, mit uns nach Greystone zu kommen, den Unterricht dort zu besuchen und im nächsten Jahr deinen Abschluss zu machen.“
    Joanna blickte ihren Bruder überrascht an. Das war also seine Idee gewesen! Aber warum eigentlich nicht, so abwegig war es nicht, auch wenn … Sie konnte sich keine weiteren Gedanken machen, denn im Gegensatz zu ihr schien der Baron of Darkwood mit dem Vorhaben ihres Bruders überhaupt nicht einverstanden zu sein.
    „Seid Ihr wahnsinnig, Lord Greystone? Ihr wisst nicht, was Ihr da redet. Ian wird Eure Akademie in Verruf bringen. Der einzig richtige Platz für ihn ist das Tagelöhnerhaus, da ist er unter seinesgleichen. Das könnt Ihr nicht ernst meinen!“
    „Ich beliebe nicht zu scherzen, Baron“, antwortete Lord Greystone und wandte sich wieder Ian zu. „Wenn du mein Angebot annehmen willst, steig in die Kutsche ein.“
    Die Augen des Barons verengten sich zu Schlitzen. „Solltest du das tun, schließe ich dich aus der Familie aus und nehme dir dein Adelsrecht.“
    „Das hast du beides längst getan“, brach Ian sein Schweigen und fixierte seinen Vater. „Wie kann ich etwas verlieren, das ich nie besaß?“
    Erstaunt betrachtete Joanna Ian. Von der Zurückhaltung und Unsicherheit des Vorabends war in diesem Moment in dem Gesicht des jungen Mannes nichts mehr zu entdecken, stattdessen loderten Zorn und Enttäuschung in seinen dunklen Augen. Sein Blick streifte sie kurz, bevor er ihren Bruder ansah und mit fester Stimme erklärte: „Lord Greystone, ich komme mit Euch.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und stieg in den Wagen.
    Der Baron funkelte den Earl an. „Ian wird keinerlei Unterstützung von mir erhalten. Wenn Ihr seiner nach einigen Wochen überdrüssig seid, macht mit ihm was Ihr wollt, aber schickt ihn mir bloß nicht mehr zurück.“ Er wandte sich grußlos ab und eilte zur Halle zurück.
    Mit gerunzelter Stirn blickte Ronen seinem Vater nach und der Earl of Greystone legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Ronen, ich bedauere, dass es zu diesem Zwischenfall gekommen ist. Aber die Akademie ist für Ian die einzige Chance, und das weißt du.“
    „Du hast recht.“ Ronen seufzte. „Trotzdem hoffe ich, dass Vater sein Urteil bald zurücknimmt – es wäre für jeden in unserer Familie besser.“
    „Das wird er, dessen bin ich mir sicher.“ Der Earl drückte die Hand seines Freundes. „Und nun wird es Zeit für uns abzufahren.“
    Ronen ging zu Ian an die Kutsche und Charlotte, die sich bereits von ihrem jüngeren Bruder verabschiedet hatte, trat auf Joanna zu. Tränen schimmerten in den Augen der zierlichen Frau. „Bitte, pass gut auf Ian auf.“
    „Ich kümmere mich um ihn“, antwortete Joanna. „Das verspreche ich dir.“
     

3
 
    Die Kutsche setzte sich in Bewegung und im Wageninneren atmeten Joanna und ihr Bruder gleichzeitig auf. Ian saß in eine Ecke gedrückt, die Arme vor der Brust verschränkt und schwieg.
    „Ian“, ergriff Lord Greystone das Wort, „es tut mir leid, aber ich musste dich mit meinem Vorhaben überrumpeln, damit dein Vater es nicht im letzten Augenblick verhindern konnte.“
    Ian nickte stumm und der Earl merkte, dass der junge Mann viel zu aufgewühlt für ein Gespräch war. „Ruh‘ dich aus“, sagte er. „Wir legen in Riverbanks eine Mittagspause ein und werden Greystone am Abend erreichen, falls nicht wieder ein unvorhergesehener Wildwechsel dazwischen kommt.“
    Bei den letzten Worten huschte ein Lächeln über Ians Gesicht. Doch es verschwand so schnell wieder, dass Joanna fast meinte, sich getäuscht zu haben. Schade, sie hätte ihn gerne einmal lachen gesehen. Inzwischen hatte er seine Augen geschlossen, aber ob er auch schlief, konnte sie nicht sagen. Ihr Blick wanderte an ihm herunter. Er war also Charlottes und Ronens jüngerer Bruder! Diese Tatsache war für sie immer noch unglaublich – und zugegebenermaßen auch faszinierend. Wenn man ihn in seinem heruntergekommenen Zustand sah, war es schwer vorstellbar, dass er ein Adliger war. Nachdenklich strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er hatte ihr von Anfang an leid getan und umso mehr freute es sie, dass er die
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