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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Autoren: Dana Graham
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Verkehr zugenommen. Hoch beladene Wagen fuhren an ihnen vorbei, denn von Riverbanks aus wurde das Hinterland mit Waren beliefert, die mit Booten aus den Hafenstädten am Meer herangeschafft worden waren.
    Innerhalb der Stadtmauern kam ihre Kutsche in den vollgestopften Straßen nur langsam voran, doch schließlich erreichten sie den Marktplatz. Der Kutscher brachte das Pferd zum Stehen und Ian öffnete seine Augen.
    Lord Greystone blickte ihn freundlich an. „Ich muss einiges Geschäftliche erledigen, bevor wir uns zum Essen treffen. Joanna begleitet dich in die Schneiderei am vorderen Markt und kauft dir dort Kleidung für die ersten Tage. Wir treffen uns dann im Gasthof zur Alten Brücke .“
    Sie stiegen aus der Kutsche und der Earl trennte sich von ihnen. „Wir müssen dort entlang.“ Joanna wies nach links und lächelte Ian zu. Der junge Mann wirkte durcheinander, als hätte er etwas anderes erwartet, doch er folgte ihr ohne Widerspruch und bald erreichten sie die Schneiderei. Beim Öffnen der Tür bimmelten viele Glöckchen und eine Verkäuferin kam strahlend auf Joanna zu. Als die Frau Ian bemerkte, wurde ihr Lächeln dünn. „Verzeihung, Mylady, wir gestatten in unseren Räumen nur Kammerdiener. Euer Knecht muss draußen bleiben.“
    Joanna spürte, wie Ian hinter ihr erstarrte, und nahm seine Hand, um ihn am Weglaufen zu hindern. „Das ist“, erklärte sie mit einer befehlsgewohnten Stimme, die der ihres Bruders in nichts nachstand, „kein Knecht, sondern ein Freund des Hauses Greystone. Er benötigt dringend einen Satz guter Kleidung. Wenn Ihr dazu nicht in der Lage seid, suchen wir eine andere Schneiderei auf, in der man uns angemessener begegnet!“
    Die Verkäuferin neigte den Kopf. „Entschuldigt meinen Fehler, Mylady. Bitte folgt mir.“ Sie führte sie in einen Nebenraum, der zur Anprobe diente. „Wenn Mylord seine Schuhe und sein“, sie musterte Ians löchrigen und vor Schmutz starrenden Kittel, „Oberhemd ausziehen würde, könnte ich Eure Kleider- und Schuhgröße besser einschätzen.“
    Zögernd zog Ian den Kittel über seinen Kopf, den die Verkäuferin ihm mit spitzen Fingern abnahm und in eine Ecke warf. Sie betrachtete ihn kurz von oben bis unten und verließ das Zimmer. Auch Joanna sah Ian interessiert an. Er hatte eine gute Figur: breite Schultern, eine schmale Taille und muskulöse Oberarme – wenn er nur nicht so ausgemergelt und verwahrlost wäre. Jede Rippe zeichnete sich einzeln ab. Dazwischen konnte sie etliche Narben, Blutergüsse und blaue Flecken erkennen. Eine schlecht verheilte Wunde befand sich knapp unterhalb des Schlüsselbeins. Ian schienen ihre Blicke unangenehm zu sein und sie schaute sich um, wo die Verkäuferin geblieben war.
    Mit einem Stapel Kleidung auf dem Arm und einem Paar Stiefel in der Hand kam die Frau zurück. Sie reichte Ian eine dunkelbraune Kniebundhose, ein weißes Hemd und ein schwarzes Wams sowie Strümpfe und die Stiefel und schickte ihn zum Umziehen hinter einen Vorhang. Nach kurzer Zeit trat er daraus hervor. Die Verkäuferin versteht ihre Arbeit, dachte Joanna. Größe, Farben und der schlichte Stil der Kleidung passten perfekt zu Ian. Aufmunternd lächelte sie ihm zu und bat ihn, eine Abendgarnitur und eine weitere Tagesgarnitur, die er gleich anbehielt, anzuprobieren. Dann wies sie die Verkäuferin an, die Rechnung zu schreiben und die Einkäufe zur Kutsche bringen zu lassen.
    „Das hätten wir“, sagte Joanna zu sich selbst, „aber etwas fehlt noch.“ Suchend sah sie sich im Raum um und entdeckte in einem Kästchen bunte Seidenbänder. Sie nahm ein schwarzes heraus und ging auf Ian zu, der sie verwundert ansah. „Bitte setz dich“, sagte sie. Er nahm auf einem Hocker Platz und Joanna zog ihm das Lederband vom Kopf. Sie griff nach seinen Haaren und band sie im Nacken zu einem Zopf zusammen. Die Veränderung war verblüffend. Hatten die herunterhängenden Haare sein Gesicht noch hagerer aussehen lassen, wirkte es jetzt kantiger und die Schatten unter seinen Augen stachen weniger hervor. „Nicht schlecht“, befand Joanna. „Lass uns bezahlen und dann nichts wie raus hier.“ Ians freudiges Nicken bestärkte ihre Hoffnung, dass sie ihn heute noch zum Sprechen bekommen würde. Als sie kurz darauf auf der Straße standen, hatte sie eine Idee, wie es ihr vielleicht gelingen könnte. Sie knickste vor ihm, sah ihn freundlich an und fragte formvollendet: „Mylord, würdet Ihr mir die Freude erweisen, mich zum Gasthof zu geleiten?“
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