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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Autoren: Dana Graham
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war.
    „Baron, ob Ian des Lesens und Schreibens mächtig ist, kann ich nicht beurteilen. Sein Verhalten heute Nachmittag war alles andere als dumm und ungeschickt. Wieso habt Ihr Eurem Sohn das ihm zustehende Recht einer standesgemäßen Bildung verweigert?“
    Der Baron schnaubte. „Glaubt mir, Lord Greystone, Ian ist auf dem Feld besser aufgehoben als auf jeder Schulbank. Ihm eine Schreibfeder in die Hand zu drücken wäre sinnlos, ein Schwert höchst fahrlässig. Mit einer Mistgabel ist er besser bedient. Sprechen wir nicht mehr darüber. Er ist es nicht wert, sich seinetwegen zu streiten.“
    Fassungslos starrte Joanna den Baron an. Wie konnte jemand dermaßen lieblos über sein Kind sprechen? Doch Ian sah aus, als wäre er solch beleidigende Worte gewohnt.
    Ihren Bruder stellten die Bemerkungen des Burgherrn ebenfalls nicht zufrieden. „Als ich Ian vorhin kennenlernte, mangelte es ihm weder an Urteilsvermögen, Kraft oder Höflichkeit, wie Ihr gerade versucht, uns glaubhaft zu machen. Was hat er verbrochen, dass sein Vater derart abfällig über ihn spricht und es zulässt, dass sein Sohn aussieht wie ein heruntergekommener Tagelöhner?“
    Die Gesichtszüge Lord Darkwoods verhärteten sich. Mehr oder weniger der Lüge bezichtigt und zu einer Erklärung genötigt zu werden, hatte er offensichtlich nicht erwartet. Doch nach einem kurzen Schweigen antwortete er: „Ian hat meine Frau umgebracht.“
    Ronen schloss die Augen und Charlotte griff nach Ians Hand. Aber Ian sprang auf, stieß seinen Stuhl beiseite und verließ die Halle. Joanna war über seinen Abgang genauso schockiert wie ihr Bruder.
    Auf dem Gesicht des Barons hingegen machte sich ein Lächeln breit. „Lassen wir den Abend bei einem guten Tropfen ausklingen. Lord Greystone, ich habe einen erstklassigen Rotwein im Keller, der Euch und Eure Schwester sicher überzeugen wird.“
    Dieser Stimmungswechsel des Burgherrn irritierte Joanna dermaßen, dass sie beinahe glaubte, sich das Vorangegangene nur eingebildet zu haben. Ihrem Bruder schien es ebenfalls die Sprache verschlagen zu haben, denn er stimmte dem Vorschlag Lord Darkwoods wortlos zu.
    Nachdem die Diener einen Weinkrug und die Becher vor ihnen abgestellt hatten, erhob sich der Baron. „Ich ziehe mich zurück. Charlotte, es ist bestimmt gemütlicher, wenn ihr den Wein vor dem Kamin zu euch nehmt.“ Er wies auf eine Sitzgruppe vor der Feuerstelle, nickte allen zu und verließ die Halle.
    Die beiden Geschwisterpaare folgten seiner Empfehlung und ließen sich in den Sesseln nieder. Kaum hatten die Diener die Tür der Halle geschlossen, blickte Lord Greystone Ronen und dessen Schwester mit zusammengezogenen Brauen an. „Ich erwarte eine Erklärung für dieses Schauspiel heute Abend. Und zwar eine verdammt gute!“
    Ronen sah Charlotte an und sie schienen unter sich auszumachen, wer mit der Geschichte beginnen sollte. Schließlich nickte Charlotte. „Der Tod unserer Mutter hat unseren Vater schwer getroffen. Er hat ihn bis heute nicht verwunden. Natürlich hat Ian unsere Mutter nicht umgebracht, sondern sie ist bei seiner Geburt gestorben.“
    Joanna atmete auf. Einen Mord hätte sie dem jungen Mann nicht zugetraut, auch wenn sein Äußeres an das eines Straßenräubers erinnerte.
    „Wieso lässt euer Vater seinen Schmerz über den Tod seiner Frau an Ian aus?“, fragte der Earl.
    „Ich vermute, Ian die Schuld an Mutters Tod zu geben, ist für ihn die einzige Möglichkeit, mit ihrem Verlust umzugehen“, erklärte Charlotte. „Er hat sie über alles geliebt.“
    Joanna schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie ging es mit Ian weiter?“
    „Vater zeigte keinerlei Interesse an dem Säugling und verkroch sich in seiner Trauer. Die Hebamme nahm Ian mit ins Dorf und gab ihn einer Frau zur Pflege, die selbst gerade ein Kind bekommen hatte. In der Bauernfamilie wurde er herzlich aufgenommen. Ronen und ich wussten, wir hatten noch einen jüngeren Bruder, auch wenn Vater nicht darüber sprach. Er sagte nur, der Junge sei für den Tod unserer Mutter verantwortlich und dürfe deshalb nicht auf der Burg leben. Wenn wir weitere Fragen stellten, wurde er ärgerlich.“
    „Und ihr habt das hingenommen?“, fragte Joanna ihre Freundin.
    Charlotte senkte den Blick. „Wir waren doch selbst noch kleine Kinder.“ Sie seufzte, bevor sie fortfuhr zu erzählen: „An seinem siebten Geburtstag brachte die Hebamme Ian in die Burg, da ja in diesem Alter für adlige Kinder die Unterweisungen bei einem Hauslehrer
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