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Weg mit den Pillen

Weg mit den Pillen

Titel: Weg mit den Pillen
Autoren: Harald Walach
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1.
Einleitung
    Die Entwicklung eines neuen Medikaments kostet in Europa und den USA derzeit etwa 800 Millionen Dollar, und der Patentschutz währt nur wenige Jahre. Anschließend kann jeder, der etwas von Chemie versteht, die Substanz nachbauen, für wenig Geld unter die Leute bringen und dennoch eine Menge Profit machen. Jedoch nicht jedes der neu entwickelten Medikamente schafft es auf den Markt. Sehr viele werden irgendwann unterwegs aufgegeben, etwa weil man sieht, dass die im Tiermodell gefundenen Effekte sich beim Menschen nicht wiederholen lassen, oder weil die positiven Effekte mit zu vielen Nebenwirkungen erkauft werden müssen. Das Ganze ähnelt einem verstopften Trichter: Oben wird viel an Arbeit und Ressourcen eingefüllt, aber nur sehr wenig findet seinen Weg auf den Markt und damit in die Gewinnzone.
    Im Klartext: Pharmaunternehmen müssen, um rentabel zu arbeiten, die Kosten der »Fehlgeburten« auf die vermarktbaren Medikamente umlegen und sehen, dass sie ihre Kosten in etwa sieben Jahren einbringen. Denn dann schlägt die billige Konkurrenz zu. Wer aber bezahlt all das? Sie und ich – über unsere Krankenkassenbeiträge. Die Pharmabranche ist der einzige Industriezweig, der fast ausschließlich aufgrund öffentlicher Förderung gedeiht und die dabei gemachten Gewinne an die Eigner der Firmen weitergibt. Umgekehrter Kommunismus sozusagen.
    Bedenkt man nun, dass die Menschen immer älter, die Krankheiten immer teurer, die technischen und pharmakologischen Möglichkeiten der Lebensverlängerung immer ausgefeilter werden, dass die Auflagen von Behörden zunehmen, dass man die genetischen Hintergründe des Abbaus pharmakologischer Substanzen immer genauer erforschen wird, dass im Moment nur ein Bruchteil der Weltbevölkerung nach diesem Modell behandelt wird, aber alle anderen unserem Beispiel folgen wollen, und dass auch die Pharmabranche ein klares Expansionsinteresse hat – bedenkt man all das, kann man eigentlich nur drei aufeinander aufbauende Schlussfolgerungen ziehen:
Es handelt sich um eine spiralförmige Entwicklung, die irgendwann nicht mehr beherrschbar sein wird.
Es muss im Interesse der Akteure liegen, die mit diesem System Geld verdienen, das System so lange zu erhalten wie nur irgend möglich.
Man muss das System fundamental verstehen, kritisieren und entsprechend handeln, wenn man es verändern will, und nicht mal hier eine rote Liste von Arzneien aufstellen und mal dort eine Sparmaßnahme beschließen.
    Wie genau könnte diese notwendige Veränderung nachhaltig vonstattengehen ? Was müsste sich in unserem Gesundheitssystem grundsätzlich ändern, damit am Ende nicht der Patient der Dumme ist? All diesen Fragen möchte ich in diesem Buch nachgehen und einige Antworten vorschlagen.
    Zuvor jedoch ein paar Worte zu meiner Person. Ich bin derzeit an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder tätig und bilde dort Ärzte im Rahmen des von mir geleiteten Studiengangs »Komplementäre Medizin – Kulturwissenschaft – Heilkunde« aus. Dort habe ich eine Professur für Forschungsmethodik inne. Mit der Forschung auf dem Gebiet der Komplementärmedizin habe ich mich die letzten 25 Jahre befasst und war damit einer der Ersten in diesem Land, der sich diesen Themen zugewandt hat. Ich möchte Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Anteil nehmen lassen daran, wie ich mir den Weg in eine zukünftige nachhaltige medizinische Versorgung und Gesundheitskultur vorstellen kann. Diese Vorstellungen beruhen auf meinen bisherigen Erfahrungen und Forschungen. Mir geht es dabei nicht um »Medizinerschelte« oder »Pharmaprügelei«. Das wäre billig. Nein, mein Anliegen reicht tiefer : Wie müsste eine Medizin aussehen, die die positiven Einsichten und Errungenschaften bewahrt und gleichzeitig die lebensfeindlichen Exzesse überwindet? Ich meine, der Schlüssel für eine Antwort liegt im Verständnis dessen, was sich in den letzten Jahrzehnten am Rande der Hochschulmedizin zugetragen hat.
    Dort haben sich in den letzten Jahren einige interessante Entwicklungen abgespielt. Sie nahmen ihren Ausgang vom Interesse der
Bevölkerung für die Komplementärmedizin. Mit Komplementärmedizin meinen wir all die Bereiche der Medizin, die nicht an den Hochschulen gelehrt und beforscht werden und daher auch nicht in die Ausbildung unserer jungen Ärzte einfließen, etwa die Homöopathie, die Akupunktur, das geistige Heilen und seit neuerer Zeit Methoden der Gesunderhaltung und Therapie durch Meditation und
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