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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch
Autoren: Werner Rosenzweig
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er und schlurfte aus dem Raum.
    Nachdem Jupp Hochleitner sich mühsam die Treppe hinunter gequält und die Männertoilette betreten hatte, verließ Alois Holzheimer, der Gemeindekämmerer, gerade eine der Toilettenkabinen.
    »Servus Holzi«, begrüßte ihn der Jupp, »do inna schdingds ja schlimmer als drobn bei die Kernerfresser.«
    »Wennsd maansd«, antwortete der Kämmerer leidenschaftslos, während er sich die Hände wusch.
    Jupp verschaffte seiner Blase stöhnend Erleichterung. Sein Blick fiel auf einen Spruch, der an die Wand gekritzelt war, und las ihn laut vor:

    »Pinkel hoch und pinkel quer,
    Pinkel hin und pinkel her,
    Doch halte deinen Strahl ganz dicht,
    Und pinkel auf den Boden nicht!«

    »Hasd dees scho glesn, Holzi?« Dann fiel Jupp Hochleitners Blick in die Toilettenkabine, welche Alois Holzheimer gerade verlassen hatte. »Deen Schbruch häsd der mergn solln. Hasd ja mid deiner Schbridzbisdoln den ganzn Abborddeggl vullgmachd!«
    Doch der Gemeindekämmerer gab keine Antwort mehr. Er hatte die Herrentoilette mit dem Gruß »Mer sichd si« bereits verlassen.

Der Toni ist wieder da

    Seit dem Tod ihrer Ehegatten bewirtschafteten die beiden Witwen Kunni und Retta ihre kleinen Anwesen allein. Retta Bauer hatte noch einen Untermieter, einen Dirk Loos, zugezogener Rentner aus dem Sauerland, bei sich aufgenommen, dem sie das obere Stockwerk vermietet hatte. Dirk war ein netter und hilfsbereiter Kumpan und zahlte die Miete immer pünktlich. Lediglich sein gelegentlich noch aufflackernder Sexualtrieb ging ihr manchmal auf den Wecker. Ständig wollte er ihr dann an die Wäsche.
    Kunni hatte da ihre eigene Meinung dazu: »Mier kummd ka Mannsbild mehr ins Haus! Su a alder, geiler Bogg, dei Dirg! Na ja, wenn aner scho Dirg haßd! A Breißnbeidl hald!«
    Gerade saßen die beiden bei Kunni Holzmann in der Küche. Trotz vorgerückter Stunde verbreitete frisch gebrauter Kaffee seinen aromatischen Duft im gesamten Erdgeschoß. Auf dem Küchentisch stand ein Rhabarberkuchen, den Kunni am Vormittag gebacken hatte. Auch eine kleine Glasschale mit frisch geschlagener Sahne stand auf der sechzig Jahre alten Brokattischdecke . Von der Wand grüßte ein Hochzeitsfoto von Kunni und Schorsch, welches in einem goldfarbenen Messingrahmen gehalten wurde. Die beiden Witwen bereiteten sich geistig auf den neuesten Tatort vor: »Viktualienmarkt in Flammen«. Aber noch war Zeit für einen kleinen Tratsch.
    »Hasd dees scho gherd«, eröffnete die Retta die Unterhaltung, während die Kunni ihre Tasse mit dem schwarzen Gebräu füllte, »der Toni is widder da.«
    »Was fier a Froni?«, erkundigte sich die Kunni, der eine Froni in keinster Weise bekannt war. Sie ärgerte sich jedes Mal, wenn es um Leute ging, die sie nicht kannte, und sie kannte fast alle alteingesessenen Röttenbacher.
    »Der Toni«, wiederholte die Retta eine Nuance lauter, »ned Froni! Iech kenn ieberhabd ka Froni.«
    »Iech ebn aa ned«, bestätigte die Kunni. »Was fier an Toni maansdn na?«
    »Iech maan den Welleins Toni, der vor – wie lang is dees edz her? fimbf Joahr derfds scho her sei –nach Kiena ausgwanderd is, zu die Kieneesn, die mid die Schlidzaugn.«
    »Ach, den mannsd du. Dees is doch nu kaa fimbf Joahr her, hechsdns drei.«
    »Ah babberlabab. Mindesdens fimbf Joahr, wenn ned nu mehr. Der had doch seinerzeid im Loddo an Fimbfer mid Zusadzzahl ghabd und achzichdausend Euro gwunna. Iech waas dees nu genau, weiler seiner Mudder damals ieberhabd nix abgebn had, der alde Schlagg.«
    »Schdimmd!«, bestätigte die Kunni, »edz wus des sagsd, fällds mer aa widder ei. Sei Mudder woar doch damals su grang gwesn.«
    »Edzerdla mach abber an Bungd!«, entsetzte sich die Retta. »Grang gwesen! Dassi fei ned lach! Gschluggd hads wie a Schbechd! Die woar doch den ganzn Dooch bsuffn. Verschdehsd mi? Vull wie a Haubidzn! Abgfilld bis zum Schdehgrogn!«
    »No woahrscheinli, weil’s ihr Buu so gärcherd had! Der had doch damals sei Geld, dees wu er bei der FORMA verdiend had, mid lauder su Schiggsn in der Disgo aufn Kubf ghaud. Du wassd scho, die Weiber damols, die den ganzn Dooch mid Zigareddn in ihre Schlebbern rumgloffn sen. Den ganzn Dooch hams nix zu du ghabd. Jede an mordsdrum Orsch wie a Brauereigaul. Kwalmd hams alle wie die Schlööd und ghusd, ghusd hamms sochi der, wie hunnerd Asdhmagrange nach an Maradonrenna. Su had die Sach damals ausgschaud.«
    »Jedenfalls hadder bei der FORMA aufghörd, der Debb«, fuhr die Retta fort, »wie er dees Geld im Loddo
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