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Endlich Single: schon verliebt

Endlich Single: schon verliebt

Titel: Endlich Single: schon verliebt
Autoren: Jennifer Crusie
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1. KAPITEL
    D as Letzte, was Nina Askew brauchte, war Fred.
    “Ich möchte einen Welpen”, erklärte sie der pummeligen Frau in brauner Uniform am Empfang von Riverbends Tierheim. “Irgendwas Niedliches.”
    “Niedlich.” Die Frau seufzte und deutete auf die graue Metalltür am Tresenende. “Da durch und dann eine Treppe tiefer.”
    Nina schob eine Strähne ihrer schwarzen, kinnlangen Locken hinters Ohr, klemmte sich ihre Handtasche unter den Arm und machte sich auf den Weg, sich das netteste Geburtstagsgeschenk auf vier Beinen auszusuchen. Was machte es schon, dass heute ihr vierzigster Geburtstag war? Vierzig war ein gutes Alter. Es bedeutete Freiheit. Ganz besonders Freiheit von ihrem ehrgeizigen Exmann und dem überteuerten Vorstadtschloss, das nach über einem Jahr nicht enden wollender Besichtigungstouren endlich einen neuen Besitzer gefunden hatte. Noch etwas Gutes: Sie war raus aus diesem Marmorpalast!
    Und gleich würde sie ihren lang ersehnten Welpen bekommen. Seit Jahren wünschte sie sich einen quirligen kleinen Vierbeiner, wofür Guy überhaupt kein Verständnis aufbrachte.
    “Hunde haaren”, lautete sein Kommentar, als sie einen Hund als gemeinsames Hochzeitsgeschenk vorschlug. Sie hätte wissen müssen, dass das ein böses Omen war. Aber nein, sie heiratete ihn trotzdem und zog in dieses Designermausoleum von Haus. Als Dank durfte sie fünfzehn Jahre lang die Karriere ihres Mannes mit aufbauen, ohne einen Hund in einem Haus, das sie zunehmend verabscheute. Sechzehn, wenn man dieses letzte Jahr in der Vorhölle frisch geschiedener Hausbesitzerinnen mitzählte. Doch heute besaß sie Freiheit, ein eigenes Apartment und einen wundervollen, wenn leider auch unsicheren Job. Das Einzige, was ihr zu ihrem Glück noch fehlte, war ein liebevolles Wesen, das sie abends zu Hause erwartete.
    Am Ende eines langen, schmalen Gangs stieß die Tierpflegerin eine weitere schwere Eisentür auf. Sofort nahm das vorher nur leise Bellen ohrenbetäubende Ausmaße an. Aus einer Reihe trister grauer Metallkäfige, einem Zellenblock ähnlich, forderten Hunde aller Rassen lautstark ihre Aufmerksamkeit. Die stürmische Begrüßung riss Nina aus ihrer Versunkenheit. Das war ja der reinste Horror!
    Vor dem vorletzten Käfig blieb die Frau stehen. “Die ‚niedliche’ Abteilung.”
    Hinreißende Mischlingswelpen rangelten tollpatschig miteinander. Jetzt musste sie sich nur noch einen aussuchen …
    Zufällig fiel ihr Blick in den letzten Zwinger. Nina erstarrte.
    Eine unattraktive Mischung aus Beagle und Basset – viel zu groß für ihr Apartment und viel zu trübsinnig für ihren angeschlagenen Gemütszustand – starrte sie an, ohne zu bellen, ohne jede Regung.
    Aus unerfindlichen Gründen erinnerte sie dieses melancholische Mini–Monster mit seinen riesigen Tränensäcken, den eingesunkenen Schultern und dem braunweiß gesprenkelten Fell an ihren Großonkel Fred.
    “Na, mein Kleiner.” Der Hund hob kaum merklich den Kopf. Durch die Käfiggitter kraulte Nina ihm die Ohren. “Was ist los mit dir?”
    Die Frau überprüfte die Karte an der Zwingertür. “Vielleicht ist er hellseherisch veranlagt. Heute ist sein letzter Tag.”
    “Sie meinen …”
    “Genau.” Sie fuhr mit der Handkante ihre Kehle entlang.
    Nina sah den Hund an. Der Hund sah Nina an, den Tod in den Augen.
    Hilfe! dachte sie. Sie konnte diesen Hund nicht gebrauchen! Er war zu groß! Er war zu alt! Er war zu depressiv! Selbst an seinem besten Tag sah dieser hässliche Bassetmischling aus wie ein professioneller Trauerkloß. Außerdem war er kein Welpe mehr.
    Eine Entscheidung, die der Hund trübsinnig zur Kenntnis nahm. Als Nina einen Schritt zurücktrat, sank sein Kopf herab, bis die langen Ohren den Boden berührten. Resigniert fand er sich ab mit dem kalten, harten Betonboden, der Tatsache, dass niemand ihn liebte und der sicheren Erwartung des Todes im Morgengrauen.
    Keine Frage: dieser Hund ahnte sein drohendes Schicksal.
    Sie ertrug es nicht länger. “Ich nehme ihn.”
    Der Frau stand vor Verblüffung der Mund offen. “Das verstehen Sie unter niedlich?”
    “Ich könnte nie wieder ruhig schlafen, wenn ich wüsste, dass sein Leben in meinen Händen lag.” Nina ging in die Knie. “Es ist alles okay, Fred. Mach dir keine Sorgen.”
    Fred hob seine schlaffen Augenlider. Sein Interesse hielt sich in Grenzen.
    “Du musst nicht gleich übersprudeln vor Freude. Es war mir ein Vergnügen.” Nina folgte der Frau den Gang hinunter. An der Eisentür
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