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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen
Autoren: Jean Terbrack
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klopfend ging ich zu dem großen, weißen Kreuz, das auf einem, einem Altar nachempfundenen, Sockel steht. Erst von Nahem sah ich die Kritzeleien und Schmierereien und dachte mir meinen Teil. Ich drehte mich nach links und sah auf die offene See. Von dort kam der Wind und blies landeinwärts. Hier oben war es totenstill. Außer meinem Atem war nichts zu hören.
    Das Meer und das Feuer. Der Anblick der Bewegungen, die für das Gehirn keinen Sinn machen, die es nicht greifen kann, ist fesselnd und gleichzeitig beruhigend. Ich kann nicht sagen, wie lange ich reglos so gestanden habe, als ich in die Realität zurückgeholt wurde.
    „ Buenos dias, Lobo!“ sagte eine männliche Stimme hinter mir. Ich zuckte zusammen und wirbelte herum. Ich hatte keine Schritte gehört. Nichts, was das Kommen einer weiteren Person ankündigte. An den Sockel des Kreuzes gelehnt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, stand grinsend Peter. Ich starrte ihn ausdruckslos an.
    „Überraschung!“ Er lächelte vergnügt, wobei er seine strahlenden Zähne zeigte. Warum musste ich jetzt an ein Raubtier denken? „`Tschuldige vielmals, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Er deutete eine Verbeugung an.
    Ich hatte ihn erwartet. Nicht hier und jetzt. Aber ich wusste, dass wir uns früher oder später wiedersehen würden. Er konnte gar nicht anders, als der Spur, die ich in La Victoria gelegt hatte, zu folgen. Für ihn stand viel auf dem Spiel und er konnte es nicht riskieren, dass ich ihm wieder in die Suppe spuckte.
    „Nun“, meinte er in freundlichem Plauderton, „ich habe dich da unten zufällig rumlaufen sehen und dachte mir: der Lobo , schau an. Läufste mal hinterher.“
    „ Zufällig rumlaufen gesehen, ja?“
    „Hmm, nicht ganz. Nicht ganz. Genaugenommen. Es sprach sich in La Victoria herum, dass Du wieder da bist.“ Er nickte bedächtig. “Übrigens, Damelis und ich, wir wohnen in der Posada Hans. “
    „Wie nett“, knurrte ich. „Dann sind wir ja fast Nachbarn.“
    Langsam wich mein Schock und ich grinste triumphierend in mich hinein.
    Er machte einen Rundumblick. „Schön hier oben.“ Er sah nach der Treppe. „Vor allem schön einsam.“
    Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn an. „Also? Was willst du? Du latscht mir doch nicht hinterher, um mit mir Händchen zu halten und die Aussicht zu genießen.“
    „Ich dachte, wir könnten uns ein bisschen unterhalten.“ Er stieß sich vom Sockel ab und ließ die Hände nun locker baumeln. In seiner Rechten hielt er etwas schwarzes, dessen Anblick meinen Mund trocken werden ließ. Ich starrte auf die Pistole, wie das Kaninchen auf die Schlange.
    „Gefällt sie dir?“ Theatralisch besah er sich das Ding in seiner Hand. „Eine Beretta, falls es dich interessiert. Die Amis haben angeblich solche Teile. Weißt du: ich habe vorher noch nie geschossen. Macht richtig Spaß.“ Unvermittelt knickte er in den Knien ein, griff die Pistole mit beiden Händen und legte auf mich an, wobei er laut „Bäng-Bäng-Bäng!“ rief.
    Ich hechtete auf den Boden und rollte mich seitlich von ihm weg. Ich stieß an einen Betonpfeiler. Dahinter ging es nur noch abwärts. Peter stand wieder aufrecht und lachte. „He, das war zirkusreif“, rief er. „Aber glaubst du“, er wischte sich mit der freien Hand über die Augen, „dass dir das etwas genutzt hätte? Auf die Entfernung treffe selbst ich.“ Die Mündung der Waffe zeigte wieder in meine Richtung.
    Langsam, ihm in die Augen sehend, stand ich wieder auf. Ich hob die Hände. Unbewusst. „Also schön! Unterhalten wir uns“, knurrte ich ihn an.
    Er lehnte sich wieder an den Sockel. „Du verstehst sicherlich, dass ich reichlich sauer auf dich bin. Erst muss ich Haus und Hof, Hals über Kopf, verlassen. Dann versuche ich wieder Fuß zu fassen, ich habe mir einen Schnapsladen gekauft, falls es dich interessiert, und wer kreuzt wieder meinen Weg? Lobo !“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Mann, du bist eine Seuche. … Nirgends habe ich Ruhe vor dir. … Tjaaa,“ fuhr er gedehnt fort, „und dann ist da natürlich noch die Sache mit Damelis. Bumst der Kerl doch einfach meine Freundin.“
    „Wie außer mir die halbe Baustelle,“ bemerkte ich trocken.
    „Ja“, sagte er nachdenklich, „in der Beziehung ist sie ein wenig, hm, zu locker. Muss was mit dem Klima zu tun haben.“
    Ich grinste frech. Um ihn und seine Pistole nicht zu provozieren, wechselte ich das Thema: „Ich habe gewusst, dass du kommst.“
    Er nickte
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