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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen
Autoren: Jean Terbrack
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dem man auch schläft. Und dann gibt es noch den pana, das ist eher ein Kumpel… Aber lassen wir das jetzt.
      „Ok!“ sagte ich und räusperte mich, weil meine Stimme so unnatürlich rau klang. „Ok!“ Die Neuigkeit traf mich wie ein Schlag in die Magengegend.
      „Nun“, sie sah auf ihre Armbanduhr und sah mir listig in die Augen, „noch nicht ganz ihr novio. Aber in ein paar Stunden bestimmt. Wenn du dich beeilst … Sie wohnen in der Posada del Sol . Die kennst du doch?“ Mami mochte mich offensichtlich! Und den novio vielleicht nicht so recht.
      „Ja, kenne ich! … Aber lass mal, Mamita !“ Angesäuert schüttete ich das letzte Bier in mich rein und zerknüllte die Dose. „Weißt du, sie wusste, dass ich heute kommen würde.“
    War ja auch blöd von mir anzunehmen, dass nach der langen Zeit … „Na gut.“ Ich stand auf. „Besser, ich fahre jetzt weiter.“ Ich legte die zerknautschte Dose auf den Tisch. „Danke für das Bier.“ Ich lächelte sie tapfer an. Obwohl mir anders zumute war.
      Mami erhob sich und sah mich mitfühlend an. „ Tiene telefon?“
      Ich gab ihr Bob´s Nummer und ging. Zum Abschied umarmte sie mich und gab mir ein „ Que dios te vendiga!“ mit auf den Weg. Unten am Wagen stand ich noch eine Weile an den Kotflügel gelehnt und wog ab: Choroni oder Valencia? Ich entschied mich für Valencia. Weniger aus gekränktem Stolz. Ich hatte hier schon einmal eine entsprechende Lektion gelernt. Ich stieg ein und fuhr los.
     
      Bob staunte nicht schlecht, als ich ihn von unterwegs anrief und ihn bat mich einzusammeln. Ich war vorher nicht oft in Valencia gewesen und die Chance mich zu verfahren und mich in einer nicht ganz koscheren Gegend wieder zu finden war groß. Ich wollte kein Risiko eingehen. Der Trip hatte beschissen angefangen. Ich wollte nicht gleich am ersten Abend noch einen oben drauf setzten. Wir trafen uns an einer Autobahntankstelle und er fuhr vor. Mit meiner untermotorisierten Karre hatte ich Mühe ihm durch den dichten Verkehr zu folgen. Wie ein Geisteskranker jagte er über diverse Autobahnen und durch dunkle Seitenstraßen. Nach etwa dreißig Minuten erreichten wir den Schlagbaum seiner Urbanisacion. Wir passierten vornehme, gepflegte Häuser, denen man ansehen konnte, dass ihre Besitzer vermögend, oder zumindest gut betucht sind. Teure Autos standen in den Einfahrten. Ich staunte nicht schlecht. So etwas hatte ich hier noch nicht gesehen. Ich hatte mit einem der eingezäunten Wohnviertel der Mittelklasse, mit ihren ein- oder zweigeschossigen, kleinen Häusern, gerechnet. Aber das hier war eine ganz andere Nummer. Wir hielten vor einem Haus mit drei Etagen und verspiegelten Scheiben. Auf dem flachen Dach sah ich die Umrisse einer gigantischen Satellitenschüssel mit bestimmt fünf Meter Durchmesser. Ein massives Tor öffnete sich geräuschlos und gab den Blick auf den Carport frei. Bob wies mir einen Parkplatz zu und ich fuhr hinein. Er folgte. Hinter ihm schloss sich das Tor mit einem leisen metallischen Klicken.
    Ich nahm meinen Rucksack mit den nötigsten Utensilien aus dem Kofferraum und folgte ihm über eine Wendeltreppe ins Haus.
      Was sich von außen vielleicht erahnen ließ, wurde innen bestätigt. Luxus pur. Polierte Holzböden, großzügige, hohe Räume, fünf Gästezimmer mit jeweils eigenem, mit Marmor gefliesten, Bad und Balkon. Garten mit Pool und gemauertem Grill. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach dem Rundgang ließen wir uns an der Teakholz-Bar nieder, um dort auf seine Frau zu warten, die noch unterwegs war. Während Bob unsere Drinks mixte, beobachtete ich ihn. Er hatte sich verändert. Er war älter geworden. Noch hagerer, fast dünn. Die Haare grauer und ein bisschen zottelig. Seine Kleidung war teuer. Trotzdem wirkte er ein wenig verwahrlost. Und es waren gewisse Züge um seinen Mund, die mir so vorher nicht aufgefallen waren.
      „Wolltest du nicht nach Maracay?“ fragte er, während er Eis zerstieß.
      „Ja! Hab´s mir dann aber anders überlegt“, entgegnete ich müde.
      Er lächelte, sagte aber nichts. Er wusste auch so Bescheid.
      Die Drinks wurden fertig und wir prosteten uns zu. Nach der ersten Flasche Rum wurde Bob redselig. Er erzählte von einem Leben im goldenen Käfig. Dass er hier, von seiner Frau einmal abgesehen, niemandem traute. Die Vennos waren falsch und faul. Waren nur auf ihren Vorteil aus. Logen und betrogen, wo sie nur konnten. Mit ihnen war er fertig.
    „Sin´ nich´ alle so.
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