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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen
Autoren: Jean Terbrack
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Verständlich, nicht? Aber,…“ ich sah aus dem Fenster, „…. so ist das nun mal. Naja, ich dachte schon, wir könnten irgendwie da anknüpfen, wo wir mal aufgehört haben.“
      Sie schwieg.
      „War es schön in Choroni?“ fragte ich, so beiläufig wie es nur geht. Und als sie weiter schwieg: „Ist doch ok. Mein Gott, lass uns irgendwann ein Bier trinken und gut is´.“ Ich wippte ungeduldig mit dem Stuhl. Was soll das Gesülze? Das letzte worauf ich jetzt Bock hatte war Beziehungsscheiß. Ich hatte andere Sorgen.
     
    „Ja, ok. Machen wir.“ Es machte Klick. Aufgelegt. Langsam legte ich das Telefon auf den Schreibtisch.
     
      Zwei Monate gingen in´s Land. Dayana hatte nicht mehr angerufen. Warum auch? Ich fuhr kaum noch mit Bob am Wochenende nach Valencia, sondern blieb im Camp. Meine Zeit vertrieb ich mir im Wesentlichen mit Arbeit und Schlafen. Wenn ich in der Stimmung war, zupfte ich auf meiner Gitarre herum. Die anfänglichen Ausflüge an den Strand und zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten hatte ich mittlerweile fast aufgegeben. Die ständige Sonne ging mir auf den Geist. Einmal regnete es in Strömen und ich stand draußen und sehnte mich nach dem April in Deutschland. Die Arbeiter schüttelten den Kopf, zeigten mit dem Finger nach mir und lachten mich aus.
     
      Aber es blieb noch etwas zu tun und das sollte ich langsam angehen. Ich fing an freitags bis sonntags nach La Victoria zu fahren. Regelmäßig mietete ich mich im Recreo ein. Ich lungerte am Pool herum und besuchte abends die gängigen Kneipen. Hing an den Cafés am Busterminal und Supermarkt herum, quatschte mit den Leuten, die mich erkannten. Überall hinterließ ich meine Duftmarken. Alle sollten es wissen: Der Lobo war wieder da.
     
      Wieder ein paar Wochen später: mit Milagros, der neuen an der Rezeption vom Recreo , fuhr ich nach Choroni. Es gab eine Fiesta, mhhh, eher ein Festival mit Livemusik, von dem sie mir, während einer ihrer langen, einsamen Nachtschichten, erzählt hatte. Sie wollte unbedingt hin und ich hatte nichts Besseres zu tun. Wir feierten bis in den frühen Morgen. An meinen Arbeitsrhythmus gewöhnt, wurde ich am Morgen vorzeitig wach und konnte nicht mehr einschlafen. So stand ich leise auf, duschte und zog Tanktop, Jeans und Sandalen an. Milagros räkelte sich auf dem Bett und brummelte etwas im Halbschlaf. Vorsichtig, allen Lärm vermeidend, zog ich die Tür von außen in´s Schloss. Ich trat auf die Straße. Die Blendläden der niedrigen, buntgestrichenen Häuser im Kolonialstil waren noch fast alle geschlossen. Die schmalen Gassen noch fast menschenleer. Ich mag diese Zeit des Tages, bevor der allgemeine Trubel anfängt. Ich kaufte mir in einer Panaderia einen Kaffee und bummelte zum Malecon, der kleinen Promenade, auf der am Abend zuvor Trommler Tambor ge spielt hatten und auf der getrunken und schon fast extatisch getanzt wurde, während die Wellen gegen die niedrige Mauer plätscherten. Ich setzte mich rauchend in den Schatten und sah den Fischern zu, die von der morgendlichen Fangfahrt zurückgekommen waren und nun ihre kleinen, offenen Boote ausluden und ihre Beute wogen. Ich ließ die Beine baumeln und nippte zwischendurch an meinem Kaffee. Hinter der Anlegestelle mündet der Fluss in´s Meer. Am anderen Ufer konnte ich einen Trampelpfad ausmachen, der zu Treppenstufen führte. Das musste der Weg zum Kreuz auf der Hügelspitze sein. Dort war ich noch nicht gewesen. Ich trank aus und schlenderte zur Brücke, die über den Fluss führt. Nur für Fußgänger. Die Autos fahren auf einer Betonfurt hindurch, um zum sichelförmigen, palmengesäumten Strand zu gelangen. Ich wand mich nach links und folgte dem ausgetretenen Fußweg. Heerscharen von blauen Krebsen flüchteten vor mir und suchten Schutz in irgendwelchen Erdlöchern. Ich kletterte über armdicke, den Weg überwuchernde, Wurzeln und erreichte den Treppenabsatz. Ich schielte hinauf. Ganz schön steil. Sport am frühen Morgen brauche ich eigentlich nicht. Aber jetzt war ich schon einmal hier. Mit Todesverachtung begann ich den Aufstieg. Oben angekommen sah ich keuchend und auf meine Knie gestützt auf Porto Colombo hinunter. Hier ist Columbus also damals gelandet, dachte ich. Und die Schwarzwälder. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es hier damals ausgesehen haben könnte. Bestimmt Dschungel, der bis an´s Wasser reicht. Ich reckte mich und war stolz auf mich, dass ich nicht einmal unterwegs pausiert hatte. Mir innerlich auf die Schulter
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