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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen
Autoren: Jean Terbrack
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bestimmt schon siebenundzwanzig Grad. Ich griff in die Seitentasche meines Rucksacks, holte eine Flasche Wasser heraus und trank einen Schluck. Noch war es einigermaßen kalt. Eine Stunde später und von Abkühlung konnte keine Rede mehr sein. Ich steckte die Flasche wieder zurück. Kurz nach zehn. Jetzt kann man auch schon anrufen. Privat, meine ich. Bei Leuten, die normalerweise länger schlafen können, weil sie nicht arbeiten oder keine Kinder haben. Ob Carla überhaupt geschlafen hat in dieser Nacht? Gestern Abend hatten wir kurz miteinander telefoniert. Ich hatte lange durchbimmeln lassen. Bei dem Wetter sind viele Leute im Garten und brauchen ein bisschen bis sie reagieren. Ich wollte gerade schon wieder auflegen, als Carla abnahm.
     
      „Schmitt.“
      „Martin. Hallo. Na, alles klar?“
      „Thorsten ist im Krankenhaus!“
      „Nee, ne?“
      „Vor `ner Stunde. Schmerzen in der Brust. Wir dachten erst, dass es das Herz ist. Der Notarzt sagt: Lungenentzündung. Ich fahr´ jetzt wieder zu ihm. Ein paar Sachen bringen. Du hast mich im Gehen erwischt. Ich hatte die Klinke schon in der Hand.“
      „Wie geht´s ihm?“
      „So, la, la! Er ist auf der Intensivstation. Sie haben ihm was gegeben. Aber er hat immer noch starke Schmerzen. Die Ärzte überlegen, ob sie ihn in´s künstliche Koma versetzen, wenn es nicht besser wird.“
      „Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber sei froh, dass er auf der „Intensiven“ ist. Da ist die Betreuung am besten.“ Da sie nichts sagte: „Also, ich will dich nicht aufhalten. Bestell ihm „Gute Besserung“ von mir. Ich ruf´ morgen an.“
      „Ja danke. Richte ich aus. Bis morgen.“
    Sie legte auf. Das war um acht.
     
      Natürlich hatte ich mir Sorgen gemacht. Ich sagte mir, dass die Ärzte schon wissen, was sie tun. Meistens jedenfalls. Klar, dass ich nicht komplett sorglos heute Morgen losgefahren war und mich entspannt in die Sonne packte. Ich wollte schon wissen, wie Thorsten die Nacht überstanden hatte. Jetzt konnte ich. Ich griff zum Handy und wählte Thorsten´s und Carla´s Nummer. Dieses Mal wurde schon beim zweiten Klingeln abgenommen.
     
      „Schmitt.“
      „Martin. Morgen Carla.“
      „Ach du.“ Carla´s Stimme klang matt.
      „Was macht unser Patient?“
    Stille. Ich wollte gerade zum „Hallo?“ ansetzen, als sie sagte:
      „Thorsten ist heute Morgen um acht Uhr gestorben.“
      Jetzt musste ich erst einmal schlucken. Das sind die Situationen in denen ich nicht gut bin. Ich nuschelte ein „Oh! Herzliches Beileid.“, weil ich erst´mal nichts Besseres wusste und weil man das irgendwie automatisch sagt.
    Schluchzen auf der anderen Seite.
      „Die haben ihn in´s Koma versetzt. Ich blieb´ bei ihm, bis die Ärzte mir sagten, ich solle nach Hause fahren. Ich könne eh´ nichts für ihn tun und er wäre in guten Händen.
    Sie holte tief Luft
      „Um halb Acht haben sie mich angerufen. Als ich ankam war er schon tot.“
    Es raschelte. Vermutlich hatte sie sich gerade ein Tempo gegriffen.
      „Ich konnte mich noch nicht einmal von ihm verabschieden.“
    Wieder Stille. Was sollte ich jetzt sagen?
      „Hör mal Carla. – Ich komm´ vorbei. - OK? – Oder willst Du jetzt lieber alleine sein?“
      „Komm ruhig.“
      „Ich bin unterwegs. Bin gleich bei dir.“
      „Ja. - Bis gleich.“
     
    Langsam drückte ich die „Beenden“-Taste und klappte das Handy zusammen. Fassungslos starrte ich in die Idylle um mich herum. Oh, Mann! Das war ein Hammer.
      Wie alt war Thorsten? Fünfundvierzig, glaube ich. Kein Alter zum Sterben. Mit dem Tod verbindet man alte Leute. Richtig alte Leute. Darauf ist man halbwegs vorbereitet. Als mein Vater mit dreiundsechzig über Nacht starb, war es so wie jetzt mit Thorsten. „Kein Alter“ sagten sie alle. Niemand rechnete damit.
      Ich griff zu meinem Rucksack und holte die Marlboros heraus. Wo war das Feuerzeug? Schließlich fand ich es. Tief sog ich den Rauch ein und blies ihn durch die Nase wieder heraus. Ich warf Zigaretten und Feuerzeug auf mein Handtuch und stand auf. Ich war wütend. Das war einfach nicht fair. Gerade schien es wieder ein wenig aufwärts mit ihm zu gehen und dann stirbt er einfach. Ich schüttelte den Kopf. Oder vielleicht ist ihm letztendlich einfach alles zu viel geworden und er ist geflüchtet? Auf diese Art eben. Ich versuchte dem eben gehörten einen Sinn zu geben. Versucht man das nicht immer? Langsam ging ich auf den Fluss zu. Ohne an etwas zu
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