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Kaltgeschminkt (German Edition)

Kaltgeschminkt (German Edition)

Titel: Kaltgeschminkt (German Edition)
Autoren: Rona Walter
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ist schlicht nicht möglich – selbst wenn Arcaeon wollte.« Sie lacht eisklar und wendet sich der Trinität zu. »Aber wir danken dir für diese überaus wichtige Information.«
    Matt ziehe ich den Kopf zwischen die Schultern.
    »Was also willst du?«, fährt mich zur Abwechslung der Chaosherrscher Arcaeon an.
    Ich hebe den Blick. Wie dumm ich bin. Und müde vom Leben und vom ewigen Kämpfen. Das erste Mal überhaupt hatte ich das Bedürfnis zu helfen, meine Erkenntnis zu teilen. Stattdessen erkenne ich nicht das Helle im Dunkel und verliere wie immer.
    »Du bist müde. Willst du nicht endlich alles hinter dir lassen? Komm und gib dich dem Dunkel hin, dann ist alles vorbei.«
    Seine Stimme klingt sanfter, betörend. Ich sehne mich wirklich nach Stille. Aber die werde ich hier nicht bekommen. Die Bilder steigen in mir auf, wie ich auf ewig zur Rechenschaft gezogen werde für meine Vergehen, und ich grabe meinen Blick fest in die unbewegliche Schattenmaske Arcaeons .
    »Was ich will?«, hauche ich. »Zurück. Du bekommst mich noch früh genug. Was macht es dir schon aus, noch ein paar Jahrzehnte zu warten.«
    Er lacht auf.
    »Jahrzehnte! Der ist gut!«
    Auch die Trinität beginnt zu kichern, schweigt jedoch beleidigt, als Arcaeon ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen bringt. »Unsere kleine Lhiannon Sidhe auf Bewährung lässt dir nicht einmal genügend Zeit, deinen nächsten Geburtstag zu planen. Sie ist schon unersättlich, nicht?«
    »Ich schlage eine neue Wette vor.«
    Gaja erhebt zwei lange Finger. »Ich setzte auf zwei Jahre.«
    »Ich auf zehn Monate«, entgegnet die Trinität . »Recht viel länger wird sie sich wohl kaum machen.«
    Gaja legt ihm tadelnd eine Hand in den Nacken. »Aber, aber. Sie hat doch das, was sich alle wünschen.«
    »Intellekt?«
    »Schönheit. Dummerchen! Was wohl sonst?« Sie lacht gackernd und es klingt furchtbar in meinen Ohren. »Sie wird wohl noch einen oder zwei liebeskranke Narren finden, die sie durchfüttern.«
    Allmählich beginne ich sie zu hassen. Sie sind nicht besser als die dekadenten und oberflächlichen Seelen um sie herum, die sie so verachten, dass sie sie zu Spielzeug degradieren. Das ist es also, was uns alle erwartet, wenn wir unseren Kampf zu Ende gekämpft haben. Diese tödliche Ab- wärtsspirale ängstigt und verspottet mich. Plötzlich schütteln sich die Drei vor Lachen und ich fühle mich endgültig wie ein Idiot.
    »James hat Jahre durchgehalten«, murre ich kindisch.
    »Sicher. Er hat sie ganz schön knapp gehalten«, sagt Arcaeon .
    »Ziemlich kurze Leine«, stimmt die Trinität zu. »Du bist nicht aus demselben Holz geschnitzt. Glücklicherweise nicht. Denn du«, er fasst nach meinem Kinn, »bist ein wenig klüger, oder? Du wirst uns nicht hinters Licht führen. Oh nein.«
    Ich schüttle den Kopf so gut es geht.
    »Gut so. Du hast deinen Soll noch nicht erfüllt, mein Freund. Wir brauchen dich noch.« Gaja wendet sich mir erneut zu. »Nun da unser bester Kandidat nicht mehr greifbar ist.«
    Unwillkürlich denke ich an Yngve. Und an James, der offensichtlich doch mehr wusste, als er mir gegenüber zugegeben hat. Trotz aller Wut auf ihn, bin ich dankbar. Sein geplanter Aufschub kommt gerade rechtzeitig. Allerdings nicht für ihn.
    »Der Neue, den wir ausgesucht haben, ist noch nicht so weit. Zunächst wirst du weitermachen, wie wir es dir auftragen. Der Bote sucht dich bald auf.«
    Die Drei wenden sich ab, doch ich habe noch keine Lust, sie so einfach gehen zu lassen.
    »Ich vergesse euch«, sage ich leise.
    Sie hören mich, da bin ich sicher. Arcaeon wendet sich halb zu mir um, hebt fragend eine Augenbraue.
    »Das soll man doch tun, oder? Mit Dingen, die keine Macht mehr über einen haben sollen? Man soll sie vergessen.«
    Arcaeon wendet sich mir nun ganz zu. Die Trinität kichert ihr hyänenhaftes Kichern. Ich stehe verloren auf dem Posten und fühle mich tatsächlich so allein, wie ich es bin. Dennoch wanke ich nicht, stehe vor den drei übergroßen Schattenfiguren, die Beine leicht gespreizt.
    »Wenn du es dir so einfach machen willst, bitteschön«, meint der Chaosherrscher rau. »Rede es dir ruhig ein – für dein … Seelenheil.«
    Damit wendet er sich endgültig ab von mir. Zuletzt legt mir die Trinität drei lange Finger auf die Stirn. Sie dringen klamm und unangenehm durch mich hindurch. Damit bin ich entlassen. Ich kann es kaum fassen, wie nichtig ich hier bin; nicht dass es mich stört, schließlich bin ich geübt darin, unwichtig zu sein.
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