Kaltgeschminkt (German Edition)

sobald sie … es tut. Es wabert um ihren Kopf und oft schon habe ich ein schwaches Schimmern unter ihren Wimpern gesehen, wenn sie über meine Hüfte, meinen Bauch herfällt. Aber die Wunden heilen so schnell, dass ich kaum noch mehr als helle Male erkenne. Manchmal träume ich von dem Portrait einer schwebenden Frau mit peitschendem fahlem Haar und glühenden Augen, deren nadelähnliche Reißzähne über die Lippen kratzen. Sie schreit ihre Hunger hinaus, so schrill, dass es noch in meinen Ohren gellt, wenn ich erwache. Ich sinke kraftlos zurück, warte, bis mich der heilende Schlaf holt, der unweigerlich nach ihren Exzessen folgt. Lasse mich von den Umstehenden für betrunken erklären. Wer weiß, vielleicht bin ich das auch. Hier lebt man die Anonymität der Weite Schottlands. Über Betrunkene, die am Stand leblos zurückgelassen werden, reden wir hier nicht.
    Scharfkantige Eiskristalle breiten sich tief in mir aus. Ich fühle mich ein wenig schwinden. Einzig das Vertrauen, dass sie keinen Grund hat, mich überhaupt zu … – ja, lachen Sie ruhig – zu töten, hält meine Umarmung aufrecht. Innerlich schreie ich – ohne einen Laut nach außen; will sie fortstoßen, bin aber einen Bund eingegangen. Und den werde ich aufrechthalten, bis zum Ende. Zu meinem, versteht sich. Das ist mein ganz persönlicher Vorhof zum Tod, wenn man so will.
    Erneut schaue ich auf ihren Scheitel. Falls es die Hölle wirklich geben sollte, so ist die meine weiß, schneeweiß.
    ENDE