Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut
Autoren: Marcel Feige
Vom Netzwerk:
Freundin.«
    »Wo?«, zischte Gesing.
    Robert schluckte, aber der bittere Geschmack haftete an seiner Zunge. »In der Dachkammer .«
    Er sah förmlich, wie es in den Köpfen der Beamten ratterte. Schnell fügte er hinzu: »Und ja, ich habe Herrn Bodkema in dem Restaurant gesehen. Und danach bin ich zu Tanias Wohnung gefahren und habe mit ihr gesprochen. Anschließend habe ich Sie angerufen, und wir sind zu der Wohnung ihres Mannes gefahren.«
    »Ich erinnere mich«, gab die Kommissarin zu. »Danach haben wir Sie zu Hause abgesetzt. Was haben Sie dort gemacht?«
    »Mein Bruder hat mich besucht. Fragen Sie ihn, bitte. Er wird alles bestätigen.«
    »Wo finden wir Ihren Bruder?«
    Robert nannte ihr eine Hausnummer in der Cantianstraße. Max’ Wohnung lag schräg gegenüber vom Mauerpark in Prenzlauer Berg.
    Muth sah ihn mitleidig an. »Dr. Babicz, es tut mir leid, aber ich muss …«
    »Ich muss mich übergeben!« Robert konnte sich nicht mehr beherrschen. Er hielt sich die Hand vor den Mund, rannte in das Badezimmer und schaffte es gerade noch rechtzeitig. Während die Tür hinter ihm in den Rahmen fiel, erbrach er sich in die Kloschüssel.
    »Alles in Ordnung, Dr. Babicz?«, hörte er eine Stimme vor der Tür.
    »Ja.«
    Aber das war gelogen. Er übergab sich noch einmal, bevor er die Spülung betätigte und sein Mageninhalt mit einem Gurgeln im Abfluss verschwand. Er klappte den Klodeckel hinunter und setzte sich. Lehnte sich an den Spülkasten, legte den Hinterkopf gegen das kühle Wasserrohr. Er schloss die Augen, atmete durch.
    Der Mörder hat den Verdacht auf Jacobs gelenkt. Robert musste daran denken, wie ihn der Knochenmann in den USA ausgetrickst hatte. Jetzt trieb er erneut sein perfides Spiel –und diesmal war Robert selbst in sein Visier geraten.
    Das Gefühl wurde mit einem Mal übermächtig, Robert war sich sicher, etwas übersehen zu haben. Schon in den USA . Bloß was? Er musste es herausfinden.
    Sein verzweifelter Blick glitt durch den kleinen, gekachelten Raum und blieb an dem Fenster haften.

114
    Das Würgen aus dem Badezimmer war bis in das kleine Wohnzimmer zu hören. Gesing, der sich im Durchgang zur Diele postiert hatte, rief: »Alles in Ordnung, Dr. Babicz?«
    »Ja.« Der Psychologe übergab sich ein weiteres Mal, gleich darauf rauschte die Klospülung.
    Überraschenderweise empfand Sera Mitleid für Babicz. Der Killer spielt mit uns. Ja, nach den Vorfällen der letzten Tage stand dies außer Frage, und Sera hatte eine ungefähre Ahnung, wie Babicz sich fühlen musste. Gestern waren Sie es. Heute bin ich es.
    »Glauben Sie wirklich, Robert hat …?« Tania Herzberg kam zurück in das Schlafzimmer, kauerte sich wieder aufs Bett und schlang die Arme verzweifelt um den Oberkörper. Ihr Blick glitt in den Flur, schrak aber vor der Badezimmertür zurück.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Sera, und das war die Wahrheit.
    »Ich kann es nicht glauben«, flüsterte die Journalistin. »Warum sollte er Frank … Stan … und Hagen?« Sie rang hörbar um Worte. Schließlich schloss sie die Augen, schüttelte den Kopf. »Hagen war sein Freund. Warum sollte er das tun? Ich verstehe das nicht.«
    Sera erging es nicht anders. Die Wendung, die der Fall jetzt – nach dem vorläufigen Ergebnis der Spurensicherung –genommen hatte, machte ihn noch verwirrender.
    »Ich glaube, ich habe Robert nie wirklich verstanden.«
    Sera sah die Journalistin überrascht an. »Aber Sie waren mit ihm verlobt!«
    »Na und!« Tania Herzberg öffnete die Augen und erwiderte Seras Blick. »Ist Ihnen das noch nie passiert? Dass Sie sich von einem Menschen haben täuschen lassen, obwohl Sie viel Zeit an seiner Seite verbracht haben?«
    »Wie lange waren Sie mit ihm zusammen?«
    Der Blick der Journalistin kehrte sich nach innen, als hätte sie Mühe, sich zu erinnern. »Fast drei Jahre.«
    »Und inwiefern hat er Sie getäuscht?«
    »Nicht das, was Sie jetzt denken!« Tania Herzberg tastete ihre Hosentaschen ab, holte Zigaretten hervor und zündete sich eine an. »Er war halt einfach nicht der Mann, den ich in ihm sehen wollte. Er hat mich enttäuscht.«
    »Er ist fremdgegangen?«
    »Wenn es wenigstens das gewesen wäre!« Sie schnaubte. »Das hätte ich wahrscheinlich noch verstehen können. Aber Robert ist … einfach weggegangen.«
    »Er hat sich von Ihnen getrennt?«
    »Wahrscheinlich war es das – eine Trennung. Aber eigentlich ist er nur weggegangen. Buchstäblich. Von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher