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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition)
Autoren: Joe R. Lansdale
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Moment durch den Kopf gehen. »Wegen dem Kind?«
    »Aunt Cary hat ihr dabei geholfen.«
    »Sie ... sie hat es wegmachen lassen?«
    »Sie wollte von ihm kein Kind. Nicht nach allem, was passiert ist.«
    Marilyn nickte und saß eine Zeit lang ruhig da. »Vermutlich ist es richtig so. Ich glaube nicht, dass Gott ein Mädchen deswegen verurteilen würde.«
    »Nein«, entgegnete Sunset. »Das glaube ich auch nicht.«
    »Und Clyde?«, fragte Marilyn, um das Thema zu wechseln.
    »Der ist in Holiday. Er ist immer noch Sheriff. Vermutlich werden sie ihn auch offiziell einstellen.«
    »Und dein Daddy?«
    »Der ist nach wie vor im Krankenhaus. Das Bein wird er behalten, aber es bleibt steif. Ich fahre anschließend weiter nach Tyler und hole ihn ab.«
    »Das mit seinem Bein tut mir leid, aber es hätte schlimmer kommen können.«
    »Hätte es. Bull dürfte das allerdings anders sehen.«
    »Ich wusste nicht mal, dass es ihn wirklich gab.«
    »Doch, den gab es wirklich.«
    »War nicht auch ein Deputy in die Sache verwickelt?«
    »Plug. Er kommt vor Gericht. Er hat versucht, mir ein bisschen zu helfen, vielleicht wird es dadurch ein wenig leichter für ihn. Aber ehrlich gesagt ist mir das egal.«
    »Und dann habe ich auch noch gehört, dass Zendo weggezogen ist, dabei gehört ihm doch das ganze Land. So viel ist passiert, und er zieht einfach weg.«
    »Er ist in den Norden gezogen, aber das Öl gehört ihm immer noch. Clyde kümmert sich um das Land. Ihn werden die Leute in Ruhe lassen, aber dass ein Farbiger so viel Öl besitzt, würde ihnen nicht gefallen. Zendo kann oben im Norden leichter reich sein als hier, und Clyde bekommt einen kleinen Anteil dafür, dass er sich drum kümmert. Das Haus, in dem Zendo gewohnt hat, und das auf dem Land mit dem Öl, die gehören jetzt beide Clyde. In dem einen wird er wohnen, das andere will er vermieten. Zendo ist das recht so.«
    »Clyde hat einen Narren an dir gefressen. Er wäre ein guter Fang. Vor allem jetzt.«
    »Vermutlich. Ich hätte mir gewünscht, dass es sich in die Richtung entwickelt, aber als nach allem, was wir durchgemacht haben, wieder Ruhe eingekehrt ist, habe ich gemerkt, dass meine Gefühle für ihn einfach nicht so sind. Ich empfinde so eben nicht für ihn, verstehst du? Da fehlt etwas. Und nach all dem Morden, nachdem ich selbst beinahe umgebracht worden wäre, will ich einfach keine Zeit verschwenden, keinen Fehler machen, der ihm oder mir wehtut.«
    Marilyn lächelte. Auch sie hatte sich gesetzt. »Ich verstehe. Man braucht es einfach. Dieses Gefühl. Bei Jones hatte ich es, als er jung war, so wie du bei Pete.«
    »Bei Hillbilly hatte ich es auch. Aber letztlich reicht das vermutlich nicht. Clyde war nicht glücklich, als ich es ihm gesagt habe, aber ich glaube, er hat es verstanden. So gut er konnte. Letztlich ist er sowieso eher ein eingefleischter Junggeselle, glaube ich.«
    »Hillbilly, der wird im Gefängnis sicher ein paar Kerlen gefallen«, sagte Marilyn. »Du weißt schon, was ich meine. Hübsch, wie er ist und so.«
    »Das war er mal«, erwiderte Sunset. »Und ich weiß nicht, ob er wieder so hübsch sein wird, wenn seine Wunden verheilt sind. Daddy hat ihn ordentlich verprügelt. Aber er ist geflohen. In Tyler. Da hatten sie ihn für die Verhandlung hingebracht. Der Gefängnisaufseher hatte eine Tochter.«
    »Verdammt.«
    »Die Tochter haben sie geschnappt. Hillbilly ist abgehauen und hat sie mitsamt der Rechnung in einem Hotelzimmer in Texarkana sitzen lassen. Sie nehmen an, dass er irgendwo in Arkansas ist.«
    »Der geborene Schwerenöter«, sagte Marilyn.
    Sunset nickte.
    »Du wirkst, als hättest du etwas auf dem Herzen.«
    »Ich war mir nicht sicher, ob ich davon anfangen sollte. Eigentlich bin ich nicht hergekommen, um darüber zu sprechen. Aber jetzt tue ich es doch. Gestern Morgen ist mir beim Aufwachen etwas durch den Kopf gegangen. Es beschäftigt mich schon eine ganze Zeit lang, und ich konnte es einfach nicht vergessen. Ich hatte es immer im Hinterkopf, weggepackt wie in eine Schublade. Gestern fiel es mir wieder ein, aber ich habe es verdrängt. Heute habe ich das Gefühl, dass ich das nicht mehr schaffe.«
    »Wovon um Himmels willen redest du?«
    »Woher wusstest du, dass Jimmie Jo ein Kind hatte?«
    »Was?«
    »Du hast mir erzählt, sie hätte einen Säugling gehabt, aber von mir wusstest du das nicht.«
    »Vermutlich hat man sich das im Camp erzählt. Priester Willie.«
    »Und dass sie mit einer .38er erschossen worden war.«
    »Das hat
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