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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition)
Autoren: Joe R. Lansdale
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Schlange.
    Two war nicht mehr da.
    Lee schob sich so weit wie möglich vor. Die Schmerzen im Bein ließen ihn alles nur noch verschwommen sehen, aber von seinem neuen Aussichtspunkt aus konnte er erkennen, dass Two mit der Melone in der Hand auf Sunsets Auto zuwankte, die Tür öffnete, die Melone aufsetzte und sich hinter das Steuer sinken ließ.
    Lee versuchte sich herumzurollen, um einen weiteren Schuss abzugeben. Er spürte, wie der Knochen in seinem Bein von innen gegen die Haut drückte. Dann hörte er, wie der Motor angelassen wurde. Schließlich gelang es ihm, sich weit genug zu drehen, aber das war derart schmerzhaft, dass er den Gürtel ausspuckte, schrie, und für einen Moment das Bewusstsein verlor.
    Als er wieder zu sich kam, lag seine Flinte unten am Boden, und das Auto fuhr mit Two am Steuer davon. Lee zog den Kopf ein und fiel in Ohnmacht.
     
    Sunset und Clyde waren gerade durch die Hintertür getreten, als sie den Schuss aus Bulls Pistole hörten und kurz darauf den aus einer Schrotflinte. Sunset zitterte am ganzen Körper. »Geh du nach links«, sagte sie. »Ich gehe nach rechts.«
    »Ich geh in die Richtung, aus der der Schuss gekommen ist«, widersprach Clyde.
    »Ich bin Constable und du nur Deputy. Du tust, was ich dir sage.«
    Clyde nickte, wandte sich nach links und betrat den langgestreckten Raum. Wenn er an einem Fenster vorbeikam, fiel von der Morgensonne immer nur gerade so viel Licht herein, wie die Heuschreckenwellen durchließen. Am Ende des Flurs stieß er auf eine Tür. Er ging hindurch, wobei sich sein Nacken anfühlte, als hätte ihm jemand ein eiskaltes Handtuch draufgelegt.
     
    Sunset wandte sich nach rechts, und als sie zum Ende der kurzen Trennwand kam, fiel genügend Licht durch die Fenster herein, dass sie Bull bewegungslos dort liegen sehen konnte. Links von ihm war ein Regal, und auf diesem Regal befand sich alles mögliche, unter anderem neben einer Kerosinlampe auch ein Silbertablett, und in diesem Tablett, das ein wenig schräg stand, spiegelte sich eine Gestalt, die den Flur entlangkam, und zwar auf der gegenüberliegenden Seite der Trennwand. Auch wenn sie diese nur in dem Tablett, aus größerer Entfernung und bei schlechter Beleuchtung sah, wusste sie, dass es sich um McBride handelte. Im ersten Moment dachte sie, er trüge ein Kleid, kam dann aber zu der Erkenntnis, dass es eine Schürze sein musste.
     
    Clyde schlich durch das Esszimmer mit dem Kronleuchter und dem sorgfältig gedeckten Tisch. In diesem Zimmer war es sehr hell, aber das Licht war irgendwie seltsam, als würde man vom Inneren eines Eidotters nach außen schauen. Clyde schlich weiter und lauschte. Er hörte den Boden knacken und blieb stehen.
    Die blonde Hure kam aus einer offenen Tür weiter hinten auf ihn zugestolpert. Sie war nur mäßig bekleidet. »Nicht schießen«, sagte sie. »Er ist hinter der Trennwand. Er will keine Schießerei.«
    »Wer?«, fragte Clyde.
    »Hillbilly.«
    »Du schickst eine Frau vor, Hillbilly?«
    »Du hast keinen Grund, sie zu erschießen«, antwortete Hillbilly von irgendwo hinter der Wand. »Auf mich wärst du direkt losgegangen, und ich wollte nicht, dass sie was abkriegt.«
    »Dem geht’s überhaupt nicht um mich«, widersprach die Hure. »Der will nur Zeit schinden ... Hillbilly, das ist einer von den Männern, die dich verprügelt haben.«
    Clyde winkte sie zu sich heran. »Geh hinter mich«, sagte er, und dann, zu Hillbilly: »Wirf deine Waffe her.«
    »Ich hab keine.«
    Die Blonde schüttelte den Kopf.
    Clyde nickte.
    »Ich will wegen all dem nicht umgebracht werden«, fuhr Hillbilly fort.
    »Du gehst durch die Hintertür raus«, befahl Clyde der Hure.
    »McBride, der ist durch die Tür da vorne gegangen, den Flur hinunter«, erwiderte sie.
    »Geh durch die Hintertür raus«, wiederholte Clyde. »Und danke.«
    Als sie weg war, sagte Clyde: »Ich weiß, dass du ne Waffe hast, Hillbilly. Wirf sie her.«
    »Nein. Wenn ich das tu, erschießt du mich.«
    »Wenn du’s nicht tust, erschieß ich dich garantiert.«
    »Da muss ich erst drüber nachdenken.«
    Clyde schlich weiter, bis er direkt an der Wand stand, hinter der Hillbilly lauerte. »Letzte Gelegenheit«, sagte er.
    »Oder?«, fragte Hillbilly. »Ich kann ziemlich gut auf mich aufpassen. Hol mich doch.«
    Clyde hob die Schrotflinte, zielte auf die Stelle an der Wand, hinter der er Hillbilly vermutete, feuerte, pumpte eine weitere Ladung in die Kammer, ließ die Flinte sinken und wartete.
    »Verdammt noch mal«,
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