Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Gemäß diesen selben Bedingungen steht es mir vollkommen frei, Sie, wenn ich will, auf jedes andere Schiff der Pole Star Line zu transferieren. Ich handle ganz einfach nach den Anweisungen der Zentrale. Gehorsam ist das erste Erfordernis eines guten Offiziers - was Sie sicher anerkennen, Mr. Shawe-Wilson.»
    Shawe-Wilson schmiß Ebbs' Zigarettendose erbittert zu Boden.
    «Die Luther ermangelt aus irgendeinem Grund eines Ersten Offiziers - möglicherweise ist der letzte umgestanden. Das ist auf der Luther gar nicht ausgeschlossen. Sie wird nun mindestens zwei Jahre draußen im Osten bleiben, Sie werden also zurückgeschafft werden, wenn Ihr Vertrag in - lassen Sie mich mal nachsehen...» Ebbs blickte auf seinen hundertjährigen Kalender, «... in sechzehn Monaten und achtundzwanzig Tagen erlischt. Dann erst werden Sie Ihre Braut reklamieren können. Wenn sie bis dahin auf Sie gewartet hat.» Ebbs legte die Fingerspitzen aneinander. «Guten Tag, Mr. Shawe-Wilson. Das wäre alles.»

23

    Zeitig früh an einem strahlenden australischen Sommermorgen lichtete die Charlemagne in Gage Roads den Anker und dampfte langsam den Swan-Fluß aufwärts, in Richtung der Landungsstelle Fremantles. Die meisten Passagiere standen, in ihrer normalen Kleidung einen überraschenden Anblick bietend, zum Ausschiffen bereit an Deck. Ihr Gepäck hing schon wartend an den Ladebäumen, unten zählten und verglichen die Stewards ihre Trinkgelder, und die Schiffskapelle spielte, tapfer gegen ihren Katzenjammer ankämpfend, einen Wiener Walzer. Es war nicht zu glauben: die Reise war zu Ende.
    Die Charlemagne hatte London fast unbemerkt verlassen, doch für die warmherzigen Australier, denen das Wort «Heimat» als erstes stets eine Vision Englands heraufbeschwört - des nebligen, grünen, mit Landhäuschen besäten, von Polizisten wimmelnden, mit Strebepfeilern und Türmen gespickten England -, stellte ihre Ankunft ein Ereignis von fast nationaler Bedeutung dar. Unter dem langen Schriftband, das die Worte Willkommen in Australien trug, warf die brodelnde Menge Papierschlangen aus, die vorzeitig ins Wasser fielen, und als die amorphe Masse der Leute an der Reling in einzelne Gesichter zu kristallisieren begann, versuchte man über die rauhen Gespräche hinweg, die die Schiffsbesatzung mit den Schleppbootmännern wechselte, Grüße emporzurufen. Bald durchbohrten Laufstege die Flanken der Charlemagne, und die Passagiere begannen zum Kai hinunterzuströmen. Nach einem knappen Monat, dessen Hauptproblem es gewesen war, wie man sich am besten die Zeit vertreiben sollte, standen sie wieder den vertrauten Ärgernissen des sozialen Lebens gegenüber, repräsentiert durch die Zollbeamten, den Paßkontrolleur und den mürrischen Träger, der sogleich über die hohen Lebenshaltungskosten und die Unzulänglichkeit der Trinkgelder Klage zu führen begann.
    «Da schwinden sie dahin, vergessen wie ein Traum», zitierte Ebbs düster. In einem Winkel der Brücke verborgen, beobachtete er ungesehen das Ausschiffen der Passagiere. Voll tiefen Gefühls schneuzte er sich.
    «Die gnädige Frau erwartet Sie, Sir», meldete Burtweed, der auf der Leiter erschien.
    «Ach ja, schön!» Ebbs sah sofort wieder heiterer aus. «Ich wünsche ungestört zu bleiben, Burtweed. Ungefähr eine halbe Stunde lang. Verstanden?»
    «Vollkommen verstanden, Sir.»
    Ebbs kicherte. «Und sehr bald, Burtweed, kriegen Sie Ihre Fotografie zurück!»
    «Danke sehr, Sir. 's wird nett sein, sie wiederzusehen. Sie ist der einzige Farbfleck, den wir in unsrer Kajüte haben.»
    «Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür gewesen, doch ich freue mich, sagen zu können, daß sie binnen kurzem - äh, etwas überholt sein wird.» Er sah Burtweed verschmitzt an. «Ich möchte mich Ihnen, Burtweed, für Ihr freundliches Entgegenkommen erkenntlich zeigen. Wollen Sie sich vielleicht eine Kiste Bier aus der Bar nehmen und sie auf meine Rechnung setzen lassen?»
    «Wirklich sehr lieb von Ihnen, Sir, aber ich rühre auf See keinen Tropfen an.»
    «Na, oder einen Karton Zigaretten?»
    «Ich rauche auch nicht, Sir. »
    «Es gibt doch sicher etwas, das Sie sich wünschen? Was immer Sie wollen, mein Lieber - nennen Sie es nur.»
    «Ich könnt noch ein bißchen Fußbadesalz riesig gut gebrauchen, Sir.»
    «Fußbadesalz? Aber gewiß! Bestellen Sie davon, soviel Sie wollen, aus dem Friseurladen. Auf meine Kosten.»
    «Sie sind sehr, sehr gütig, Sir», sagte Burtweed mit Gefühl.
    «Unsinn, Burtweed. Das ist wohl das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher