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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
Autoren: Richard Gordon
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»
    Schweigen.
    Er rammte die Tür mit seiner Schulter, stieß sie auf und drehte das Licht an.
    «Verflixt noch mal! » rief er. Dann brach er plötzlich in Lachen aus. «Ja ja! Wenn man den Teufel nennt...»

22

    «Wir sind ja schließlich Weltmänner», sagte Brigadier Broster.
    «O gewiß», stimmte Ebbs ihm vergnügt zu. «Weltmänner.»
    Es war knapp vor Mittag des folgenden Tages. Die Charlemagne dampfte mit um zwei Knoten beschleunigter Geschwindigkeit, kaum zwölf Stunden vom nächsten Hafen entfernt, durch eine klare, ruhige See. Ebbs saß in seiner Kabine, hatte die Füße auf seinen Schreibtisch gelegt und die Hände bequem auf seinem Bauch verschränkt, und seine Züge trugen den Ausdruck tiefster Zufriedenheit.
    Broster entnahm seiner Rocktasche ein Zigarrenetui.
    «Rauchen Sie, Kapitän?»
    «Danke.»
    «Auf hoher See», fuhr Brigadier Broster fort, indem er Ebbs Feuer gab, «sind ein gewisser - wenn man so sagen darf - Mangel an Konventionalismus... eine gewisse camaraderie, eine gewisse Abenteuerlust geradezu traditionell.»
    «Selbstverständlich.»
    «Dies alles - werden Sie mir zugeben, Kapitän - trägt in hohem Maße zur Gefühlsentwicklung verantwortungsloser Naturen bei.»
    Ebbs nickte. «Scheint so.»
    Es entstand eine Pause. Broster besah sich seine Zigarre, als versuchte er einen absonderlichen Gegenstand zu identifizieren.
    «Ein gewisses Taktgefühl, Kapitän...»
    «Oh, Taktgefühl! »
    «Ein Mann Ihrer Position muß sicherlich solchen Dingen gegenüber mit Verantwortungsbewußtsein erfüllt sein. Schließlich ist der Kapitän eines Schiffes auf hoher See eine Art Beichtvater - ob er nun will oder nicht. Und was von jemandes Taten verschwiegen wird,
    Kapitän», fügte er mit erhobener Stimme hinzu, «ist oft von größerer Wichtigkeit als das, was erzählt wird.»
    «Von weitaus größerer», bemerkte Ebbs, Rauchringe gegen die Decke blasend.
    «Na also!» Brigadier Broster strahlte ihn an. «Wir können doch sicherlich zu einer Art Einvernehmen kommen?»
    Ebbs nahm seine Füße vom Schreibtisch herunter. «Brigadier Broster», begann er munter, «die Tatsache, daß ich Sie mit einer Frau in Ihrer Kabine erwischt habe, ist keine Angelegenheit, die mich zu einem offiziellen Bericht verpflichtet. Wenn ich auch nicht daran zweifle, daß diese Geschichte - wegen Ihrer bedeutenden Position in der Pole Star Line - einigen Wirbel erregen würde, gäbe ich sie bekannt.»
    «Gewiß», stimmte Broster herzhaft zu. «Das leugne ich nicht.»
    «Ganz von der Wirkung auf Ihre Gattin zu schweigen. Diese erwartet Sie doch, glaube ich, am Kai von Fremantle.»
    «Ach ja», sprach Broster sinnend weiter. «Mir wäre es bestimmt lieber, wenn ihr die Sache nicht zu Ohren käme. Mrs. Broster wäre zutiefst bekümmert, wenn sie etwas über meine vorübergehende Tollheit erführe - ich wiederhole, ich handelte überstürzt und ganz unter dem Eindruck des Mitleids für eine arme, in Tränen aufgelöste Frau.»
    «Sicher wäre sie bekümmert.»
    «Ich schätze meine Gattin viel zu sehr, um sie einem derartigen Schmerz ausliefern zu wollen. Außerdem ist sie eine Frau von äußerst lebhaftem Temperament und manchmal nicht ganz verantwortlich für ihre Reaktionen. Nein», entschied er, «es wäre wohl am besten, Kapitän, wenn diese kleine Affäre ein Geheimnis zwischen uns bliebe. Gewiß, wir haben während der Fahrt unsere Differenzen gehabt. Aber da steckte natürlich nichts Persönliches dahinter. Nicht einen Moment lang! Es war der Offizier, nicht der Mensch, an dem ich gelegentlich Kritik übte. Und das tat ich nur, weil mir die Interessen der Gesellschaft am Herzen lagen. Genau wie Ihnen, dessen bin ich sicher. Doch nun ist alles vergeben und vergessen», fuhr er etwas erleichtert fort. «Wir nähern uns dem Ende unserer Fahrt. Bald werden wir sicher im Hafen gelandet sein, und die Irrungen und Wirrungen der Reise liegen, ohne eine Spur zurückzulassen, hinter uns. Wir müssen als gut Freund voneinander scheiden, Kapitän. Hier meine Hand.»
    «Einen Moment.» Ebbs zog nachdenklich an seiner Zigarre und übersah Brosters eifrig hingestreckte Handfläche. «Es ist nun einmal so, Brigadier, daß mir in dieser Angelegenheit die Dinge sozusagen aus der Hand genommen worden sind. Es handelt sich nicht nur einfach darum, daß Sie mit einer Mitfahrenden - äh, im Bett angetroffen wurden. Vergangene Nacht um ein Uhr dreißig mußte das
    Schiff wegen der Suche nach dieser Frau, um derentwillen bereits Alarm
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