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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
Autoren: Richard Gordon
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wenigste, das ich tun kann. Hoffentlich verschafft es Ihnen viele genußreiche Stunden. Und nun zu meinen Privatangelegenheiten! »
    «Endlich allein!» rief er, als er in seine Kabine sprang und seine Mütze in einen Winkel warf. «Oder jedenfalls fast allein!»
    «Mein teurer William!» Mrs. Judd saß keck in einem Eck seines Sofas. «Nun wird die Charlemagne bis Sydney ein sehr geruhsames Schiff sein.»
    «Ach, aber du wirst darauf weilen, meine Geliebte», sagte er, ließ sich neben ihr nieder und nahm sie bei der Hand.
    «Süßer Liebling!» Sie raufte ihm verehrungsvoll das Haar.
    «Und nun», sagte Ebbs. Er schneuzte sich zweimal. «Und nun habe ich dir etwas zu sagen.»
    «Ja, William?» Sie setzte sich bequemer zurecht.
    «Meine liebste Edith, wir kennen einander erst seit sehr kurzer Zeit. Zur Zeit erst seit sehr kurzer Zeit. Äh - kannst du mir folgen?»
    Sie nickte.
    «Doch wir sind trotzdem, in der Intimität des Lebens an Bord, so weit gekommen, einander gut kennenzulernen. Äußerst gut. Bemerkenswert gut, in der Tat.» Er griff über den Schreibtisch und nahm feierlich Burtweeds Fotografie zur Hand. «Ich muß dir nun, Edith, ein Geständnis machen.»
    «Ein Geständnis?» Sie sah überrascht aus.
    «Oh, durchaus kein unerfreuliches, versichere ich dir. Im Gegenteil, ein sehr erfreuliches. Eines, das in der Tat alles in einem ganz anderen Licht erscheinen läßt. In einem ganz anderen. In einem Licht, das ich, wie ich dir gestehen muß, schon viel früher auf die ganze Sache hätte fallen lassen sollen. Siehst du, dies ist nicht wirklich - Ja, Burtweed? Was ist los?» Er blickte ärgerlich auf, als der Tiger den Türvorhang zur Seite schob.
    «Ich bitte um Entschuldigung, Sir. Doch jemand von den Passagieren möchte sich von Ihnen am Laufsteg verabschieden.»
    «Burtweed, ich war der Meinung, daß ich Ihnen deutlich genug den Wunsch aussprach, nicht gestört werden zu wollen.»
    «Verzeihung, Sir. Aber es schien eine Sache von ganz spezieller Wichtigkeit zu .sein.»
    «Na schön.» Ebbs ließ ungeduldig die Fotografie in seine Rocktasche gleiten. «Willst du mich bitte entschuldigen, Edith? Es wird nur eine Minute dauern. Geh ja nicht weg», fügte er noch hinzu.
    «Das werde ich sicherlich nicht tun», sprach sie mit Bestimmtheit.
    «Wer zum Teufel ist es denn?» flüsterte Ebbs, als er die Kabine verließ.
    «Mrs. Porteous, Sir. Ich wollt den Namen nicht gern aussprechen.»
    «Ganz recht - ganz recht.»
    «Sie sendet ein Billett, das ich Ihnen diskret übergeben soll, Sir.»
    Ebbs öffnete ein zusammengefaltetes Blatt Papier und las:

    «Kapitänchen - Wollen Sie sich denn gar nicht von einem lieben Mädel verabschieden? Ich muß Sie sehen! Es ist absolut lebenswichtig! Wenn Sie nicht kommen, dann erzähle ich alles!
    E. P.»

    «Wo ist sie denn?» fragte er, nervös das Papier zerknüllend.
    «Bei der Ausfallstür der ersten Klasse, Sir.»
    «Ich glaube, ich sollte zu ihr gehen. »
    Mrs. Porteous, bereits in einem üppigen Nerzmantel warm verhüllt, schnurrte ihn an: «Kapitän, ich möchte so sehr, daß Sie meinen Gatten kennenlernen.»
    «Und das - äh, guten Tag!» sagte Ebbs, linkisch die Hand schüttelnd. Oft hatte er während der Fahrt versucht, sich ein Bild von Mrs. Porteous' Gatten zu machen, und hatte sich vage eine Mischung aus Übermensch und Mr. Anthony Eden vorgestellt. Mr. Porteous entpuppte sich als ein fetter und freundlicher Herr mit gelblicher Hautfarbe, der eine dicke Brille und einen karierten Anzug trug.
    «Nun lauf mal, und kümmere dich ums Gepäck, Liebling», sagte Mrs. Porteous. «Ich bleibe hier stehen und verabschiede mich vom Kapitän.»
    Als sie allein waren, lächelte sie Ebbs an und sprach:
    «Ich war wohl ein sehr schlimmes Mädel, was?»
    «Nun ja... Sie müssen zugeben, Madam, es hat gewisse Momente gegeben...»
    «Ich hätte schreien mögen, als ich Ihr Gesicht sah - damals in der Nacht, als Sie mich in Ihrer Kabine fanden.»
    «Vielleicht haben wir es jetzt nicht mehr nötig, darüber zu sprechen?»
    Sie legte begütigend ihre Hand auf seinen Arm. «Ich bin die Göttin der Verschwiegenheit in Person.»
    «Sie haben sicher allen Grund dazu», sagte er steif.
    «Na also, Kapitän», fuhr sie sanften Tones fort. «Sie scheinen sich diesbezüglich auf der Fahrt wohl versorgt zu haben.»
    «Gewiß», stimmte Ebbs zu, der sich für diese Art von Gespräch erwärmte. «Das glaube ich wirklich.»
    «So eine nette Person, diese Edith Judd.»
    «Sehr nett.»
    «Wie dumm
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