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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben
Autoren: Joerg Liemann
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Melina!«
    »Und? Machst du weiter am Institut?«, fragte Pia die Geehrte.
    »Hm. Weiß noch nicht. Eigentlich haben sie mich rausgeschmissen.«
    »Spannender ist eine andere Frage«, deklamierte Jenissej. »Nämlich: Was studiert unsere Melina Melpomene demnächstals Zweitfach? Ein Vögelchen hat mir was gezwitschert.«
    »Wie bitte?« Melina lachte verwundert. »Mir hat jedenfalls keiner was gezwitschert.«
    »Also was?«, fragte Pia. »Kriminalistik? Biologie? Was denn? Medizin? – Theaterwissenschaft?«
    Melina lachte. »Oh, bitte   … «
    »Ich will ja das fröhliche Happy End nicht stören«, sagte Lena. »Aber ich muss euch an etwas erinnern: Professor Lascheter ist keines Verbrechens überführt. Der ist schlau genug, sich aus allem rauszuquatschen. Die Schweizer Polizei hat euch das mit seinem angeblichen Angriff auf euch doch nur geglaubt, weil die entsetzt waren, wie ich da aussah.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Jenissej. »Ich habe ausgesagt, dass hinter den Morden höchstwahrscheinlich Lascheter steckt. Er hat es jemanden anderes machen lassen, aber wie heißt das: Beihilfe zum Mord. Anstiftung zum Mord.«
    »Das sind Worte«, sagte Lena. »Warum wohl hat die Schweizer Polizei ihn so schnell ausreisen lassen nach Deutschland? Wenn sie ihn auf dem Kieker gehabt hätte, dann hätte sie ihn hierbehalten und nicht in die EU geschickt.«
    »Hast du Angst?«, fragte Jenissej.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, dass ich sehr bald meine Aussage im Fall Jan Sikorski machen kann. Daran kann er mich nicht hindern. Und dann wird man die Staatsanwaltschaft bewegen müssen, sich seine Testreihen genauer anzusehen.«
    Vier Köpfe, vier Sektgläser. Aber die Stimmung war raus – wie der Alkohol aus dem Kirsch in dem Fondue.

65
    Vor Langeweile verwelkender Hauptkommissar sucht zwecks
Ausleben seiner kriminalistischen Triebe ausgewachsenen
Mord. Spätere Serienmorde nicht ausgeschlossen.
    Ich war ja so ein Trottel von einem Trottel! Wünsche mir einen aufregenden Mord. Damit mal was passiert. Und kriege das dann alles aufgetischt. Die Sache werde ich nie wieder los. Wer weiß, was noch alles dran hängt.
    Und trotzdem: Wem erklärt keiner was? Dem kleinen Lothar! Wer darf nicht in die Schweiz reisen, obwohl da die Musik spielt? Der kleine Lothar!
Nee, Melchmer, dafür
gibt es die grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Damit
die Schweizer in der Schweiz bleiben. Und damit wir schön
Steuergelder sparen und bei uns bleiben. Grenzüberschreitend
ist nur die Arbeit, Melchmer!
    Wenn die nicht dieses unverschämte Glück gehabt hätten, wäre ihnen der Lascheter durch die Lappen gegangen. Nach vierundzwanzig Stunden kann er gehen. Was genau hätten wir ihm vorwerfen können?
    Und dann macht dieser aalglatzenglatte Typ sich auf einmal aussageehrlich. Bei mir!
Ich gebe zu, dass ich Dr.   Hans-Henrik
Fogh unter Druck gesetzt habe
. Diese Selbstsicherheit in der Stimme!
Ich hab ihm nahegelegt, Herrn Dr.   Carlo Brogli
nötigenfalls zu töten, sofern es keine andere Option gäbe
. Nötigenfalls!
    Lothar Melchmer saß auf dem Balkon und schaute in den Hinterhof. Jemand musste kürzlich
Hertha
an das Garagentor gepinselt haben und daneben einen Totenschädel, derÄhnlichkeit mit Adolf Hitler hatte. Das Bier schäumte nicht richtig. Es war zu warm. Melanies Kur war verlängert worden. Und jetzt fielen die ersten Regentropfen ins Glas.
    »Schon gut, ich kapituliere«, sagte er und ging ins Wohnzimmer.
    Ich wollte vermeiden, dass der Kollege Brogli
– Kollege! Das muss man sich mal reinziehen: Kollege! In dem Moment!
Dass der Kollege Brogli meinem Mitarbeiter Dr.   Fogh
die Schuld am Unfalltod von Jan Sikorski zuweist. Fogh und
ich wussten, dass Brogli diese Möglichkeit gehabt hätte.
    Anstiftung zum Mord hätte nicht gereicht, ihn in Verwahrung zu nehmen. Schließlich war der gute Professor geständig. Die Idee vom dicken Fipps war gut: Suizidgefahr. Und die alten Artikel von den Vorwürfen gegen Lascheter wegen unethischer Forschung in Afrika. Das gibt uns ein paar Tage Zeit.
    Warum gesteht er freimütig, Fogh angestiftet zu haben? Um von sich selbst als Täter abzulenken? Hat er nicht nötig, die DNS der Schweizer Polizei war eindeutig. Fogh war’s, fertig, aus. Warum gesteht Lascheter seine Mitschuld? Nennt das Datum des Telefonats, gibt den Gesprächsverlauf wieder, erwähnt die Tipps, die er Fogh gegeben hat. Nur ein Arzt konnte Brogli so perfekt sedieren und vergiften.
Der
eingeschaltete Tomograph war eine
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